Die Schlussrunde
Ganz ehrlich, schöner geht es kaum. Wir stehen auf einer grossen Terrasse. Vor uns das Landwassertal. Der Himmel stahlblau, Berge thronen stolz über Davos. Die Sonne wärmt das Gesicht. In der Hand ein gutes Glas Weisswein. Vielleicht schon fast ein wenig kitschig, Graubünden eben.
31.05.2022 | CUMINAIVEL | ft
«Geschätzte Kameradinnen und Kameraden. Ich heisse Sie alle herzlich willkommen. Heute stossen wir an auf einen gelungenen WEF-Einsatz.» Die Worte von Divisionär Lucas Caduff nehmen es bereits vorweg. Seine Bilanz als Kommandant der Territorialdivision 3 (Ter Div 3) fällt durchwegs positiv aus. Das freut die geladenen Gäste. Unter ihnen Bataillonskommandanten, Einsatzchefs, Nachrichten- und Verbindungsoffiziere, weitere höhere Kader sowie zivile Partner. Vor Ort war auch Peter Peyer. Er ist Bündner Regierungsrat und Sicherheitsdirektor. Wir gehen zu ihm hin und möchten wissen:
Herr Peyer, die Umstände waren in diesem Jahr andere als sonst. Normalerweise findet das WEF im Januar und damit im Winter statt. Heuer wurde das Jahrestreffen im Mai durchgeführt. Was waren aus Ihrer Sicht die grossen Herausforderungen?
Die Herausforderungen lagen besonders in der Sicherung der Zufahrtswege nach Davos. Im Januar, wenn das WEF normalerweise stattfindet, liegt viel Schnee und der Flüelapass und die Davoser Seitentäler sind dann nicht befahrbar. So bildet also der Schnee ein natürliches Sicherheitsdispositiv. Jetzt im Mai können wir nicht auf die weisse Pracht zählen und das bedeutet, dass zusätzlich gesichert werden musste. Weiter ist es im Mai deutlich wärmer als im Januar. Das kann einerseits ein Vorteil sein, andererseits sind hohe Temperaturen auch für gewisse Funktionen störend. Ich denke gerade an die Soldaten auf der Wache mit ihren Splitterschutzwesen. Hier sind kühlere Temperaturen wohl angenehmer.
Mögen Sie das WEF lieber im Winter oder im Frühsommer und weshalb?
Das spielt eigentlich nicht so eine Rolle. Der Auftrag im Bereich der Sicherheit ist der gleiche, egal ob im Januar oder im Mai. Was mir aber persönlich aufgefallen ist, sind die veränderten Settings rund um das Kongresszentrum. Damit meine ich, dass es gefühlt weniger Absperrgitter gab. Es war irgendwie viel transparenter und offener, auch wenn die Sicherheit voll gewährleistet war. Ich denke, dass es so auch angenehmer ist für die Einwohnerinnen und Einwohner von Davos.
Was hat sich im Vergleich zur letzten Austragung des Jahrestreffens im Sicherheitsbereich verändert?
Die Zusammenarbeit unter den Sicherheitspartner verbessert sich von Jahr zu Jahr. So hat das Militär zum ersten Mal mit Mini-Drohnen gearbeitet. Das ist sicherlich eine positive Veränderung im Sicherheitsbereich. Weiter ergänzten sich Militärpolizei und Kantonspolizei bestens. Letztlich geht es darum, dass völkerrechtlich geschützten Personen nichts zustösst. Gleiches gilt natürlich auch für alle anderen Menschen in und um Davos. Sicherheit ist unsere Aufgabe und wir erfüllen sie seit Jahrzehnten und zu jeder Jahreszeit.
Wo gibt es aus Ihrer Sicht noch Verbesserungspotenzial?
Es gibt immer etwas, das optimiert werden kann. Was aber sicher gilt: Armee, Polizei und zivile Sicherheitspartner sind inzwischen ein eingespieltes Team. Sie wissen, was zu tun ist. Nach einem WEF schauen wir, wo wir feinjustieren müssen. Das grosse Ganze aber funktioniert einwandfrei.
Haben Sie in den letzten Tagen die Truppen besucht? Was ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Ja, ich habe einige Standorte besucht. Und ich war erfreut, wie motiviert die Leute arbeiten. Sie helfen einander, lernen voneinander und ziehen es zusammen durch. Dieser positive Drive hat mich besonders beeindruckt. Was ich aber auch bemerkt habe ist, dass es eine grosse Herausforderung war, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Vielleicht liegt es darin, dass in diesem Jahr keine ganz grossen VIP wie etwa der US-Präsident oder der chinesische Staatschef in Davos waren. Hinzu kamen die wenigen Kundgebungen mit jeweils nur wenigen Leuten. Es war halt einfach sehr ruhig in diesem Jahr.
