Veröffentlicht am 22. August 2025
Richtig- und Klarstellungen
Die Gruppe Verteidigung steht für Themen wie Sicherheit, Verteidigung und Armee im Interesse der Öffentlichkeit und ist für Fragen zu diesen Themen Anlaufstelle für Medien und Bürgerinnen und Bürger. Hier finden sich Richtig- und Klarstellungen. Diese werden in der Regel nur in ihrer jeweiligen Sprachversion publiziert.
2025
Der Blick behauptet in seiner Ausgabe vom 22.8.25, dass die Nutzungsdauer der F/A-18 «problemlos» nochmals um ein paar Jahre verlängert werden kann. Der Kommandant Luftwaffe, Divisionär Peter Merz, habe dies gegenüber Politikerinnen und Politikern bestätigt. Diese Information ist falsch.
Das VBS und der Kommandant Luftwaffe halten fest:
- Das Parlament hat 2017 eine Verlängerung der Nutzungsdauer der F/A-18 bis 2030 bewilligt. Für die Massnahmen zur Erhöhung der Lebensdauer von 5000 auf 6000 Flugstunden pro Flugzeug wurden 450 Millionen Franken eingesetzt.
- Ohne Ersatz von Radar und Sensoren und ohne die Ausstattung mit einem leistungsfähigeren Computer und weiteren Modernisierungen wären die F/A-18 möglichen gegnerischen Kampfflugzeugen nicht mehr ebenbürtig.
- Eine Verlängerung der Nutzungsdauer bis 2035 wurde geprüft. Die finanziellen Aufwände wären unverhältnismässig. Die Investitionen für die notwendigen Sanierungen in den Bereichen Struktur, Triebwerk, Subsysteme und Avionik würden sich auf rund 1.75 Mrd. Franken belaufen. Erfahrungsgemäss würde das Risiko von Strukturschäden zudem laufend zunehmen, je älter die Flugzeuge werden.
- Jene Staaten, die den F/A-18 in den Versionen A bis D heute noch betreiben, werden diese bis ca. 2030 ausser Dienst gestellt haben und haben entspreche Entscheide gefällt. Die Schweiz wäre dann noch die einzige Betreiberin weltweit und der Hersteller müsste den gesamten Unterhalt allein für die Schweiz gewährleisten. Sie müsste die gesamten Entwicklungsrisiken, die gesamte Ersatzteilbewirtschaftung und alle notwendigen Weiterentwicklungen und Nutzungsdauerverlängerungen alleine tragen. Dies wäre mit hohen finanziellen, technischen und militärischen Risiken verbunden.
- Bundesrat und Parlament haben auf Antrag der Luftwaffe entschieden, diese Ressourcen in die neuen, zukunftsfähigen Systeme einzusetzen.
CH Media berichtete im Zusammenhang mit dem Susten-Unfall von 2016 über das Radarsystem Mals Plus der Luftwaffe und kolportiert, dass die Fluglotsen die Überwachung der Kampfflugzeuge nach wie vor nicht vornehmen könnten. Mehrere Behauptungen in diesem Artikel sind falsch.
Die Gruppe Verteidigung hält fest, dass:
- Der Flugbetrieb in Meiringen sicher und die Überwachung der Kampfflugzeuge gewährleistet ist;
- Die veralteten Quadradar- und Flur-Systeme an allen Standorten der Luftwaffe mit dem neuen System MALS Plus ersetzt wurden. Dies betrifft sowohl das Präzisionsradar für Anflüge als auch das Rundsuchradar. Das Projekt wurde per Ende Juni 2023 abgeschlossen;
- Die Anflug- und Luftraumüberwachungs-Radarsysteme für die Präzisions-Anflugflugverfahren von militärischen Luftfahrzeugen bei jeder Witterung für die Überwachung des allgemeinen Luftverkehrs, die An- und Abflugkontrolle, die Überwachung und Führung von Flügen (inklusive Zuweisung an ein Anflugleitsystem) die Koordination des zivilen und militärischen Luftverkehrs und die Registrierung aller Flugbewegungen eingesetzt werden;
- Das Rundsuchradar in Meiringen aufgrund technischer Limiten Einschränkungen im Betrieb hat und deshalb noch nicht operationell eingeführt werden konnte. Es wurden und werden für die An- und Abflüge aber Verfahren angewendet, welche ohne ein Rundsuchradar vor Ort auskommen;
- Zudem zusammen mit Skyguide ein Projekt läuft, mit welchem die militärischen Rundsuchradare von MALS Plus in ein vernetztes Multiradarsystem überführt werden, um so die Führung, Überwachung und Koordination von Flugbewegungen weiter zu verbessern.
