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Veröffentlicht am 12. August 2025

Verteidigen können, um nicht zu müssen

Zur Situation der Schweizer Armee nach der Zeitenwende.

Text: Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Armee

Unsere Armee heute

Die Abkehr von der Landesverteidigung als Wendepunkt

Am 16. Dezember 2003 fand im Eisstadion in Bern der Startanlass zur Armee XXI statt. Während der Zeremonie übergab Bundesrat Samuel Schmid symbolisch den persönlichen Fanion von General Henri Guisan an Korpskommandant Christophe Keckeis, den ersten Chef der Armee.

Im Rückblick stellte die Reform Armee XXI im Jahr 2004 einen Wendepunkt in der Geschichte der Schweizer Armee dar. Das erste Mal sollte die Armee als Kernauftrag nicht mehr verteidigen, sondern hauptsächlich die zivilen Behörden unterstützen. Also eine Ausrichtung auf die damals als am wahrscheinlichsten beurteilten Einsätze. Die Landesverteidigung sollte mit der Armee XXI lediglich noch als Kompetenz erhalten werden.

Das Konzept, nach welchem die Armee ausgerichtet wurde, lautete «Sicherheit durch Kooperation», dem Motto des zugrunde liegenden Sicherheitspolitischen Berichts 2000. Dies bedeutete eine Zusammenarbeit nach innen, um Gefahren und Bedrohungen der inneren Sicherheit abzuwehren, und Kooperation nach aussen, um einen Beitrag zur internationalen Sicherheit zu leisten.

Die Armee hat die ihr von der Politik erteilten Aufträge erfüllt

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Die Armee hat ihre Aufträge seither erfüllt. In unzähligen Assistenzdiensteinsätzen hat sie die zivilen Behörden im Konferenz- und Botschaftsschutz, im Migrationswesen und bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie unterstützt. Bei Umweltereignissen hat sie Spontanhilfe geleistet, innert Stunden oder Tagen Menschen evakuiert, Notbrücken errichtet und mit schwerem Gerät die Schäden behoben. An diversen Sportanlässen von nationaler Bedeutung hat sie vielfältige Unterstützungsleistungen erbracht. Alle Einsätze und Leistungen wurden ohne grössere Zwischenfälle und zur vollen Zufriedenheit der jeweiligen Auftraggeber geleistet.

Jahr für Jahr erfüllen rund 400 freiwillige Armeeangehörige den dritten Armeeauftrag: Die militärische Friedensförderung. Sie leisten international anerkannte Beiträge zur Stabilität auf dem Balkan, in Afrika oder als UN-Militärbeobachter auf der ganzen Welt.

Die Verteidigung konnte als Kompetenz erhalten werden

Zwar wurden sowohl in der höheren Kaderausbildung wie auch in den Rekrutenschulen und den Wiederholungskursen in den letzten Jahren die Verteidigung ausgebildet und trainiert. Aber erst mit der Auflage des «Schwarzen Buches» im August 2023 erfolgte armeeintern wieder eine konsequente Ausrichtung auf die Verteidigung. Seither fanden wieder grosse Truppenübungen inmitten der Schweizer Bevölkerung und jüngst auch im Ausland statt. Die Luftwaffe demonstrierte mit Landungen auf der A1 ihre Fähigkeit zur Dezentralisierung.

Diese Übungen demonstrieren, dass das Savoir-faire der Verteidigung erhalten werden konnte. Die Übung TRIAS 25 zeigte zudem auf, dass unsere Miliz auch den Vergleich mit ausländischen Armeen nicht scheuen muss. Genau wie bei anderen Armeen könnte die Einsatzbereitschaft für die Verteidigung nach einer mehrmonatigen einsatzbezogenen Ausbildung erreicht werden.

Die militärische Ausbildung ist bei der Wirtschaft wieder anerkannt

Leadership zu lernen bedeutet, das Menschliche zu lernen. Es ist ein generationsübergreifender Akt. Individuelle Erfahrungen werden zu lebendigem, agilem und anpassungsfähigem Wissen vereint. Waffen gehören zur Ausrüstung eines jeden Soldaten, aber die schönste und wirksamste unter ihnen ist zweifellos die Führung. Ich bin stolz auf die lange Geschichte der Zusammenarbeit zwischen der Schweizer Armee und der SBB. Wir tragen gemeinsam dazu bei, dass in unserem Land Verbindungen entstehen und gedeihen.
Vincent Ducrot, CEO SBB

Jedes Jahr bildet die Armee über 20‘000 Schweizer Bürgerinnen und Bürger zu Armeeangehörigen aus und rund 3‘000 von ihnen zu Kadern. Die Kaderausbildung der Armee steht in der Privatwirtschaft so hoch im Kurs wie schon lange nicht mehr. Über 100 namhafte Unternehmen bezeugen dies mit Testimonials. Ein Beweis für die gestiegene Akzeptanz ist auch das zunehmende Interesse von zivilen Konzernleitungen und Krisenstäben, die sich bei der Armee im Krisenmanagement ausbilden lassen. Damit leistet die Armee einen Beitrag zur Resilienz von Wirtschaft und kritischen Infrastrukturen.

