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«Ich stehe gerne im Dienste des Friedens»

Es ist seine bisher längste Mission in der SWISSCOY zugunsten der Kosovo Force (KFOR): Im April geht Oberst Dominique Saudan, Chef Informationsoperationen (Chief Info Ops), zurück in die Schweiz nach vier Jahren im Kosovo. Wm Selina Berner, Stv PIO, hat ihn zum Interview getroffen und vor allem eines gemerkt: Auch nach dieser langen Zeit ist Oberst Dominique Saudan noch mit viel Leidenschaft und Tatendrang bei der Sache.

05.04.2022 | Wm Selina Berner, Stv Presse- und Informationsoffizier SWISSCOY 45

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Oberst Dominique Saudan ist stolz, die Schweiz in Friedenseinsätzen zu repräsentieren.

Was tun Sie genau als Chief Info Ops der KFOR?

In meiner Position analysiere ich jeden Tag Medieninhalte für die KFOR. Konkret geht es darum, dass ich Falschinformationen, die verbreitet werden, erkenne und den Stab KFOR darüber unterrichte. Dies ist durch meine jahrelange berufliche Erfahrung im Balkan sowie der ehemaligen Sowjetunion möglich. Darüber hinaus hilft es natürlich, dass ich 14 Sprachen sprechen kann, darunter Holländisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Serbisch, Russisch, Ukrainisch oder auch Rumänisch. Ich brauche somit keinen Übersetzer, um die Informationen aus allen Regionen der Welt zu lesen und einordnen zu können.

Was meinen Sie genau mit Falschinformationen? Können Sie ein Beispiel nennen?

Natürlich! Ich erzähle Ihnen ein Beispiel von einer persönlichen Begegnung: Vor ein paar Jahren habe ich einen Professor getroffen, der mich mit seinem Wissen über die Verfassung seines Landes beeindrucken wollte. Natürlich wusste er nicht, dass ich diese Verfassung studiert hatte – und zwar in der originalen Landessprache. Als er angebliche Paragrafen daraus zitierte, sagte ich: ‚Sind Sie sicher, dass dies so in der Verfassung steht?‘ Er bejahte sofort und ich nahm aus meiner Jacke eine kleine Version dieser Verfassung hervor und konnte ihm so 1 zu 1 zeigen, dass es nicht stimmte.

Mir ist es ein Anliegen den Leuten zu sagen, was wahr ist und was nicht. Denn oft gewinnen jene, die Dinge erfinden oder bewusst verdrehen, denn sie sind lauter und ihre Informationen verbreiten sich schneller als Richtigstellungen. Umso wichtiger ist der Job des Chief Info Ops in so einer Mission.

Sie haben ein unglaublich grosses Wissen über den Balkan, woher kommt das?

Ich habe Internationale Beziehungen und Internationale Sicherheitspolitik studiert in London und Moskau und danach im Balkan-Gebiet sowie in der ehemaligen Sowjetunion gearbeitet. Dies ist meine 19. Mission im Bereich der Friedensförderung. Ich war schon auf allen Kontinenten der Welt tätig. Bei der KFOR arbeite ich seit März 2018. Ich begann als letzter Kommandant des Joint Regional Detachement-Nord (JRD-N), danach war ich Senior Advisor des damaligen COM KFOR und anschliessend Chief Info Ops. Diese Position jetzt gehört zum Joint Effects Center (JEC), d.h. ich arbeite zusammen mit den Kollegen aus den PSYOPS und CIMIC Sektionen.

Warum setzten Sie sich schon so lange für den Frieden ein?

Als Schweizer bin ich äusserst privilegiert. Seit 200 Jahren war unser Land nicht mehr in einen Krieg verwickelt. Als Schweizer Bürger geht es mir sehr gut und ich möchte deshalb meinen Beitrag zum Frieden leisten, dort, wo es möglich ist. Das ist mir persönlich wichtig. Ausserdem habe ich durch meine Einsätze die ganze Welt gesehen und Leute aus allen Ecken der Erde kennengelernt. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen aus anderen Nationen zusammen. Dabei ist Toleranz gegenüber anderen Menschen und Kulturen das mit Abstand Wichtigste. Wir alle sind verschieden und das muss man akzeptieren und die Leute so nehmen wie sie sind.

Und wie geht es für Sie weiter nach dem Kosovo?

Ich reise zurück in die Schweiz und arbeite für den Moment erst einmal dort. Bevor ich pensioniert werde, möchte ich jedoch noch eine Mission machen. Die 20. Mission wird meine letzte sein – wo und wann weiss ich noch nicht, aber ich freue mich jetzt schon darauf!

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