Erfahrungsgewinn aus dem Einsatz als Berufsoffizier
Im Herbst 2021 übernahm der damalige Nationale Kontingentskommandant der SWISSCOY erstmals zusätzlich eine Funktion innerhalb eines operationellen Elements der KFOR – jene des Chief of Staff der Joint Logistic Support Group. Eine Aufgabe, die viel Know-how, Flexibilität und Koordinationsgeschick verlangt. Von diesen Erfahrungen am Puls der logistischen Unterstützungseinheit der KFOR profitiert auch die Schweizer Armee.
09.10.2023 | Xhetare Rexhaj, Presse- und Informationsoffizierin, SWISSCOY 48

Seit der Übernahme der Funktion des Stabschefs der Joint Logistic Support Group (JLSG) der KFOR hat der jeweilige Nationale Kontingentskommandant (NCC) eine dritte Rolle inne. So auch der NCC des 48. SWISSCOY-Kontingents, Oberst im Generalstab Raoul Barca. Er trägt als NCC die Verantwortung über die 195 SWISSCOY-Angehörigen an neun Standorten in Kosovo und übernimmt damit primär die personelle und logistische Führung des Kontingents, unterstützt von seinem Stab. Als Repräsentant der Schweiz steht er zudem in regelmässigem Kontakt mit den Vertretern der anderen Nationen vor Ort und mit dem Schweizer Botschafter in Kosovo. Diese drei Rollen erfordern von Oberst i Gst Raoul Barca einen genauen Überblick und eine entsprechende Planung. «Es braucht viel Organisation und Flexibilität, um den Spagat zwischen nationalen, internationalen und repräsentativen Aufgaben zu meistern. Damit dies gelingt, ist die enge Zusammenarbeit mit dem Stabschef der SWISSCOY unabdingbar», erklärt er. «Der Austausch und die Zusammenarbeit in diesem politischen Kontext ist sehr spannend und eine Bereicherung für meine Arbeit. Es ist eine andere Art von Zusammenarbeit als in der Schweiz, sie ist hier viel intensiver und direkter», hält der NCC weiter fest.
Der Stab der JLSG ist nicht vergleichbar mit einem nationalen Stab. So gibt es keine Führungsgrundgebiete im eigentlichen Sinne, sondern unterschiedliche logistische Untereinheiten, die sich zwar teilweise in ihrem Aufgabengebiet überschneiden, aber grösstenteils autonom operieren. Die Hauptaufgabe des Chief of Staff liegt entsprechend verstärkt in der Planung, wodurch er für die operationelle Koordination der einzelnen Bereiche verantwortlich ist. Weiter agiert er in einer beratenden Funktion gegenüber dem Kommandanten der JLSG. Auch die Nachbearbeitung von Aktionen fällt in seine Verantwortung. So beispielsweise, wenn das der JLSG unterstellte Schweizer Freedom of Movement Detachement (FoMD) zur Räumung von Strassenblockaden eingesetzt wird. Im 48. Kontingent war dies (glücklicherweise) bisher nicht der Fall.Damit die stete Einsatzbereitschaft des FoMD gewährleistet ist, finden regelmässige Übungen statt, um die erforderlichen Fähigkeiten und Abläufe zu trainieren. Bei solchen Übungen ist Oberst i Gst Raoul Barca oft mit dem Kommandanten der JSLG anwesend. Sie beobachten die Abläufe und geben, wo nötig, auch Feedback. «Mir ist es ein grosses Anliegen, bei der Truppe zu sein und solche Übungen zu beobachten. Schliesslich trage ich eine verantwortungsvolle Rolle und möchte mich vergewissern, wie das FoMD arbeitet. Zusätzlich ist es mir als NCC wichtig, dass mein Vorgesetzter die Fähigkeiten der SWISSCOY, die das FoMD führt, kennt und diese aus der Nähe sieht», betont Oberst i Gst Raoul Barca.
«Die Abläufe und Prozesse im internationalen Rahmen sind anders und besonders in meiner Funktion als Chief of Staff der JLSG lerne ich deren Stärken und Schwächen kennen. Von diesen Erfahrungen profitiere ich als Berufsoffizier und kann das eine oder andere als Return on Investment in das System in der Schweizer Armee einfliessen lassen», konstatiert Oberst i Gst Raoul Barca. Innerhalb der JLSG agieren 15 Nationen, jede mit ihren Eigenheiten. Trotzdem sind die Prozesse sowohl in der Stabsarbeit wie auch in der Aktionsplanung und Aktionsführung vergleichbar mit denen der Schweizer Armee. Oberst i Gst Raoul Barca hat sehr viele gute Rückmeldungen für die Leistungen der SWISSCOY-Angehörigen erhalten, die auch auf das Milizsystem zurückzuführen sind. Dieses bietet eine im internationalen Vergleich einzigartige Möglichkeit ausgewiesene Fachspezialistinnen und Fachspezialisten im Einsatz zu haben. Deren fundiertes Know-how bedeutet besonders in der JLSG einen grossen Mehrwert. Denn innerhalb der JLSG ist die Schweiz ein vielfältiger Leistungsträger: Schweizer Elemente sind beispielsweise in den Bereichen Transport, Genie, Kampfmittelbeseitigung (EOD) und für das Freedom of Movement Element eingemeldet. «Ich bin sehr zufrieden mit der Per-formance der Schweizerinnen und Schweizer. Wir leisten einen wichtigen und sinnvollen Beitrag zugunsten der KFOR», hält Oberst i Gst Raoul Barca zum Schluss fest.