Die Sparjahre haben tiefe Spuren bei der Ausrüstung hinterlassen

Diese Erfolge verdecken in der öffentlichen Wahrnehmung den tatsächlichen materiellen Zustand der Armee. Seit dem Ende des Kalten Krieges sanken die Armeeausgaben gemessen am Bundeshaushalt stetig, von rund 16 auf 6 Prozent. Gleichzeitig wurde bei der Armee massiv gespart. Vorsichtige Schätzungen gehen von einer Friedensdividende von über 40 Milliarden Franken aus, die NZZ spricht gar von rund 140 Milliarden Franken.

Wie auch immer. Die Folgen sind weitreichend. Die Kriegslogistik wurde aufgegeben und die Logistik nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen organisiert. Das immer älter werdende Material wird immer teurer im Unterhalt. Gewisse Systeme, wie z.B. die Panzerhaubitze M109 und der Schützenpanzer M113, wurden nur noch erhalten, um die Artillerie nicht komplett zu verlieren. Sowohl der militärische Nutzen dieser Systeme als auch die Akzeptanz bei der Truppe sind gering. Aus Finanzgründen konnten sie bis heute nicht ersetzt werden.

Bei neuen Beschaffungen war es nicht möglich, alle Verbände vollständig auszurüsten. So kann heute nur noch ein Drittel der Truppenkörper vollständig für die Verteidigung ausgerüstet werden. Die aktuelle Munitionsbevorratung ist auf die Ausbildung ausgerichtet. Auf den genannten Argumenten basiert die Aussage, dass sich die Schweiz, je nach Gegner und Szenario, nur wenige Wochen verteidigen könnte.

Die finanziellen Engpässe limitieren die Verteidigungsfähigkeit

Die Armee hat heute drei Herausforderungen bei den Finanzen. Erstens steigen durch die Überalterung von Systemen und mit der Zunahme der Anzahl Systeme die Betriebskosten. Gleichzeitig verordnete das Parlament Sparmassnahmen im Betrieb.

Die zweite Herausforderung besteht beim aktuell hohen Überhang von eingegangenen Verpflichtungen versus der zugesprochenen Finanzmittel. Nach aktueller Finanzplanung können erst ab 2028 zusätzliche, neue grössere Beschaffungen bezahlt werden.

Die dritte Herausforderung ist der Finanzbedarf zur vollständigen Ausrüstung der heutigen Armee. Er liegt bei rund 40 Milliarden für Material sowie 10 Milliarden für Munition und Ersatzteile. Dieser Betrag ist nicht neu. Er wurde bereits kurz nach der Einführung der Armee XXI genannt, als es um den damals so genannten «Aufwuchs“ ging, also die Rückkehr vom Kompetenzerhalt zur Verteidigungsfähigkeit.

Interne Planungen der Armee weisen einen unmittelbaren Bedarf von 13 Milliarden auf, um eine minimale Verteidigungsfähigkeit wiederzuerlangen. Diese Berechnungen stammen aus dem Jahr 2023. In der Zwischenzeit haben die internationale Nachfrage, die Teuerung und Lieferfristen massiv zugenommen. So kostete Panzermunition vor dem Krieg 1'200 Dollar pro Granate. Seither stiegen die Preise auf über 7'400 Dollar.

Bei der Abwehr von Bedrohungen aus der Luft bestehen Fähigkeitslücken

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Nebst den veraltenden und fehlenden Systemen bestehen in gewissen Fähigkeitsbereichen grosse Verwundbarkeiten. Namentlich verfügt die Schweiz heute noch über keine Abwehr gegen ballistische Lenkwaffen, Marschflugkörper und Drohnen. Diese Bedrohungsarten haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Im Nahen Osten wie auch in der Ukraine gehören Angriffe mit Distanzwaffen auf die Bevölkerung zum Kriegsalltag.

Erst mit der Einführung der neuen Luftverteidigung ab 2028, bestehend aus dem neuen Kampfflugzeug F-35, dem bodengestützten Luftverteidigungssystem grösserer Reichweite «Patriot» und dem bodengestützten Luftverteidigungssystem mittlerer Reichweite «IRIS-T», kann unsere Bevölkerung und Infrastruktur wirksam vor Bedrohungen aus der Luft geschützt werden. Auch für die Abwehr von grösseren Drohnen und tieffliegenden Marschflugkörpern werden die Systeme erst Anfang der 2030er-Jahre beschafft.

Der Verlust des Heeres konnte knapp abgewendet werden

Viele europäische Armeen evaluieren und beschaffen aktuell neue schwere Mittel, insbesondere auch Kampfpanzer. Darunter sind Deutschland, Polen, Schweden, Italien, Ungarn und Grossbritannien. Das Heer ist immer noch das einzige und oft letzte Mittel, um als Verteidiger militärische Entscheidungen herbeizuführen. Sollten Geländeteile der Schweiz besetzt werden, kann nur das Heer diese zurückgewinnen.

