Auf militärischer Erkundungstour
Die Schweizer Armee beansprucht Platz für ihren Assistenzdienst im Rahmen des Weltwirtschaftsforum (WEF). Gewisse Stellungen müssen daher auf privaten Grundstücken von Landwirten errichtet werden. Damit das Nebeneinander funktioniert, erkunden die Kader einige Tage vor dem Einsatz ihre Standorte.
18.05.2022 | CUMINAIVEL | rb
Eine symbolische Geste zu Beginn: Oberst René Meier überreicht Landwirt Nando Neuhäusler einen kleinen Papiersack – gefüllt mit Militärschokolade und Militärguetzli. «Ein Dankeschön an Sie, damit wir hier sein dürfen», sagt Meier und überreicht das Geschenk an den Davoser Landwirten. Neuhäusler stellt seit 2019 der Armee während des WEF-Einsatzes eines seiner Felder zur Verfügung. Um die letzten Fragen klären zu können, findet eben dieses Treffen zwischen dem Landwirten, Oberst Meier und dessen Milizkader statt. Gleichzeitig wird das zur Verfügung gestellte Feld erkundet. Dort wird ein Radarsystem installiert. Die Stellung wird durch Angehörige der Flab unter dem Kommando von Leutnant Roman Brügger betrieben. Von hier aus werden alle Flugzeuge im Einzugsgebiet der Radarstation erfasst und an die Luftwaffe weitergemeldet. Daraus entsteht das gültige lokale Luftlagebild zur Überwachung des Luftraums während des WEF.
Der Wert liegt im Detail
Brügger geht zusammen mit Hauptmann und Radaroffizier Michael Wyss, Oberst Meier sowie Landwirt Neuhäusler die letzten Details durch. «Wir schauen uns hier die Dimensionen, die Geographie und das Rückwärtige an», erklärt Brügger. Konkret geht es um die Feinjustierung des Standorts sowie um die Tarnung des Radargeräts und des Containers als Arbeitsort der Truppe.
«Können wir diesen Schuppen als Piketthäuschen verwenden?», fragt Brügger und zeigt auf eine Holzhütte am oberen Ende des Feldes. Landwirt Neuhäusler geht mit ihm zum Schuppen und öffnet die Türe. «Diesen ‘Grümpel’ räume ich nach hinten und dann habt ihr genügend Platz», so Neuhäusler. Wieder ein Detail geklärt. «Es sind diese vielen kleinen Dinge, die bei einer erfolgreichen Erkundung geklärt und wenn nötig aus dem Weg geräumt werden müssen», sagt Leutnant Brügger.

Ein neues Feld
Erfolgreich ist die Erkundung aber erst dann, wenn die Nutzung der Stellung auch für den Landbesitzer bzw. den Pächter stimmt. In diesem Fall für Neuhäusler. Er gibt sich zufrieden. «Das Feld habe ich kurz vor der Erkundung von den Tieren abweiden lassen. Somit kann die Wiese nun für eine Woche vom Militär genutzt werden», sagt der Landwirt. Bis er das Gras im Spätsommer mähen wird, habe sich die Wiese längst wieder erholt.
Durch die Verlegung des WEF von Januar auf Mai war es für den Bauern allerdings wichtig, dass sich die Stellung der Fliegerabwehr in diesem Jahr nicht auf dem gleichen Feld wie sonst üblich im Winter befindet. Denn dort würde derzeit sein Vieh weiden. Neuhäusler, übrigens passend im Militär-T-Shirt gekleidet, ist denn auch voll des Lobes. «Die Zusammenarbeit mit der Armee ist angenehm freundlich und respektvoll. Auf meine Bedürfnisse wird eingegangen und ich versuche ebenfalls - so gut es geht - die militärischen Wünsche zu berücksichtigen», so Neuhäusler.
Mehr als Schokolade
Ein auf «Goodwill» basierendes Verhältnis zu den Landwirten ist auch für Oberst René Meier die zentrale Voraussetzung für die Auftragserfüllung der Luftabwehr während des WEF. Er betreut die im gesamten Bündnerland verteilten Stellungen schon seit 2008. Viele Standorte befinden sich seither an gleicher Stelle oder zumindest auf Grundstücken derselben Landwirte. «Die jährlichen Erkundungen sind für uns ein wichtiges Puzzlestein», sagt Meier, der zugleich Waffenplatzkommandant von Emmen ist. Einerseits sei es wichtig, dass das wechselnde Milizkader die für sie neuen Standorte kennenlernt, andererseits sei der Erhalt der guten Beziehungen zu den Bauern essenziell. So ist die Zusammenarbeit denn auch nicht nur mit ein wenig Schokolade getan. Selbstverständlich erhalten die Landwirte eine finanzielle Entschädigung für die Bereitstellung ihres Landes.
