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SWISSCOY Update - Als Observer im LMT Glogovac-Obiliq

Die Region Obiliq im Zentrum des Kosovo ist geprägt durch das alte Kohlekraftwerk. Seit April 2020 gehört diese Region zur Area of Responsibility (AOR) des Schweizer Sub-Teams in einem von Italienern geführten Liaison and Monitoring Teams (LMT) der KFOR. Lt Lucas Amdal ist in diesem als Observer tätig. Er erzählt über seinen Alltag, die Besonderheiten der Region und die Herausforderungen im Einsatz.

25.01.2022 | Fachof Stefanie Waltenspül, Presse- und Informationsoffizier SWISSCOY 45

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Der 22-jährige Leutnant Lucas Amdal ist Observer im LMT Glogovac-Obiliq

Wer im Camp Film City in Pristina stationiert ist, hat einen prägnanten Nachbarn: Der Kühlturm des Kohlekraftwerks in Obiliq. Die Region spielt für die Energieversorgung des Landes eine wichtige Rolle. Seit 2020 gehört sie zur AOR des Schweizer Sub-Teams K9B, welches Teil des schweizerisch-italienischen LMT Glogovac-Obiliq ist. Das Gebiet rund um das Amselfeld ist speziell, doch nicht nur wegen dem alten Kohlekraftwerk der «Korporata Energjetike e Kosovës» (KEK). «Wir haben hier eine sehr durchmischte Bevölkerung. Kosovo-Aalbaner und Kosovo-Serben leben in gemischten Gemeinden, ganz im Gegensatz zur Situation beispielsweise im Norden des Landes», erklärt Lt Lucas Amdal. Zuhause studiert der 22-jährige Genfer Aviatik, in der SWISSCOY ist er Observer im LMT Glogovac-Obiliq. Freunde haben ihn auf den Einsatz und die Funktion als Observer aufmerksam gemacht. «Es ist eine tolle Möglichkeit, das Land kennenzulernen und der persönliche Austausch mit der lokalen Bevölkerung ist unglaublich spannend», erklärt er. Einen weiteren Mehrwert sieht Lt Amdal auch darin, einen Echteinsatz zu erleben. «In einem WK in der Schweiz ist alles auf Übung ausgelegt – hier erleben wir das militärische Umfeld in einer internationalen Mission, was auch für mich persönlich sehr gewinnbringend ist», erklärt er.

Auf die Frage, wie ein typischer Tag als Observer aussieht, gibt es keine allgemeingültige Antwort. Lucas Amdal führt aus: «Unsere Arbeit ist sehr vielfältig, deshalb ist kein Tag wie der andere. Je nach Bedürfnis der KFOR und der aktuellen Situation vor Ort müssen wir sehr flexibel bleiben. » Normalerweise beginnt der Tag um 08:00 Uhr morgens, wenn sich das Team zu einem kurzen Koordinationsmeeting im Büro trifft. Da das Team sehr klein ist, geschieht das in einem etwas informelleren Rahmen und bei einer Tasse Kaffee. Rund eine Stunde später verlässt das Team das Camp, um ein erstes Meeting abzuhalten: Man trifft Vertreter der lokalen Bevölkerung, aus der Wirtschaft oder anderen Institutionen, um zu erfahren, wie die aktuelle Lage ist. Nachmittags steht dann die Patrouille durch die AOR an. Wenn hier etwas Aussergewöhnliches beobachtet wird, wird es an die vorgesetzte Stelle rapportiert. «Dies betrifft vor allem Aspekte, die die Grundaufträge der KFOR betreffen, also Einfluss auf die Sicherheit (Safe and Secure Environment SASE) oder die Bewegungsfreiheit (Freedom of Movement FOM) haben», erläutert Lucas Amdal. Vor ein paar Wochen war es beispielsweise eine Stromleitung, welche umgeknickt war und eine Strasse blockiert hat. Zurück im Büro werden am späteren Nachmittag die entsprechenden Rapporte geschrieben, bevor es in den Feierabend geht.

 

Wer die Möglichkeit hat, einen Einsatz zu leisten, sollte dies unbedingt tun. Man nimmt unglaublich viel mit und kann auf mehreren Ebenen einfach nur profitieren, sowohl auf der zivilen, als auch der militärischen. 

 

Die Zusammenarbeit im internationalen Umfeld der KFOR schätzt Lucas Amdal besonders. Das Team ist einem italienischen Team Commander unterstellt. Einmal die Woche trifft sich das gesamte LMT Glogovac-Obiliq zu einem Debriefing. Amdal schätzt es, in diesem Umfeld auch zu erleben, wie andere Nationen arbeiten und sich organisieren. Angesprochen auf die Herausforderungen nennt er die sprachlichen Aspekte: «Meine Muttersprache ist Französisch. Die einsatzbezogene Ausbildung fand auf Deutsch statt, hier im Einsatzraum ist Englisch die Hauptsprache. Manchmal muss ich aufpassen, dass ich nichts durcheinanderbringe. Aber ich sehe das als grossen Vorteil, meine Sprachkenntnisse zu vertiefen», erklärt er. Nach seinem eindrücklichsten Erlebnis gefragt, muss er nicht lange überlegen. «Als ich das erste Mal das Kohlekraftwerk von innen sah, war ich sehr beeindruckt. Die ganze Infrastruktur ist unglaublich alt, aber es funktioniert alles noch. » Zumindest mehr oder weniger: Erst vor kurzem gab es einen Stromunterbruch, weshalb praktisch die gesamte Stadt Pristina kurzzeitig ohne Heizung war.

Und was würde Lt Amdal jemandem mitgeben, der sich für einen Einsatz als Observer interessiert? «Wer die Möglichkeit hat, einen Einsatz zu leisten, sollte dies unbedingt tun. Man nimmt unglaublich viel mit und kann auf mehreren Ebenen einfach nur profitieren, sowohl auf der zivilen, als auch der militärischen. »

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