Bereits im Bericht «Zukunft der Bodentruppen»v legte die Armee 2019 dar, dass viele der Systeme am Boden bis 2030 an ihr Lebensende gelangen. Ohne ein rechtzeitiges Projekt zum Ersatz entstehen Fähigkeitslücken. Damit wäre das Heer als Gesamtsystem nicht mehr einsatzfähig. Mit der Armeebotschaft 2024 legten Bundesrat und Parlament den Richtungsentscheid für die Entwicklung der Armee über die nächsten Jahre fest.

Durch den Entscheid, in einer ersten Phase die grössten Lücken der Armee am Boden, in der Luft und im Cyberraum zu schliessen, konnten im Rüstungsprogramm 2025 Beschaffungen aufgelegt werden, um die Artillerie zu erneuern und den Kampfpanzer 87 wenigstens teilweise bis in die 2030er-Jahre zu erhalten. Bis dann wird auch klarer sein, was für Optionen in Zukunft für eine Nachfolge bestehen.

Die Zeitenwende ist eingetreten

Von der regelbasierten Ordnung zu einer multipolaren Welt

Bereits im Aussenpolitischen Bericht aus dem Jahr 2021 schreibt das EDA von einer Zeitenwende. Veröffentlicht wurde der Bericht am 2. Februar 2022, also drei Wochen vor dem völkerrechtswidrigen Angriff von Russland auf die Ukraine und bevor ihn Bundeskanzler Scholz in seiner historischen Rede benutzte. Verwendet hat das EDA den Begriff mit der Feststellung, dass immer mehr Länder die bestehende regelbasierte Sicherheitsordnung in Frage stellen und eine neue Ordnung, sprich eine multipolare Weltordnung, anstreben. Eine Welt, in der die Grossmächte die Regeln untereinander bestimmen.

Angeführt werden diese Länder von China, welches zwar die UN-Charta respektiert, aber attestiert, dass in der aktuellen regelbasierten Ordnung nur ein Land, gemeint sind die USA, diese festlegen und sich selber nicht einmal daran halten würde. China versucht mit Organisationen wie BRICS+ und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit den globalen Süden auf seine Seite zu ziehen.

Der Ukrainekrieg als Weckruf für Europas Sicherheit

Im geopolitischen Vergleich lässt sich sagen: Wenn China das Klima ist, dann ist Russland das Wetter oder zumindest ein kräftiger Sturm. Der Krieg von Russland gegen die Ukraine stellt eine Zäsur dar und hat die Sicherheitslage in Europa massiv verschlechtert. Die Armee muss sich auftragsgemäss an der Bedrohung ausrichten. Die Bedrohung ist das Produkt aus militärischem Potenzial und der Absicht, dieses gegen uns einzusetzen.

Militärische Potenziale lassen sich beobachten und es dauert Jahre, diese aufzubauen. Absichten hingegen, das zeigt auch die neueste Geschichte, können sich rasch ändern. Das militärische Potenzial im Umfeld der Schweiz ist gestiegen und wächst unablässig weiter. Verschiedene europäische Nachrichtendienste, Analysten und selbst Verteidigungsminister äussern die Sorge, dass der Konflikt mit Russland weiter eskalieren könnte. Oft wird eine Eskalation ab dem Jahr 2028 genannt.

Militärtechnologische Revolution und ihre Konsequenzen

Gemäss Einschätzung von General Mark Milley, ehemaliger Vorsitzender der US Joint Chiefs of Staff, findet aktuell die grösste Revolution in Militärtechnologie statt, die es je gegeben hat. Getrieben durch Drohnen, Robotik, Einsatz künstlicher Intelligenz und der Digitalisierung des Gefechtsfeldes. Das Gefechtsfeld ist gläsern geworden und kinetische Wirkung kann weiter, rascher und präziser erzielt werden. Was man sehen kann, kann man treffen. Und sehen kann man alles. Neue Technologie ersetzt dabei nicht die bestehende, sondern macht diese im Gegenteil noch gefährlicher. Der Einsatz von Drohnen und mechanisierten Kräften ist keine Frage von entweder-oder, sondern von sowohl-als-auch.

Die Innovationszyklen sind kürzer geworden und dauern in der Ukraine 8 bis 12 Wochen. Dies im Gegensatz zu den traditionellen Beschaffungszyklen der Schweiz von 7 bis 12 Jahren. Technologie, Agilität und Innovation bestimmen heute genauso den Erfolg auf dem Gefechtsfeld wie Feuerüberlegenheit, Bewegung und Logistik.

