Quid pro quo – SWISSCOY-Einsatz als Berufsoffizier
Die SWISSCOY bietet Berufsoffizieren spannende Funktionen, in denen sie im multinationalen Umfeld wertvolle Erfahrungen für ihre berufliche und persönliche Weiterentwicklung sammeln können. Für den Chief Tactical Effects Center des SWISSCOY-Kontingents 52 ist der friedensfördernde Einsatz und seine verantwortungsvolle Funktion eine Chance, ein internationales Netzwerk zu knüpfen und seine eigene Interoperabilität zu stärken. Die Schweizer Armee profitiert von seiner Einsatzerfahrung, die er als Generalstabsoffizier zurück an seinen Arbeitsplatz nimmt.

Text: Fachof Romina Kratter, Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 52
Fotos: Wm Katrin Locher, Stv Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 52
Im Camp Bondsteel (CBS) übernimmt im Kontingent 52 Oberstlt i Gst Alessandro Bernasconi eine wichtige Funktion für die SWISSCOY. Der Berufsoffizier ist der Chef des Tactical Effects Centers (TEC) und führt dort mit Unterstützung seines Stellvertreters verschiedene Zellen mit über zehn Offizieren und Unteroffizieren aus verschiedenen Nationen. In seinen Verantwortungsbereich fallen Assessment-, Informationsoperations- und CIMIC-Tätigkeiten. Weiter ist der 34-jährige für die Koordination des Regionalkommandos Ost (RC-E) der KFOR zur Kosovo Police (KP) zuständig.
Für Oberstlt i Gst Bernasconi ist es der erste Auslandeinsatz. Der Tessiner wird in seiner Funktion in einer sogenannten OPCON-Funktion von der SWISSCOY zugunsten der KFOR eingesetzt. Das bedeutet, dass er im Gegensatz zu rein nationalen Elementen des SWISSCY-Kontingents seine Tätigkeiten zu 100% zugunsten der KFOR leistet. Er untersteht der Kommandostruktur des Kommandanten der KFOR (COM KFOR) und ist somit ein Stabsoffizier im Kern einer multinationalen Mission. In seiner Funktion ist die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Einheiten und Partnern der KFOR ein zentraler Aspekt. Gute Englischkenntnisse und ein fundiertes Verständnis für militärische Führungsstrukturen sind essenziell. Seine Ausbildung und Arbeitserfahrung verschaffen Oberstlt i Gst Alessandro Bernasconi die nötigen Kompetenzen sowie Respekt bei den internationalen Berufskollegen.
Führungsnähe birgt hohe Verantwortung
Im Rahmen seines Auftrages arbeitet der Berufsoffizier beispielsweise eng mit dem Kommandanten des nicht-kinetischen Bataillons zusammen. Das TEC erteilt dem Kommandanten Anweisungen, stellt «request for information» (RFI) und gibt Meetings für den Brigadekommandanten oder seinen Stellvertreter in Auftrag. Mit seiner Arbeit muss der Chief TEC stehts die operativen Ziele des COM KFOR erfüllen, was sein Aufgabenspektrum gleichermassen herausfordernd und interessant macht.
Seine Stelle sei in der Schweiz mit der Funktion eines Unterstabschefs einer Brigade zu vergleichen, erklärt der 34-Jährige. Die gesammelten Erfahrungen werden ihm zugutekommen, wenn er nach dem Einsatz die Artillerieabteilung 49 in der Miliz übernimmt. Einerseits profitiert der Berufsoffizier vom Austausch mit den internationalen Kameradinnen und Kameraden, die viel verschiedenes Einsatz-, Erfahrungs- und Fachwissen mitbringen. Andererseits bringen die verschiedenen truppenstellenden Nationen eine breite Palette an Kenntnissen beispielsweise im Bereich der Drohnenabwehr- oder Waffensysteme mit. Von der Arbeit so nah an der regionalen Führung kann er für sein späteres Berufsleben viel mitnehmen, so der Tessiner. Klar verlange ihm die hohe Verantwortung aber auch viel ab, wobei ihm sein Background als Berufsoffizier in vielerlei Hinsicht helfe.
Wichtige Kompetenzerweiterung
Durch den Austausch kann Oberstlt i Gst Bernasconi sein Wissen erweitern und künftig in seinen Berufsalltag und in der Miliz einbringen. Seine Funktion ermöglicht ihm vor allem, seine Führungskompetenzen auf höherer Stufe zu erweitern. Durch den Austausch mit seinen internationalen Kameradinnen und Kameraden kann er zudem sein militärisches Fachwissen im Bereich der Artillerie erweitern. Dies sei für ihn persönlich ein grosser Profit im Hinblick auf seine an den Einsatz anschliessende Funktion als Kommandant der Artillerieabteilung 49, erläutert der Berufsoffizier. Neben den fachlichen Aspekten seien es aber auch die kleinen Dinge, die ihn in Bezug auf seine Arbeitsweise weiterbringen.
Das Leben im Kosovo-Einsatz sei überhaupt nicht mit dem Arbeitsalltag eines Berufsoffiziers oder dem Alltag in der Miliz in der Schweiz vergleichbar, erklärt er. In der Miliz arbeite er mehr und länger, der Arbeitsalltag sei intensiver. Hier lerne er, dass aktive Ruhephasen, Sport, genügend Schlaf sowie die mentale Gesundheit wichtig sind, um die Produktivität bei der Arbeit zu steigern. Da er sich im Kosovo im Echteinsatz befindet, wo die Lage sich schlagartig ändern kann, werde ihm die Bedeutung des Begriffs «high readiness» richtig bewusst, sagt der Berufsoffizier. Nicht zuletzt von seinen einsatzerfahrenen Kameradinnen und Kameraden habe er gelernt, wie wichtig es sei, auch in der ruhigen Lage die Bereitschaft stets hochzuhalten.
Wissenstransfer für die Schweizer Armee
In der Mission werde er als Berufsoffizier respektiert und seine Kompetenz wird auch aufgrund der guten Ausbildung sehr geschätzt. Der Fakt, dass er Berufsoffizier ist und sein damit verbundenes Wissen und seine Professionalität helfen, sich im multinationalen militärischen Umfeld durchzusetzen und öffnet ihm die Türen zu wertvollem Austausch unter internationalen Berufskollegen auf Augenhöhe. Von seinem Einsatz bringt Oberstlt i Gst Alessandro Bernasconi wichtiges Wissen an seinen Arbeitsplatz, in den Stab des LVb Log in Thun und in die Miliz zurück und fördert damit die Weiterentwicklung sowie die Interoperabilität der Schweizer Armee.