- Wenn die Radarverbindung zwischen zwei Flugzeugen verloren geht («Break Lock»), standardisierte Verfahren zur Anwendung kommen, welche die Piloten zusammen mit den Fluglotsen der Skyguide auch regelmässig trainieren. Dies kommt in der Praxis ab und zu vor;
- Die direkte Verbindung zwischen der Flugsicherung in Meiringen und der Einsatzzentrale Luftverteidigung verfügbar war und nach wie vor ist. Aus Gründen der Redundanz und der Flexibilität macht eine direkte Punkt-Punkt Verbindung zu einzelnen Arbeitsplätzen wenig Sinn. Im Gegenteil: Eine solche Lösung würde zusätzliche Arbeitslast mit sich bringen und die Fehleranfälligkeit steigern.
21.03.2025 – CH Media berichtete über einen Luftpolizei-Einsatz der Luftwaffe, bei dem ein chinesisches Staatsluftfahrzeug durch zwei F/A-18 Kampfflugzeuge gemäss Standardprozess kontrolliert wurde. Dabei behauptet CH Media, dass der Geschäftsträger ad interim der chinesischen Botschaft mit dem Kommandanten der Luftwaffe telefoniert hätte und von diesem unfreundlich behandelt worden wäre. Diese Behauptung ist falsch.
Die Gruppe Verteidigung hält fest, dass der Kommandant der Luftwaffe, Divisionär Peter Merz, nie mit der chinesischen Botschaft Kontakt gehabt hat – weder mit dem chinesischen Geschäftsträger ad interim noch mit einem anderen Mitarbeitenden.
Im NZZ Artikel «Politik verstärkt Aufsicht über Armee» vom 11.01.25 von Christina Neuhaus werden Aussagen gemacht, welche in dieser Form falsch und/oder aus dem Kontext gezogen wurden. Nachfolgend die Richtigstellung der Gruppe Verteidigung. Die Gruppe Verteidigung befürwortet eine kritische Berichterstattung, wehrt sich jedoch entschieden dagegen, wenn diese falsch, ausserhalb des Kontextes oder tendenziös ist.
«Die Schweiz hat eine Armee ohne krisensichere Kriegslogistik.»
Die Aussage steht in einem falschen Zusammenhang.
Die Schweiz hat seit 2004 keine Kriegslogistik mehr. Damals wurde die Armee auf die wahrscheinlichsten Einsätze ausgerichtet.
«Ende Oktober machte SRF bekannt, dass ein millionenteures IT-Nachfolgeprojekt nicht funktioniert.»
Diese Darstellung ist falsch.
Das 360 Millionen Projekt wurde nach sechs Jahren Laufzeit zwischenzeitlich über Jahresende erfolgreich eingeführt. Alle Meilensteine und das Budget wurden eingehalten. Das Projekt wird erfolgreich abgeschlossen. Nur der letzte Schritt, die Installation in den vollgeschützten Rechenzentren, wurde nicht vollzogen. Dies auch gestützt auf eine Empfehlung der EFK. Dadurch wurden 3.5 Millionen des Budgets nicht verwendet. Es entstand dem Bund kein finanzieller Schaden.
«Weil die Software nicht unabhängig von einer internationalen Cloud-Lösung ist, hat die Armee das neue Informatikprojekt abgebrochen.»
Diese Aussage ist in zweierlei Hinsicht falsch.
Das Projekt wurde nicht abgebrochen, sondern erfolgreich eingeführt. Bei der über Jahresende abgelösten Software handelt es sich ja gerade um eine internationale Cloud-Lösung, namentlich SAP.
«Es wird bis mindestens 2027 dauern, bis in der Schweiz ein neues, zuverlässiges militärisches Logistiksystem zur Verfügung steht.»
Diese Aussage steht in einem falschen Zusammenhang.
Das erwähnte Projekt löst aufgrund des vom Hersteller geforderten Releasewechsels lediglich das heutige SAP-System ab. Es war nie als System für die Kriegslogistik gedacht. Aufgrund der seit 2022 eingeleiteten Ausrichtung auf die Verteidigungsfähigkeit wird ein Folgeprojekt für die Kriegslogistik gestartet. Siehe auch das schwarze Buch.
«Damit stellt sich die Frage, wie die Armee unter solchen Umständen sicherstellen will, dass sie ihre Soldaten im Krisenfall rechtzeitig mobilisieren und genügend Nahrung und Munition im richtigen Moment an den richtigen Ort bringen kann.»
Die Antwort ist klar: Genau wie bisher. Mit SAP.
Die Kriegslogistik war nie ein Bestandteil dieses Projektes. Dies, weil beim Start des Projektes, 2018, vor der konsequenten Ausrichtung auf die Verteidigung, eine andere Priorität galt.
«Laufen sollte das neue System zur Überwachung des Luftraums auf einer neuen Digitalisierungsplattform (NDP). Doch auch die funktioniert noch nicht.»