Drohnen verändern den Charakter des Krieges

Während sich die Bedeutung von bewaffneten Drohnen bereits im Nagorno-Karabach-Krieg, in Syrien und zu Beginn des Ukrainekrieges abzeichnete, stellen handelsübliche, «Off-the-shelf-Drohnen» die eigentliche Disruption dar. Es findet ein eigentlicher Technologiekrieg um die Entwicklung und Abwehr von Drohnen statt.

Der Einfluss auf den Kriegsverlauf ist erheblich. So brachten Drohnen die Sommeroffensive 2023 der Ukraine zum Stehen und führten zum Abzug aus Kursk. Drohnen verwandeln heute einen Streifen von 15 km beidseits der Frontlinie in eine Todeszone.

Aber auch in der Tiefe des Raumes können mit Drohnen Bereitstellungen zerschlagen und operative Aktionen verhindert werden. Insbesondere die neueste Generation, durch Glasfaserkabel gesteuerte Drohnen, ist kaum abzuwehren. In der Konsequenz müssen eigene Kräfte und Führungseinrichtungen kleiner, verteilt, gut getarnt und immer in Bewegung sein.

Auch ein hybrider Krieg ist Krieg

Es besteht keine eindeutige Definition des Begriffs «hybrider Krieg». Vielleicht ist gerade das die Gefahr. Denn der Begriff der Hybridität darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Absichten dahinter dieselben sind wie einem konventionellen Krieg: Es geht auch in einem hybriden Krieg darum, eigene Interessen gegen einen anderen Staat durchzusetzen. Oder in den Worten des preussischen Generalmajors und Militärwissenschaftlers Carl von Clausewitz, ihm «den eigenen Willen aufzuzwingen».

Bereits heute ist Europa, und auch die Schweiz, das Ziel von gezielter Desinformation und Beeinflussungsoperationen. Gemäss dem Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes befinden wir uns schon in einem hybriden Krieg. Cyberangriffe finden in grossem Umfang gegen Wirtschaft und selbst kritische Infrastrukturen statt. Während die Cyberangriffe mit Ransomware bekannt werden, ist dies bei der Spionage und der Vorbereitung von Sabotage nicht der Fall.

In Europa sind zwischenzeitlich zahlreiche Fälle von Sabotage mit russischer Beteiligung nachweisbar. Als Belarus syrische Flüchtlinge in grosser Zahl an die polnische Grenze stellte, nannte die EU dies bereits hybride Kriegsführung. Das Ziel des Angreifers in einer ersten Phase ist es, unterhalb der Kriegsschwelle zu bleiben. Das darf den Verteidiger nicht dazu verleiten, die Gefährlichkeit zu unterschätzen. Schliesslich kann ein hybrider Konflikt jederzeit in einen konventionellen Krieg münden.

Glaubwürdig darlegen, dass wir bereit sind, unsere Souveränität zu verteidigen

Die bestimmende Lageentwicklungsmöglichkeit für die Schweiz stellt ein gespaltenes und destabilisiertes Europa dar. Auch wenn eine direkte Involvierung der Schweiz in einen Konflikt heute wenig wahrscheinlich erscheint, sicher ist auf jeden Fall: Die Zeitenwende ist eingetreten. Die Welt wird nicht mehr so sein, wie sie einst war. Wir müssen glaubwürdig darlegen, dass wir bereit sind, unsere Souveränität zu verteidigen – auf dem Boden, in der Luft und im Cyberraum.

Die Bevölkerung würde es nicht verstehen, warum ein solches Szenario nicht frühzeitig erkannt und keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden. Denn: Die Armee ist die letzte Sicherheitsreserve der Schweiz.

Der Weg zur rechtzeitigen Verteidigungsfähigkeit

Es braucht sowohl ein Zielbild 2040 als auch Sofortmassnahmen

Fähigkeitsprofil (PUGNA)

Die heutige Organisation der Armee stammt im Ursprung noch immer aus der Armee XXI von 2004 und wurde mit der Weiterentwicklung der Armee 2018 angepasst. Die Armee wird in den nächsten zwei Jahren ein neues Zielbild erarbeiten. Das Zielbild 2040 wird die grossen Leitlinien der Entwicklung in Doktrin, Organisation, Ausbildung, Material und Personal aufzeigen. Insbesondere muss es den technologischen Entwicklungen Rechnung tragen.

Die Umsetzung wird adaptiv und schrittweise erfolgen. Gleichzeitig muss im Sinne einer Sofortmassnahme die heutige Armee für die Verteidigung ausgerüstet werden. Dies ist zu betonen: ausgerüstet. Es ist unverantwortbar, dass zur Erfüllung des Armeeauftrages der Verteidigung zwei Drittel der Milizangehörigen nicht ausgerüstet und munitioniert werden können. Diese Sofortmassnahme darf zudem den Entscheid der zukünftigen Ausrichtung der Armee nicht präjudizieren.

