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SWISSCOY Update - Als Verbindungsoffizier in der JLSG – Dreh- und Angelpunkt für das Transportwesen

Oblt Flavio Truffer ist Verbindungsoffizier (LNO) in der Joint Logistic Support Group (JLSG) der KFOR. Damit ist er Dreh- und Angelpunkt für alle Transportaufträge. Dass dies bisweilen herausfordernd sein kann, zeigte sich in seinem letzten grossen Auftrag: Für die Gurkhas der britischen Streitkräfte mussten Container und Fahrzeuge nach Albanien transportiert werden – und das hatte es in sich.

28.12.2021 | Fachof Stefanie Waltenspül, Presse- und Informationsoffizier SWISSCOY 45

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Oblt Flavio Truffer ist Verbindungsoffizier in der JLSG

Es scheint, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen, wenn Oblt Flavio Truffer in seinem Walliser Dialekt anfängt zu erzählen. Der Liaison Officer ist in seiner Funktion direkt der JLSG unterstellt und zuständig für die gesamte Koordination des Transportwesens innerhalb der KFOR.

Wenn eine in der KFOR beteiligte Nation Unterstützung im Bereich Transport benötigt – sei es für Personen oder Material – stellt sie einen Antrag an die JLSG. Gemeinsam mit dem Schweizer Transportzug und dem der Österreicher koordiniert Truffer dann das weitere Vorgehen: Er schaut, wer Kapazität hat um den Auftrag auszuführen und kümmert sich um die gesamte Planung im Hintergrund. Gerade wenn es sich um Fahrten über die Landesgrenzen hinaus handelt, gibt es sehr viele Formalitäten zu erledigen. Die Movement Control der JLSG muss informiert werden, die Zollformulare müssen zeitgerecht zu Verfügung stehen und gegebenenfalls eine Eskorte der Militärpolizei organisiert werden. «Das ist immer dann der Fall, wenn beispielsweise Munition oder anderes sensitives Material transportiert wird», erklärt Flavio Truffer. Koordination ist in seiner Funktion grundsätzlich das Schlüsselelement. Auch mit dem Engineer-Zug und dem EOD (Explosive Ordnance Disposal) steht er in engem Kontakt, denn beide Elemente sind massgeblich vom Transportzug abhängig. «Bekommt beispielsweise das Engineering einen Auftrag, sind sie auf Transportmittel angewiesen, die die schweren Maschinen auch an den Ort des Geschehens bringen können», so Truffer.

«Die grösste Challenge in meiner Funktion ist sicherlich, zu jedem Zeitpunkt den Überblick zu behalten», antwortet er auf die Frage nach den Herausforderungen. Die Koordination der Transporte ist komplex, denn es sind unterschiedliche Stellen involviert und nicht immer ist die richtige Ansprechperson auch innert nützlicher Frist erreichbar. Entsprechend ist es sehr viel Kommunikationsarbeit, die als Verbindungsoffizier geleistet werden muss: Eckdaten zu den Aufträgen sammeln, weiterleiten, verarbeiten – der Informationsfluss muss zu jeder Zeit und in jede Richtung aufrechterhalten werden.

Wie elementar dieses Zusammenspiel aller Beteiligten ist, zeigte sich bei einem kürzlich durchgeführten Transportauftrag für die britischen Streitkräfte. 32 Container und 19 Foxhounds (gepanzerte Fahrzeuge) der Gurkhas (Nepalesische Soldaten einer Sondereinheit, die im Dienst der britischen Armee stehen) sollten im Auftrag der Britischen Streitkräfte vom Camp Bondsteel nach Durrës in Albanien gebracht werden. Von dort aus sollte das Material verschifft und zurück nach Grossbritannien transportiert werden. Herausfordernd war die Tatsache, dass die verantwortliche Person der Gurkhas nicht vor Ort war, erzählt Truffer. Dadurch wurde die Kommunikation erschwert und immer auch zeitlich verzögert: «Wenn immer möglich ziehe ich deshalb die direkte Kommunikation vor – das macht alles erheblich einfacher.»

Flavio Truffer plante gemeinsam mit dem österreichischen und dem Schweizer Transportzug das Projekt. In solchen Situationen können alle Beteiligten auch vom Knowhow der jeweils anderen profitieren. Vor allem der Schweizer Transportzug zeichnet sich durch einen grossen Erfahrungsschatz aus. «Wie viel Gewicht auf einen Lastwagen verladen werden kann, wo heikle Stellen auf der Strecke sind oder wie lange die Fahrt dauert, das sind alles Fragen, die ich direkt mit dem Transportzug kläre und mich auf ihr Wissen verlassen kann», so Flavio Truffer.

Ein wesentlicher Punkt ist auch das Zeitmanagement. Die Fahrer haben gewisse Ruhezeiten, die eingehalten werden müssen. Gibt es eine Verschiebung im Zeitplan, kann das zu weiteren Verzögerungen führen, wie sich auch beim Transport des Gurkha-Materials gezeigt hat. Bereits beim Verladen im Camp Bondsteel gab es einen Zeitverzug und am Hafen Durrës fehlte der Kranführer, um das Material abzuladen. «Da muss man dann halt flexibel bleiben und eine Lösung suchen. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, selber als Fahrer einzuspringen. Aber glücklicherweise konnte das Problem gelöst werden», so Truffer. Hier kam wieder die multinationale Zusammenarbeit zum Tragen, für den letzten Transport sprangen österreichische Fahrer ein. Zu guter Letzt konnte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. «Auch diese Herausforderungen haben meinen Horizont erweitert», zieht Truffer sein persönliches Fazit. 

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