Sie sind also durchwegs zufrieden.
Ja, und danken möchte ich an dieser Stelle allen Personen, die in den letzten Tagen dafür gesorgt haben, dass Davos ein sicherer Ort ist. Vielen Dank!
Nach dem Interview mit Peter Peyer treffen wir Martin Bühler. Er leitet das Bündner Amt für Militär und Zivilschutz. Bühler, welcher Oberst im Generalstab ist, war vor zwei Wochen in den Regierungsrat gewählt worden. Von ihm wollten wir wissen:
Wie beurteilen Sie den Einsatz der Armee am WEF?
Ich habe von den Standorten, die ich besucht habe, ein sehr positives Bild erhalten. Kader und Soldaten haben sich richtig ins Zeug gelegt. Das ist wirklich toll. Das Milizsystem konnte einmal mehr seine ganze Stärke beweisen. Soldaten und Kader bringen ihr Know-how aus ihrem zivilen Leben in die militärischen Strukturen. Das ist ein riesiger Pluspunkt unserer Armee, was sich auch jetzt im WEF-Einsatz deutlich gezeigt hat. Aus diesem Grund möchte ich allen AdA recht herzlich für Ihren Dienst und Ihr Engagement danken.
Die geladenen Gäste sind voller Lob. Es scheint, als wäre der diesjährige WEF-Einsatz tatsächlich sehr gelungen. Dies unterstreicht auch Gesamteinsatzleiter Walter Schlegel.
Herr Polizeikommandant, ein weiteres WEF ist Geschichte. Unter dem Strich ziehen Sie welche Bilanz?
Es ist uns gemeinsam gelungen alle Herausforderungen zu meistern. Dank der guten und bewährten Zusammenarbeit mit allen Partnern haben wir den Auftrag bestens erfüllt. Für die kameradschaftliche und erfolgreiche Zusammenarbeit danke ich Ihnen herzlich. Sie alle haben die verschiedenen Aufgaben im Verbund professionell und pflichtbewusst wahrgenommen. Gemeinsam haben wir dazu beigetragen, dass der "Spirit of Davos" lebt, dass sich die Gäste aus aller Welt in Davos in einem sicheren Rahmen treffen und austauschen konnten.
Zum 51. Mal ging das Annual Meeting des World Economic Forums (WEF) über die Bühne. Armee und Polizei konnten sich diesmal nur begrenzt auf Erfahrungswerte von früheren WEF im Winter stützen. Schwierig?
Als neue Herausforderung musste beispielsweise das offene Zwischengelände ohne Schnee zusätzlich überwacht, die neue temporäre Aussenlandestelle bei den Pischa Bergbahnen geplant und gebaut und der Flüelapass gesperrt werden. Der Überwachungsauftrag wurde der Armee erteilt, die dafür bestens ausgebildete Einheiten und auch das neue Einsatzmittel "Klein-Drohnen" eingesetzt und im neuen Kompetenzbereich wertvolle Erfahrungen gesammelt hat.
Somit schauen Sie also dankbar zurück auf die vergangenen Tage...
Ja, mein Dank geht auch an die Kommandanten und die zahlreichen Einsatzkräfte aller Schweizer Polizeikorps und des Fürstentums Liechtenstein, die uns flexibel und tatkräftig unterstützt haben. Ebenso danke ich der Schweizer Armee, die mit ihrem subsidiären Sicherungseinsatz einen grossen und unverzichtbaren Beitrag zur Auftragserfüllung geleistet hat.
Besser geht es also kaum. Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. Auch wenn es immer Verbesserungspotenzial gibt, dürfen Armeeangehörige, Polizisten und alle anderen für die Sicherheit am WEF im Einsatz gestandenen Personen stolz und zufrieden zurückblicken. Oder um es mit den Worten von Divisionär Caduff zu sagen: «In diesem Sinne, geschätzte Kameraden, möchte ich Ihnen von Herzen für Ihren Einsatz und Ihr Engagement hier am WEF danken. Wir haben unseren Auftrag erfüllt. Ich bin zufrieden. Mein Dank gilt Ihnen, Ihren Soldaten und Ihren Mitarbeitenden. Geben Sie dieses Kompliment weiter.»