Adaptive Weiterentwicklung, weil die Dringlichkeit keine grossen Reformen zulässt

Mit den Armeereformen seit 1995 wurde die Armee jedes Mal verkleinert und deren Fähigkeiten reduziert. Man ist von der bestehenden Armee ausgegangen, hat definiert, wie die nächste, kleinere Armee aussehen soll, hat das nötige überführt und der Rest wurde ausser Dienst gestellt.

Die aktuelle Herausforderung ist eine andere. Basierend auf einem Investitionsbedarf von rund 40 Milliarden und jährlichen Investitionen von zwei bis drei Milliarden kann nicht auf einen Stichtag hin eine Reform durchgeführt werden. Der Aufbau der Armee für die Verteidigung wird Jahre oder wenige Jahrzehnte dauern. Der Aufbau muss deshalb in Schritten erfolgen. Ebenso verhält es sich mit der Militärtechnologie. Der exponentiell verlaufende technologische Wandel bedarf einer schrittweisen Einführung bei der Truppe.

Die Armee hat bereits bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich schrittweise und ohne grosse Reformen zu entwickeln. Sei es mit der Einführung des Kommando Cyber per 1. Januar 2024 oder der nun folgenden Reorganisation der Luftwaffe per 1. Januar 2026. Genau so soll zukünftig die Armee adaptiv in Schritten an die technologischen Herausforderungen angepasst und die Strukturen verändert werden.

Innovation und Technologie bestimmen den Erfolg auf dem Gefechtsfeld

Innovation ist nicht etwas, was in Stäben oder Forschungslabors entwickelt wird, sondern muss jederzeit und überall stattfinden. Insbesondere muss Innovation draussen bei der Truppe stattfinden. Die Milizarmee ist mit ihren über 140'000 potenziellen Innovatoren der grösste Think Tank der Schweiz. Innovation unterscheidet sich von einer Idee schliesslich dadurch, dass sie bei der Truppe Nutzen erzeugt.

Es muss nebst den traditionellen Beschaffungen finanzieller Raum für Innovation geschaffen werden. Die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit mit Startups müssen vereinfacht werden. Nur so kann mit den exponentiellen technologischen Entwicklungen mitgehalten werden. Nur so bringt Innovation Nutzen auf dem Gefechtsfeld. Im Auftrag der Armee führt die armasuisse aktuell die Task Force Drohnen mit dem Ziel, ein System eigener Angriffsdrohnen für die Schweiz zu entwickeln.

Die Vorteile sind offensichtlich. Die Schweiz ist führend in Drohnentechnologie, Drohnen sind günstig herzustellen und präzise. Für die Armee als Verteidigerin im eigenen Gelände sind dies entscheidende Faktoren.

Der F-35 verändert das Spiel zu unseren Gunsten

Die drei Jahre dauernde Evaluation eines neuen Kampfflugzeugs für die Schweiz führte sowohl hinsichtlich der Erfüllung der Anforderungen als auch beim Preis zu einem klaren Sieger: dem F-35. Damit blieb für den Typenentscheid nur eine Option. Obwohl die Anforderungen ursprünglich für ein Kampfflugzeug der vierten Generation formuliert worden waren, setzte sich der F-35, ein Flugzeug der fünften Generation, in der Bewertung klar durch. Seine Tarnkappeneigenschaften (stark reduzierter Radarquerschnitt) verschaffen ihm im Luftkampf einen entscheidenden Vorteil. Simulationen ergaben ein Überlegenheitsverhältnis von 20:1 gegenüber Kampfflugzeugen der vierten Generation.

Die Reichweite und Präzision seiner Sensorik ermöglichen die Bekämpfung von Zielen auf grosse Distanz und auch ausserhalb der Sichtweite. Durch die Fusion verschiedener Sensoren wird der F-35 faktisch zu einem fliegenden Frühwarn- und Informationsbeschaffungssystem, einem kleinen AWACS. Dieses Akronym steht für Airborne Warning and Control System. Auf Deutsch: Luftgestütztes Frühwarn- und Kontrollsystem. Zudem liefert das umfassende Luftlagebild des F-35 eine Grundlage für die frühzeitige Erkennung und Abwehr von Marschflugkörpern und Drohnen.

Die Entwicklung des F-35 ist ein internationales Projekt unter Beteiligung von acht Partnerstaaten, darunter Italien, die Niederlande und das Vereinigte Königreich. Mit über 800 geplanten Maschinen wird der F-35 das am weitesten verbreitete Kampfflugzeug in Europa sein. Produziert wird er in den USA, in Italien und in Japan. Auch die Schweiz wird, neben acht in den USA hergestellten Flugzeugen, 28 Maschinen aus europäischer Produktion beziehen.

Der Schweizer Beschaffungsumfang umfasst eine Logistik, die einen autonomen Betrieb der Flotte über mindestens sechs Monate auch bei geschlossenen Grenzen gewährleisten sollen. Im Rahmen der Evaluation sowie im Austausch mit europäischen Luftwaffen konnte zudem bestätigt werden, dass es keinen sogenannten «Kill-Switch» gibt (siehe Richtigstellung «Schweiz kann F-35A und das Patriot-System eigenständig einsetzen» des VBS vom 7. März 2025).

