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Ob im Camp oder ausserhalb – Sicherheit geht immer vor

Die UNO-Mission in Mali verlangt aufgrund der Sicherheitslage von den dort im Einsatz stehenden Armeeangehörigen ein hohes Mass an Verantwortungsbewusstsein und Disziplin. Die Schweizer Armee engagiert sich seit 2013 mit bis zu acht unbewaffneten Frauen und Männern in unterschiedlichen Funktionen zugunsten der MINUSMA – ein Stabsoffizier gewährt Einblick in seinen Alltag.

14.12.2022 | Major Flavio Marchesi, Stabsoffi zier MINUSMA, Mali

Aufgrund der Grösse des Einsatzgebiets bewegen sich die Missionsangehörigen oft per Helikopter und meist mit schwer bewaffnetem Begleitschutz. Hier fliegt der Schweizer Stabsoffizier (ganz links im Bild) mit ägyptischen Kräften.
Aufgrund der Grösse des Einsatzgebiets bewegen sich die Missionsangehörigen oft per Helikopter und meist mit schwer bewaffnetem Begleitschutz. Hier fliegt der Schweizer Stabsoffizier (ganz links im Bild) mit ägyptischen Kräften.

Im Juli 2021 habe ich meinen zweijährigen Einsatz als Stabsoffizier zugunsten der MINUSMA (Mission multidimensionnelle intégrée des Nations Unies pour la stabilisation au Mali) begonnen. Stationiert bin ich in einem Camp am Rande der Stadt Sévaré, mitten im Zentrum dieses riesigen Landes, das rund 30 Mal so gross ist wie die Schweiz.

Als stellvertretender Leiter G5 (Planungsabteilung) für den «Sector Centre», einer der vier Sektoren des Einsatzgebietes der MINUSMA, bin ich Teil eines internationalen Teams von insgesamt vier Offizieren. Meine Teamkollegen kommen aus Bhutan, Bangladesch und Pakistan. Im Hauptquartier des «Sector Centre» arbeiten rund 70 Stabsoffiziere aus 15 verschiedenen Ländern sowie UNO-Blauhelmsoldaten und zivile Mitarbeitende, insgesamt etwa 2000 Personen.

Das Einsatzgebiet des «Sector Centre» ist etwa dreieinhalb Mal so gross wie die Schweiz und stellt somit eine grosse Herausforderung in Bezug auf Mobilität, Sicherheit und Logistik dar. Die Ressourcen reichen nicht immer aus, was die Mission und die Arbeit aller Beteiligten manchmal in eine schwierige Lage bringt – und dies trotz der grossen Anstrengungen, die zur Erfüllung des Mandats unternommen werden. Zu den Hauptaufgaben des Mandats gehören die Umsetzung des Friedens- und Versöhnungsabkommens in Mali sowie der Schutz der Zivilbevölkerung.

Als stellvertretender Leiter G5 bin ich verantwortlich für die Planung von Operationen sowie für die Erarbeitung von Vorschlägen und der anschliessenden Beratung der Sektor-Führung zu speziellen Themen, die angegangen und geplant werden sollten, um die Fähigkeiten der MINUSMA zu verbessern. Weiter zählen die Durchführung und Teilnahme an den vielen verschiedenen Sitzungen und Briefings, die regelmässig auf Stufe Sektor und Force Headquarters stattfinden, zu meinen Aufgaben. Die Arbeit ist sehr interessant, da sie mir ein gewisses Mass an Unabhängigkeit ermöglicht sowie viel Koordination und Kontakte zwischen den verschiedenen Beteiligten erfordert. In einem internationalen Umfeld bietet dies stets zahlreiche Gelegenheiten von den anderen zu lernen und andere Standpunkte zu verstehen.

Als Stabsoffizier habe ich in der Regel einen fast regelmässigen Büroalltag, der jedoch auch den Samstag miteinschliesst. Dennoch kann in einer Mission wie der MINUSMA jeder Tag eine Überraschung sein und zusätzliche Arbeitsstunden bedingen, um die anstehenden Aufgaben zu erfüllen. Tatsächlich gilt die MINUSMA als die gefährlichste Mission der UNO, da es immer wieder zu Zwischenfällen kommt, von denen auch internationale UNO-Truppenteile betroffen sind. Bei solchen Zwischenfällen handelt es sich mehrheitlich um Anschläge mit improvisierten Sprengsätzen auf MINUSMA-Konvois und die lokale Bevölkerung. Die schlechte Sicherheitslage im Zuständigkeitsbereich der Mission erfordert eine strenge Disziplin in Bezug auf die eigene Situation – jederzeit und überall – insbesondere im «Sector Centre», der als sehr unsicheres Gebiet gilt.

Das Leben im UNO-Camp Sévaré empfi nde ich als relativ angenehm, weil man nicht zu seinem Arbeitsplatz pendeln muss und alle Büros und Standorte einfach zu Fuss erreichen kann. Die Unterkunft besteht aus einem voll ausgestatteten Container mit Bad und einer kleinen Küche, in der man trotz der verschiedenen Einschränkungen kochen und eine entspannte Zeit verbringen kann. Das Camp umfasst auch eine Kantine, einen kleinen Laden und unterschiedliche Einrichtungen für Sport und Freizeit, wie zum Beispiel einen Fitnessraum, ein Volleyballfeld und Laufstrecken. Der Besuch des lokalen Marktes, um frische Lebensmittel, Gemüse und Obst zu kaufen, ist möglich, erfordert aber Vorsicht und muss mit gepanzerten Fahrzeugen erfolgen. Alle Fahrten ausserhalb von UNO-Camps werden aus Sicherheitsgründen in gepanzerten Fahrzeugen durchgeführt.

In der MINUSMA leisten mehrere Schweizer Armeeangehörige an unterschiedlichen Standorten einen friedensfördernden Einsatz. Aufgrund des sehr grossen Missionsgebiets haben jedoch die Schweizer Offiziere, die an verschiedenen Orten stationiert sind, selten die Möglichkeit sich zu treffen. So erfolgen die meisten Kontakte per Telefon oder Videoanruf, um ein Minimum an «Schweizer Gefühl» aufrechtzuerhalten. In einer Mission wie der MINUSMA zu dienen, ist definitiv eine grosse Herausforderung. Gleichzeitig ist es aber eine sehr wichtige Aufgabe, die Engagement und Professionalität erfordert.

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