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MitteilungVeröffentlicht am 22. April 2025

Schweizer als Force Commander UNDOF

Ende Dezember 2024 wurde der Schweizer Divisionär Patrick Gauchat und Head of Mission der Militärbeobachtermission UNTSO zusätzlich zum Kommandanten ad interim der UNO-Mis­sion UNDOF auf den Golanhöhen ernannt. Mit dieser Ernennung drückt die UNO ihre Anerkennung für die Beiträge der Schweiz aus, die sie im Rahmen von internationalen Friedensmissionen übernimmt. Die Schweiz zeigt ihrerseits damit, dass sie bereit ist ihre Verantwortung innerhalb der internationalen Gemeinschaft wahrzunehmen.

Divisionär Patrick Gauchat übernahm parallel zu seiner Funktion als Head of Mission der UNTSO, von Dezember 2024 bis Februar 2025 ad interim das Kommando der UNO-Mission UNDOF auf den Golanhöhen. Am 4. Februar 2025 übergab Divisionär Patrick Gauchat offiziell das Kommando der UNDOF an die Nachfolgerin, Divisionär Anita Asmah aus Ghana.

Text Daniel Seckler, Chef Kommunikation SWISSINT

Die UN Disengagement Observer Force (UNDOF) ist eine von drei UNO-Missionen im Nahen Osten, die den Waffenstillstand aufrechterhalten. Nach dem Ausbruch des Krieges zwischen israelischen und syrischen Streitkräften auf den Golanhöhen im Oktober 1973 erteilte der UNO-Sicherheitsrat im Mai 1974 mit der Resolution 350 das Mandat für die Blau­helmmission UNDOF und regelte damit unter anderem die Stationierung von internationalen Truppen auf dem Golan zwischen Israel und Syrien.

Zusammenarbeit mit Militärbeobachterteam der UNTSO

Der Auftrag der UNDOF umfasst die Aufrechterhaltung des Waffenstill­stands zwischen diesen beiden Parteien sowie die Überwachung der «area of separation» und «area of limitation», in der die israelischen und syri­schen Streitkräfte begrenzt sind. Die UNDOF beobachtet diese Zonen, verhindert Eskalationen, vermittelt bei Spannungen und erstattet dem UNO-Hauptquartier Bericht über die Lage vor Ort. Zudem unterstützt sie die Kommunikation zwischen den Parteien, um Missverständnisse und Spannungen zu vermeiden. Die UNDOF arbeitet mit der UNTSO und ihrem Militärbeobachterteam zusammen, das hochrangige Beobachtun­gen sowie Überprüfungs- und Inspektionsmassnahmen durchführt. Aktu­ell beteiligen sich 13 Nationen mit 1200 zum Selbstschutz bewaffneten Frauen und Männern an der UNDOF – Schweizer Armeeangehörige befin­den sich nicht darunter. Da Friedenserzwingung nicht Teil des Mandates der UNDOF ist, wäre eine Schweizer Beteiligung mit der Schweizer Neu­tralität jedoch vereinbar.

Gleichzeitig Kommando über UNDOF und UNTSO

Im Dezember 2024 fragte der UNO-Generalsekretär den Schweizer Divisionär Patrick Gauchat an, zusätzlich zu seiner Funktion als Head of Mission der UNTSO das Kommando der UNDOF ad interim zu übernehmen bis die designierte UNDOF-Kommandantin ihre Tätigkeit aufnehmen wird. Der Bundesrat genehmigte an seiner Sitzung vom 20. Dezember 2024 diese Ernennung, womit erstmals in der Geschichte der UNO eine Per­son das Kommando über zwei Missionen ausübte. Mit der Ernennung von Divisionär Patrick Gauchat anerkennt die UNO seine Arbeit zuguns­ten der Friedensförderung, insbesondere im Nahen Osten. Seine Kennt­nisse der Region mit ihren Herausforderungen und seine guten Kontakte zu allen beteiligten Parteien sind von unschätzbarem Wert – gerade in der Zeit, in welcher die Sicherheitslage im Einsatzraum von grosser Vola­tilität und Spannung gekennzeichnet ist. Divisionär Patrick Gauchat sagt dazu: «Ende 2024 erlebte die UNDOF eine seit 1974 einzigartige Situation. Einerseits hatte die Missionsführung alle zivilen und militärischen Schlüs­selpositionen verloren, andererseits hatte Syrien seinen Regierungswech­sel radikal vollzogen und Israel war in die «area of separation» einge­drungen. Es wurde sofort ein operativer Missionschef benötigt, der die Schlüsselpartner kannte, mit den jüngsten politischen Entwicklungen vertraut war und die Komplexität der Organisation der UNO verstand. Die Entscheidung des UNO-Generalsekretärs mich zu ernennen, ist der Höhepunkt meiner 25-jährigen Arbeit zugunsten der Friedensförderung.»

Lösungen für neue Situation vorschlagen

Die beiden Missionen haben ergänzende Mandate. Divisionär Patrick Gauchat erklärt die Unterschiede: «Die UNTSO ist ein operatives und stra­tegisches Instrument mit Verbindungen in den Sicherheitsrat aufgrund der präzisen Berichte, die von den Militärbeobachterinnen und -beobach­tern in den fünf Ländern des Einsatzgebiets erstellt werden. Die UNDOF ist stärker lokal ausgerichtet und auf den Golan beschränkt. Sie besteht aus bewaffneten mechanisierten Infanterieeinheiten. Ihr Einsatz ist des­halb eher taktischer Natur, hat jedoch unmittelbare Auswirkungen vor Ort. Die Verantwortung für den Einsatz von Schusswaffen liegt beim Kom­mandanten der Truppe.»

Nach der Übernahme seines Amtes ging es für Divisionär Patrick Gauchat darum Lösungen zur Wiederherstellung der Waffenstillstandsstrukturen vorzuschlagen und auf neue Bedürfnisse zu reagieren. Als langfristiges Ziel empfahl er einen Aktionsplan, die Gauchat Roadmap of Activities, zur Anpassung an den Waffenstillstand auf syrischer Seite und zur Erfül­lung der Sicherheitsbedürfnisse auf israelischer Seite. «Das kurzfristige Ziel bestand darin eine Plattform für den Austausch zwischen den Par­teien einzurichten, um neue Arten von Beschwerden (Schäden, Festnah­men) zu behandeln. Diese kreative Reaktion für die neuen Aufgaben für die UNDOF und die UNTSO ist der beste Beweis für den Nutzen dieser Art von friedensfördernden Missionen», erklärt Divisionär Patrick Gauchat.