Der Bedarf an Infrastruktur und Immobilien ist gestiegen

Nach Beginn des Ukrainekrieges stoppte die Armeeführung den Verkauf und Abbau von Kampf- und Führungsinfrastrukturen. Diese Anlagen sind unverzichtbar, nicht nur für die Kampfführung, Logistik und Führungsunterstützung, sondern vor allem auch für die Ausbildung und Unterbringung der Truppe. Während der Rekrutenschulen sind die Liegenschaften der Armee vollständig ausgelastet. Jede Schliessung eines Standorts würde teure Ersatzinvestitionen in Millionenhöhe erfordern. Gelder, die dringend für die Verteidigungsfähigkeit benötigt werden.

Längst sind keine wertvollen Liegenschaften in zentralen Lagen mehr vorhanden die veräussert werden könnten. Im Gegenteil: In den letzten Jahren wurde der Unterhalt vieler Anlagen vernachlässigt, was zu einem Sanierungsstau in dreistelliger Millionenhöhe geführt hat.

Ohne Einsatzlogistik kein Erfolg in der Verteidigung

Mit der Einführung der Armee XXI wurde die damals noch vorhandene Kriegslogistik aufgegeben. An ihre Stelle trat ein nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen aufgebautes System aus fünf Armeelogistikzentren, jeweils mit einem Hochregallager. Der Logistikbasis der Armee (LBA) gelingt es seither, das immer knapper und älter werdende Material rechtzeitig für Schulen und Kurse bereitzustellen. Strukturen und Prozesse sind darauf optimiert. Parallel dazu konnten im Rahmen der Weiterentwicklung der Armee Mobilmachungskonzepte erarbeitet und eingeübt werden.

Was heute jedoch fehlt, ist eine Einsatzlogistik – geschützte Transportmittel und Truppen, die Munition und Nachschub aus unterirdischen Lagern zur kämpfenden Truppe bringen, sowie die dafür erforderlichen einsatzkritischen Informations- und Logistiksysteme. Die LBA erstellt derzeit ein entsprechendes Konzept, es soll noch in diesem Jahr vorliegen.

Die neue Digitalisierungsplattform bildet die Voraussetzung für den Gefechtserfolg

Der Kernprozess jeder Streitkraft ist der sogenannte Sensor-to-Shooter-Loop. Es geht dabei darum, aus möglichst vielen Domänen, vor allem Luft, Boden und Cyber, Informationen zu gewinnen, diese zu einem Lagebild zu verarbeiten, um schliesslich die eigene Wirkung rasch und präzise erzielen zu können. Im Gefecht gilt «kill or be killed» oder wer schneller ist, gewinnt. Dies ist nur noch mit Digitalisierung möglich.

Die Schweiz hat den Vorteil, dass sie als Verteidiger im eigenen Gelände kämpft. Diesen Vorteil nutzen wir auch im digitalen Raum. Mit den zwei vollgeschützten Rechenzentren, verteilten weiteren Rechenzentren sowie dem Führungsnetz Schweiz steht eine hochsichere und robuste IT- und Kommunikationsinfrastruktur zur Verfügung.

Darauf basierend setzt die Truppe ihre Kommunikations- und Informatiksysteme ein. Alle genannten Komponenten bilden zusammen die neue Digitalisierungsplattform, kurz NDP. Sie wird im Juli 2026 ihren Betrieb aufnehmen. Bereits heute sind erste einsatzkritische Anwendungen installiert und in Betrieb. Das Projekt ist auf Kurs.

Internationale Kooperation stärkt die autonome Verteidigungsfähigkeit

Der Austausch mit anderen Armeen ist unerlässlich und stärkt direkt die Verteidigungsfähigkeit der Armee. Erstens geht es um den Wissenstransfer. Selbst mit einem zigfach höheren Budget könnte die Armee nicht rechtzeitig alles selber erarbeiten. Die Armee und armasuisse sind von der Politik und der eidgenössischen Finanzkontrolle angehalten, Standardlösungen zu beschaffen und nicht zu «helvetisieren».

Was in der Industrie die «ISO-Norm» ist, sind in der Militärtechnologie NATO-Standards. Selbst europäische Beschaffungen, unabhängig davon ob Flugzeuge, Luftabwehr oder Führungsinformationssysteme, folgen diesem Standard. Das ist umgekehrt auch eine Chance. Durch Austausch mit unseren Partnern kann wertvolles Wissen gewonnen, Einführungen optimiert und umgekehrt können Fehler vermieden werden.

