Strategische Planung und taktische Umsetzung der Logistik in der KFOR
Zum ersten Mal übernahm mit Oberst i Gst Alexandre Vautravers ein Schweizer Offizier die anspruchsvolle Position des Kommandanten der Joint Logistics Support Group der KFOR. In dieser Funktion trug er eine dreifache Verantwortung: als Kommandant der multinationalen Logistikeinheit, als Nationaler Kontingentskommandant des SWISSCOY-Kontingents 51 und als nationaler Vertreter der Schweiz innerhalb der KFOR. Seine Führungsaufgabe verband strategische Planung mit taktischer Umsetzung und stärkte die Rolle der Schweiz im multinationalen Umfeld der Mission.

Text Fachoffizier Elisa Lutz, Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 51, Kosovo
Als Kommandant der Joint Logistics Support Group (JLSG) führte Oberst i Gst Vautravers die logistische Unterstützungseinheit, die für die gesamte Logistik der KFOR verantwortlich ist. Die JLSG übernimmt Aufgaben wie Material- und Personentransporte, Bergung, Organisation und Durchführung von operativen und strategischen Truppenrotationen in der Luft sowie auf dem See- oder Landweg. Weiter ist sie zuständig für die Sicherstellung der taktischen Mobilität von Reserveverbänden, genietechnische Unterstützung sowie Kampfmittelbeseitigung (Explosive Ordnance Disposal, EOD). Die Koordination dieser komplexen Prozesse erfordert ein tiefes Verständnis für multinationale Abläufe und die Fähigkeit divergierende nationale Interessen zusammenzuführen.
Internationales Team mit spezifischem Know-how
Die JLSG besteht derzeit aus bis zu 270 Angehörigen aus 17 Nationen und ist in verschiedene Bereiche gegliedert, die jeweils spezifisches Know-how und besondere Fähigkeiten in die Organisation einbringen. Die JLSG passt ihre Struktur basierend auf den zunehmenden Anforderungen und der sich verändernden Sicherheitslage permanent an. So wurden beispielsweise für 2026 folgende Ziele definiert: Stärkung der Transportkompanie, Gründung einer Geniekompanie sowie die Fähigkeit gleichzeitig zwei «Mobility Support Detachements» einsetzen zu können. Diese Einsatzverbände kombinieren spezialisierte Fähigkeiten wie Drohneneinsätze, Brech- und Bergungskapazitäten sowie medizinische Begleitung und Schutz.
Alexandre Vautravers war als JLSG-Kommandant nicht nur Kommandeur eines taktischen Verbandes, als Direktunterstellter des KFOR-Kommandanten hatte er eine wichtige Beratungsfunktion und nahm an Rapporten, Planungen, Wargaming, Repräsentationsanlässen und Konferenzen teil. Als Chef der Logistik auf der operativen Stufe beurteilte er die Machbarkeit der Operationen oder der Varianten, fand vernetzte Lösungen, setzte Sofortmassnahmen um und leistete wichtige Beiträge in Teil- oder Operationsbefehlen.
Wertvolle Erfahrungen dank Mehrfachfunktion
Zusätzlich zu seinen internationalen Aufgaben leitet Oberst i Gst Vautravers als Nationaler Kontingentskommandant das SWISSCOY-Kontingent 51, das bis zu 215 Armeeangehörigen umfasst. Er ist für die personelle und logistische Führung verantwortlich, unterstützt von seinem Stab. In seiner Rolle als nationaler Vertreter der Schweiz steht er zudem im regelmässigen Austausch mit anderen truppenstellenden Nationen sowie mit dem Schweizer Botschafter in Kosovo. Trotz der Herausforderungen und ausgelasteten Arbeitstagen bietet die Mehrfachfunktion von Oberst i Gst Vautravers zahlreiche Vorteile. Die Arbeit innerhalb der JLSG ermöglicht es der Schweizer Armee internationale Führungsaufgaben zu übernehmen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Die Prozesse in der Aktionsplanung und Führung innerhalb der logistischen Unterstützungseinheit sind weitgehend vergleichbar mit den Abläufen in der Schweizer Armee, was eine nahtlose Integration ermöglicht. Die aktive Beteiligung der Schweiz an der Spitze der JLSG unterstreicht ihre Fähigkeit Verantwortung in multinationalen Einsätzen zu übernehmen und stärkt die Sichtbarkeit der Schweiz als verlässlicher Partner.
Stärkung der Interoperabilität
Die Bildung von gemischten, multinationalen Einsatzverbänden erlaubt es neue Einsatzverfahren oder Material unter Einsatzbedingungen zu testen. Die daraus gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen fliessen direkt in die Weiterentwicklung der Schweizer Armee ein, fördern die Interoperabilität und tragen zum langfristigen Kompetenz- und Fähigkeitsaufbau bei – nicht nur in friedlichen, permissiven Situationen, sondern auch in schwierigen, angespannten und komplexen Lagen.
Dies stärkt die Interoperabilität der Armee mit internationalen Partnern, aber auch die Fähigkeiten ihrer Berufsmilitärs und Milizangehörigen. Zusätzlich gewinnt die Schweiz durch die Besetzung von höheren Kaderstellen in den sogenannten OPCON-Elementen der KFOR – Elemente, die zur operationellen Auftragserfüllung direkt der KFOR zugewiesen sind – an internationaler Sichtbarkeit als truppenstellende Nation. Im heutigen Kontingent 51 sind rund 82% der Angehörigen Teil dieser OPCON-Elemente und zeigen den starken Beitrag der Schweiz an der multinationalen KFOR auf.