Die Aussage ist falsch.
Das Einführungsdatum für die neue Digitalisierungsplattform ist der 1. Juli 2026.
«Dabei hatte sich Armeechef Thomas Süssli, ein ausgebildeter Wirtschaftsinformatiker, laut der 'NZZ am Sonntag' persönlich für die NDP eingesetzt.»
Der Chef der Armee setzt sich für alle Projekte gleich ein.
Das Projekt NDP hat nichts mit seiner Person zu tun. Es ist der letzte Schritt im 2014 gestarteten Programm FITANIA. Das Projekt läuft in der Verantwortung des Kommandos Cyber.
«Nun hat sich gezeigt, ‹dass der Betrieb der NDP wesentlich mehr Ressourcen erfordern wird, als ursprünglich angenommen›.»
Die Aussage ist falsch.
Es sind bis heute keine Kostenüberschreitungen aufgetreten oder bekannt.
«Gleichzeitig fragt sie (Sicherheitspolitische Kommission) sich, weshalb die Armee unter Süssli partout eine eigene IT-Plattform aufbauen will.»
Weil es der letzte Schritt im vom Parlament bewilligten Programm FITANIA aus dem Jahr 2014 ist. Die neue Plattform ist die einzige stromunabhängige, robuste, gut gegen kinetische und Cyberangriffe geschützte Plattform. Der Bau dieser Plattform entspricht dem Entscheid des Parlaments.
«Schliesslich begnügten sich 22 Armeen von 29 Nato-Staaten mit bewährten SAP-Standardlösungen, schreibt die Kommission in einem Postulat.»
Die Aussage steht in einem falschen Zusammenhang.
Die neue Plattform hat nichts mit SAP zu tun. Es ist eben gerade die Plattform, auf welcher dann Anwendungen installiert werden können. Die Armee setzt dafür die Standardlösung von SAP ein.
«Ziel müsse es sein, 'die Standard-Software auch im Defence-Bereich einzusetzen, statt ein mit grossen zeitlichen und finanziellen Risiken behaftetes, überhöhtes Ambitionsniveau und kostspielige Helvetisierungen anzustreben'.»
Die über Jahresende erfolgreich eingeführte SAP-Lösung wird im Defence Bereich eingesetzt. Und zwar als Standardlösung mit einem Minimum an Helvetisierungen.
2024
In der Berichterstattung von srf «Schweizer Armee ohne krisensichere Logistik bis 2035» vom 23.10.24. werden verschiedene Aussagen gemacht, die nicht korrekt sind. Hier die Richtigstellung dazu.
«dass die Armee die SAP Lösung abbricht».
Dies ist falsch.
Das Projekt ERPSYSVAR, zur Ablösung des heutigen SAP Systems, ist erfolgreich und wird im Rahmen des geplanten Budgets eingeführt. Es hat sich jedoch nach gründlicher Prüfung gezeigt, dass die nach 2022 hinzugekommenen neuen Anforderung an eine Kriegslogistik mit SAP nicht vollständig abgedeckt werden können. Deshalb wurde entschieden, das zivile SAP wie geplant einzuführen und die Kriegslogistik mit einem separaten Projekt anzugehen. Wie auch die Eidgenössischen Finanzkontrolle am 26. Mai 2023 in ihrem Bericht zur Prüfung des DTI-Schlüsselprojekts Programm ERP-Systeme V/a empfohlen hat (Empfehlung 3, Prio 1/Seite 20), soll das Programm nach der Einführung des Systems für den Normalbetrieb per 2026 beendet werden. Die Weiterentwicklung eines Systems für die einsatzkritischen Logistikprozesse soll auch gemäss der EFK im Rahmen eines neuen Projektes erfolgen.
Weiter wird geschrieben, «dass dieses Vorgehen mehr Geld und Zeit kostet».
Dies ist falsch.
Die Projektkosten fallen tiefer aus, weil der Projektumfang geringer ist, als ursprünglich geplant.
Die neuen Anforderungen an eine Kriegslogistik werden mit einem separaten Projekt abgedeckt. Die Finanzierung soll über den Rüstungskredit 2027 sichergestellt werden.
Weiter wird geschrieben, «dass die Armee vorläufig über keine krisengesicherte Logistik verfügt».
Dies stimmt so.
Wie die Gruppe Verteidigung bereits mehrfach betont und im Zielbild Schweizer Armee der Zukunft (ZSAZ) festgehalten hat, wird basierend auf den beschlossenen Budgets die Umsetzung des ersten Schrittes zur Erreichung der Verteidigungsfähigkeit ca bis Mitte 2035 andauern.
«Das Folgeprojekt (RE8) soll erst nach 2035 angegangen werden», wird der Chef Armeestab im Artikel zitiert.
Dies ist falsch.
Das Folgeprojekt wird per 2025 angegangen.