Zweitens geht es um Ausbildungsmöglichkeiten. Das Training von Bodentruppen auf ausländischen Übungsplätzen dient der Gewinnung von Erfahrung, die in der Schweiz in dieser Art nicht möglich wäre. Was bei der Luftwaffe oder den Spezialkräften schon lange gilt, gilt umso mehr auch für das Heer und die Infanterie. Die Schweiz verfügt über keine Übungsplätze für den Kampf im urbanen Gebiet. Auch über Übungsplätze für die mechanisierten Truppen verfügen wir nicht. Die Übung TRIAS 25 in Allentsteig, Österreich, hat den Nutzen klar aufgezeigt.

Drittens und schliesslich geht es auch darum, dem Bundesrat Optionen im Falle eines Konfliktes zu schaffen. Wenn die Schweiz angegriffen wird, sind die Neutralitätsverpflichtungen hinfällig und der Bundesrat kann Kooperationen beschliessen. Zusammenarbeit zwischen Armeen benötigt «Interoperabilität», d.h. angeglichene Prozesse, Strukturen, Standards und sogar Systeme. Interoperabilität aufzubauen, dauert Jahre. Deshalb übernehmen wir Standards, kaufen Standardsysteme und passen, wo sinnvoll, unsere Prozesse und Strukturen an.

Schützenpanzer

Dissuasion: Alter Begriff mit neuer Aktualität

Der Begriff der Dissuasion war während des Kalten Krieges tief in der Schweizer Sicherheitspolitik verankert. Gemeint war damit, durch glaubwürdig demonstrierte Verteidigungsbereitschaft eine mögliche Gegenseite davon abzuhalten, Aktionen gegen die Schweiz durchzuführen. Kämpfen können, um nicht zu müssen.

Das Ausland wusste um unsere Möglichkeit, innert Tagen die Armee zu mobilisieren. Es wusste, dass jeder Schweizer Armeeangehörige Ausrüstung, Sturmgewehr und sogar Munition zu Hause aufbewahrte. Letzteres, um sich auf dem Weg zum Mobilmachungsplatz schützen zu können, aber auch als Zeichen des Vertrauens der politischen Behörden gegenüber unserer Miliz. Das Ausland wusste um den Zusammenhalt und die Resilienz in der Bevölkerung. Es wusste aber auch um die flächendeckende Ausrüstung und die unterirdische Kampf- und Führungsinfrastruktur.

Dissuasion heisst, uns auf unsere Stärken zu besinnen

Dissuasion

Viele der früheren Stärken der Armee sind heute noch vorhanden oder können mit tragbarem Aufwand wiedergestellt oder neu aufgebaut werden. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen und auf diesen aufbauen. Das ist Dissuasion – auch heute noch.

Noch immer verfügen wir über das Milizsystem. Aktuell mit einem Sollbestand von 100'000 Armeeangehörigen. Diese erkennen gemäss Befragungen wieder die Notwendigkeit und Bedeutung ihres Dienstes. Rund 1'000 meldeten sich freiwillig für ein Training im Ausland – über Ostern. Das ist Tatbeweis.

Das Mobilmachungs- und Bereitschaftssystem erlaubt es, innert Stunden erste Kräfte im Einsatz zu haben und innert zehn Tagen 35'000 aufzubieten und auszurüsten. Und noch immer hat jeder Armeeangehörige seine Ausrüstung und die Waffe zu Hause.

Noch immer bestehen geschützte Kampf- und Führungsinfrastrukturen in grosser Zahl. Sie basieren auf einem starken Gelände, welches besonders auch in einer neuen Art der Kriegsführung dem Verteidiger einen Vorteil verschafft.

Truppenübungen wie LUX 23, PILUM 24, TRIAS 25 oder in den Bataillonen beweisen, dass die Kompetenz zur Verteidigung noch immer vorhanden ist. Über diese Stärken zu verfügen, ist wichtig. Genauso wichtig ist es, diese gegen aussen zu demonstrieren. Nur so entfalten sie Abhaltewirkung. Dissuasion beinhaltet auch eine Komponente der Abschreckung. Ein möglicher Gegner soll wissen, dass er ebenfalls Verluste tragen muss, wenn er Aktionen gegen die Schweiz durchführt. Mit dem F-35, der zur Beschaffung geplanten Raketenartillerie, den Spezialkräften und Cyber wird die Armee über Mittel zur Abschreckung verfügen.

PILUM

Die Armee braucht jetzt vor allem Verbindlichkeit

Klares Bekenntnis zur Verteidigung

Die mit dem 2022 publizierten Zusatzbericht zum Sicherheitspolitischen Bericht 2021 postulierte Stärkung der Verteidigungsfähigkeit bedeutet zwar eine Erhöhung der Kompetenz, jedoch noch keine konsequente Ausrichtung auf die Verteidigung. Auch der Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates (23.3000) bleibt in den Konsequenzen vage.

In der aktuell sich verschlechternden Sicherheitslage wäre es jetzt dringend geboten, Klartext zu sprechen und die Wiedererlangung der Verteidigungsfähigkeit als Primärauftrag zu erteilen. Die Antwort des Bundesrates auf die Interpellation Theiler (25.3415) ist dabei ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung.

