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Leben und arbeiten auf einer Baustelle

Seit 70 Jahren werden Schweizer Armeeangehörige auf die koreanische Halbinsel entsandt. Im Rahmen der Neutral Nations Supervisory Commission (NNSC) überwachen heute fünf Schweizer und fünf schwedische Delegierte die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens zwischen Süd- und Nordkorea von 1953. Sie leben und arbeiten im damals errichteten Camp in Panmunjom. Im vergangenen Jahr fiel der Startschuss für eine umfassende Erneuerung der mittlerweile baufälligen Infrastruktur.

24.07.2023 | Major Andreas Bosshard, Quartiermeister NNSC in Südkorea

In der rund zweijährigen Umbauphase des Camps in Panmunjom (Südkorea) werden fünf von 24 Gebäuden abgerissen und an derselben Stelle wieder neu aufgebaut, so auch der Aufenthaltsraum der Schweizer NNSC-Delegation «Swiss House».
In der rund zweijährigen Umbauphase des Camps in Panmunjom (Südkorea) werden fünf von 24 Gebäuden abgerissen und an derselben Stelle wieder neu aufgebaut, so auch der Aufenthaltsraum der Schweizer NNSC-Delegation «Swiss House».

Das NNSC-Camp befindet sich unmittelbar neben der Joint Security Area (JSA) in Panmunjom, wo auch die blauen Verhandlungsbaracken stehen. Eine hölzerne blaue Fussgängerbrücke verbindet die JSA mit dem Camp, das direkt an der militärischen Demarkationslinie zu Nordkorea, in hügligem Gelände und auf einer Höhe von 40 m über Meer liegt. Die Fläche beträgt rund 800 m2 und ist mit einem 1 km langen Stacheldrahtzaun gesichert. Die Gegend ist mittlerweile sehr stark bewaldet und gleicht einem unberührten Naturpark mit einer vielfältigen Flora und einer artenreichen Tierwelt

Das Camp umfasste 24 Gebäude, sogenannte Quonset-Hütten. Diese wurden von den US-Forces in den 50/60er Jahren in verschiedenen Grössen aufgebaut und lösten die 6er-Zelte ab. Die Seitenwände bestanden aus Wellblech, was die Montage- und Demontage sehr einfach gestaltete und einen beliebigen Ausbau ermöglichte. Im NNSC-Camp dienten die Quonset-Hütten hauptsächlich als Büro-, Briefing-, Koch-, Ess-, Aufenthalts-, Wohn-, Mehrzweck-und Lagerräume für die NNSC-Delegationen der Schweiz und Schweden sowie deren Gäste. Ursprünglich hoffte man, die Gebäude lediglich für eine beschränkte Zeit zu benötigen – dem war leider nicht so. Jahrzehnte später standen sie immer noch und wurden lediglich mit minimalstem Aufwand unterhalten. Undichte Dächer, schlecht isolierte Fenster, reparaturanfällige sanitarische Einrichtungen, ineffiziente Heizungen und Lüftungen, Schimmelbildung und Ungeziefer stellten die Betreiber der Infrastruktur täglich vor Herausforderungen. Die Gebäude genügten den heutigen Anforderungen nicht mehr und mussten ersetzt werden.

Da der Unterhalt und die Finanzierung des Camps stets in der Verantwortung der US-Forces lagen, initialisierten diese im Januar 2022 eine umfangreiche Planungs- und Umsetzungsphase für die Erneuerung der Campbauten. Nachdem die finanziellen Mittel gesprochen worden waren, übernahm die Direktion öffentlicher Bauten der US-Forces die Projektleitung und vergab die Bauprojekte an lokale Unternehmer. Die beiden Delegationen Schweiz und Schweden konnten ihre Bedürfnisse und Wünsche beschränkt einbringen.

Im Herbst 2022 fuhren die Baumaschinen auf Platz und das erste Gebäude wurde abgerissen. Der Abriss und Wiederaufbau der betroffenen Infrastruktur erfolgt etappenweise und soll innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein. Sowohl die blaue Fussgängerbrücke zu den Verhandlungsbaracken wie auch der Sicherheitszaun werden erneuert. Das Mehrzweckgebäude mit Küche, Ess-, Unterrichts- und Lagerräumen sowie die Aufenthalts- und Empfangsgebäude weichen Neubauten. Ebenfalls neu gebaut wird das Haus, in dem der Stellvertreter des Schweizer Delegationschefs wohnt und arbeitet, wie auch das Büro- und Wohngebäude der schwedischen Delegation. Das Büro- und Wohngebäude der Schweizer wurde bereits 2006 als Pilotprojekt erneuert.

Während den Bauarbeiten befinden sich oftmals gleichzeitig über 100 zusätzliche Personen sowie unzählige Baumaschinen und Fahrzeuge im Camp. Diese müssen aus Sicherheitsgründen vom UN Security Battalion begleitet und überwacht werden, was für die Truppe einen enormen Mehraufwand bedeutet. Da die beiden Delegationen auch während der gesamten Umbauphase ihren Arbeitsort im Camp haben, müssen laufend Übergangslösungen gefunden werden. Oftmals werden Arbeitsprozesse sehr kurzfristig und ohne ausreichende vorgängige Informationen initialisiert, was von allen NNSC-Angehörigen ein rasches Anpassen der geplanten Aufgaben an die neue Situation erforderlich macht.

Neben der Auftragserfüllung, die jederzeit im Zentrum steht, haben die Delegierten beider Nationen deshalb über zwei Jahre hinweg einen Zusatzaufwand zu leisten und müssen vor allem im Arbeitsalltag stets Kompromissbereitschaft und Flexibilität zeigen. Der Umbau ist jedoch zwingend notwendig und alle Beteiligten tun ihr Bestes, um die Arbeiten möglichst effizient und für die Betroffenen möglichst störungsfrei zu gestalten. Verläuft alles nach Plan, sollten im Herbst 2024 die letzten Baumaschinen das Camp verlassen.


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