Sicherheit und Verteidigung müssen umfassend betrachtet werden

Darüber, ob der frühere Begriff der «Gesamtverteidigung» heute noch passend ist, mag man geteilter Meinung sein. Der Inhalt hingegen ist aktueller denn je. In der hybriden Phase eines Konfliktes muss einer Gegenseite durch Resilienz und Durchhaltefähigkeit aufgezeigt werden, dass Aktionen gegen die Schweiz ihr Ziel verfehlen. Alle sicherheitspolitischen Instrumente und alle Massnahmen auf den Stufen Bund, Kantone und Gemeinde müssen darauf ausgerichtet sein.

Die Armee ist schliesslich die letzte Reserve. Danach kommt nichts mehr. Die erforderlichen Leistungen der Armee sind in einer Strategie der umfassenden Sicherheit und umfassenden Verteidigung zu positionieren und die Zusammenarbeit mit allen Partnern im Sicherheitsverbund zu trainieren.

Die Armee hat einen Plan, aber es fehlt an Planungssicherheit

Bereits im «Schwarzen Buch» legte die Armee mit konkreten und machbaren Plänen dar, dass ein erster und minimaler Schritt zur Ausrüstung der heutigen Armee zur Verteidigung rund 13 Milliarden Franken kosten würde. Die Erhöhung des Armeebudgets auf ein Prozent des BIP bis 2032 ist vom Parlament beschlossen, die Umsetzung jedoch weiterhin ungewiss und die Armee braucht Planungssicherheit.

Es fehlt nicht nur am Geld, sondern vor allem auch an der Zeit

Die rechtliche Kompetenz für die Ausrichtung, Organisation und Finanzierung der Armee liegt bei Bundesrat und Parlament. Auch die Verantwortung für die Beurteilung der Risiken und Bedrohungen der Schweiz liegt bei den politischen Behörden. Die Armee verfügt hingegen über Spezialisten, die aufzeigen können, welche militärischen Mittel notwendig sind, um ihnen entgegenzutreten.

Die Armee kennt ihren eigenen Zustand mit Stärken und Schwächen nur zu genau. Sie zeigt den schrittweisen Bedarf an Mitteln auf, den es braucht, um von der heutigen Armee zu einer Verteidigungsarmee zu gelangen. Mit mehr Finanzen ist dieser Zustand rascher erreicht, mit weniger dauert es entsprechend länger. Nach heutiger Planung ist der erste Schritt zur Verteidigungsfähigkeit im Umfang von rund 13 Milliarden Franken frühestens Anfang bis Mitte der 2030er-Jahre umgesetzt. Das ist gemessen an der aktuellen geopolitischen Entwicklung möglicherweise zu spät.

Es braucht ein neues Dienstpflichtsystem

Truppenübung TRIAS 25

Es wird viel über Systeme, Projekte und Finanzen der Armee geschrieben. Das wichtigste ist jedoch nach wie vor der Mensch. Unser Milizsystem ist dabei weltweit in seiner Form einzigartig. Unsere Armee sind Bürgerinnen und Bürger, die einen besonderen Dienst zur Sicherheit von uns allen leisten. Im Ernstfall auch unter Einsatz ihres Lebens.

Viele Länder beneiden uns um dieses System und tatsächlich müssen wir ihm Sorge tragen. Aktuell beträgt der Effektivbestand der Armee rund 147'000 Armeeangehörige. Damit liegt er höher als die im Gesetz vorgeschriebenen 140'000. Aber bereits Ende dieses Jahrzehnts, mit dem Ablauf der Übergangslösung, wird der Effektivbestand auf rund 125'000 Armeeangehörige sinken.

Bereits heute betragen in vielen Einheiten die Bestände in den Wiederholungskursen nur noch 50 bis 70 Prozent. Gemessen am aktuellen Sollbestand ist die Anzahl der jährlich ausgehobenen Wehrpflichtigen zwar genügend, jedoch wechseln zu viele nach der Rekrutenschule in den Zivildienst. Es braucht daher kurz- bis mittelfristig ein neues Dienstpflichtsystem, um unser Milizsystem erhalten zu können.

Fazit

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Die sicherheitspolitische Lage weltweit und in Europa hat sich grundlegend verändert. Es gilt nun, glaubwürdig darzulegen, dass wir bereit sind, unsere Souveränität zu verteidigen – am Boden, in der Luft und im Cyberraum. Verteidigen können, um nicht zu müssen.

Die Armee hat in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen, dass sie trotz finanzieller und materieller Engpässe in der Lage ist, ihre Aufträge zu erfüllen. Die Grundlagen für den Aufwuchs sind vorhanden. Die Umsetzung erfordert jedoch nicht nur ein klares Bekenntnis zur Verteidigungsfähigkeit, sondern auch Planungssicherheit in Bezug auf Material, Personal und internationale Kooperation. Die Zeit drängt.

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