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MitteilungVeröffentlicht am 23. Oktober 2024

Friedensförderung – Perspektiven für Frauen

Seit 2020 haben Frauen ohne absolvierte Rekrutenschule nach ihrem friedensfördernden Auslandseinsatz in Kosovo oder Bosnien und Herzegowina die Möglichkeit, sich in das Miliz­system eingliedern zu lassen und somit ihre wertvollen Erfah­rungen der Armee weiterhin zur Verfügung zu stellen.

Für gewisse Funktionen in den friedensfördernden Einsätzen der SWISSCOY oder der EUFOR ALTHEA können sich auch Frauen ohne militärische Vorkenntnisse bewerben – wie zum Beispiel als Beobachterin in den Liaison and Monitoring Teams respektive Liaison and Observation Teams.

Text Kommunikationszelle Logistikbrigade 1

Ein Einsatz im Rahmen eines Frie­densförderungseinsatzes kann für Frauen, die bisher keinen Militär­dienst geleistet hatten, eine span­nende, sinnstiftende und abwechs­lungsreiche Erfahrung sein. Nach der Ausbildung im Ausbildungs­zentrum SWISSINT in Oberdorf bei Stans und dem Einsatz zuguns­ten der KFOR SWISSCOY (Kosovo) oder EUFOR ALTHEA (Bosnien und Herzegowina) besteht nach der Rückkehr in die Schweiz die Option einer Integration in die Miliz.

Peacekeeperinnen als Fachoffizier in der Miliz

Die Logistikbrigade 1 mit ihren knapp 15 000 eingeteilten Angehö­rigen der Armee (AdA) in 14 Batail­lonen hat seit drei Jahren ehema­lige SWISSCOY-Angehörige in den Reihen des Brigadestabs. Die bei­den Fachoffiziere Laura Marty (SWISSCOY Kontingent 42/43) und Selina Berner (SWISSCOY Kon­tingent 45) sind ein essentieller Bestandteil der Kommunika­tionszelle der Brigade, die von Oberstleutnant Marc Schlittler, einem Unternehmer aus der PR- und Kommunikationsbranche, geleitet wird. «Als es darum ging die Kommunikationszelle der Brigade auf­zustocken und den Weggang des Chefs Medien zu ersetzen, kam die Anfrage vom Personalchef der Brigade, Oberst Stephan Scherz, gerade richtig: Es seien Dossiers von Kandidatinnen im System, die aus dem SWISSCOY-Einsatz zurück­kommen und eine Integration in die Miliz in Erwägung ziehen wür­den», erklärt Oberstleutnant Marc Schlittler. Mit den Fachoffizie­ren Laura Marty (2021) und Selina Berner (2023) verstärkte die Brigade ihr Kommunikationsteam mit zwei hochmotivierten und äusserst kompetenten militärischen Quereinstei­gerinnen.

Zivile Ausbildung entscheidend

Die militärische Einteilung wurde direkt durch den Dienstchef der Brigade koordiniert. Die Bewer­bungsunterlagen, noch während des Einsatzes erstellt, wurden dem Kommando der Logistikbrigade 1 vom Personellen der Armee zur Verfügung gestellt. Zusammen mit dem Stabschef wurde beurteilt, welche Angehörigen des Friedens­förderungsdienstes (AdFFD) auf­grund ihrer zivilen Ausbildung für eine Einteilung in die Logistikbri­gade 1 in Frage kommen könnten, für die vor allem Spezialistinnen und Spezialisten aus dem medizini­schen, logistischen und journalis­tischen Bereich von Interesse sind. Geeignete Kandidatinnen wurden zu Bewerbungsgesprächen einge­laden. Dabei ging es hauptsächlich darum die AdFFD besser kennen­zulernen und ihre Wünsche und Vorstellungen zu erfahren. Gleich­zeitig wurden auch die Erwartun­gen der Brigade oder der Bataillone dargestellt, damit alle Beteiligten von Beginn weg die gegenseitigen Erwartungshaltungen kannten. Die Einteilung in die Logistikbrigade 1 erfolgt – bei beidseitiger Zustim­mung – genau wie in allen anderen Fällen. Die AdA oder AdFFD werden zunächst der Armee zugewiesen. Da der Gesundheitszustand sowie die Personensicherheit bereits vor dem friedensfördernden Einsatz über­prüft wurden, werden die AdFFD anschliessend der vereinbarten Funktion als Fachoffizier zugewie­sen und in die Stäbe integriert.

Eine Bereicherung für die Logistikbrigade 1

Die Integration in die Miliz-Forma­tion verlief im Fall der Logistikbri­gade 1 jeweils reibungslos. Die ein­satzvorbereitende Ausbildung in Oberdorf bei Stans und der nach­folgende friedensfördernde Einsatz von total 36 Wochen können einer Rekrutenschule in anderem For­mat gleichgesetzt werden. «Unsere beiden Zugänge sind für uns eine grosse Bereicherung und schiessen auch noch besser als die meisten Stabsmitglieder», schmunzelt der Chef Kommunikation. Im konkre­ten Beispiel der Logistikbrigade 1 organisiert sich die Kommunikationszelle sehr selbstständig: Neben den vier Stabskursen im Jahr wer­den diverse Truppenbesuche und -ausbildungen durchgeführt und somit neben der Teilnahme an den Stabskursen auch immer wieder Einzeldiensttage absolviert. Damit sich der Truppendienst gut mit den zivilen Tätigkeiten verbinden lässt, ist eine gute Planung unumgäng­lich, aber letztlich auch problemlos umsetzbar.

Eingliederung in die Miliz auch für Peacekeeperinnen wertvoll

«Für mich war die Eingliederung in die Logistikbrigade 1 eine sehr positive Erfahrung», meint Fachof­fizier Laura Marty rückblickend. «Ich wurde sehr herzlich aufge­nommen und gleich in die Arbeit der Kommunikationszelle integ­riert. Trotz der Erfahrung aus dem SWISSCOY-Einsatz war es ein biss­chen ein Sprung ins kalte Wasser.» Aber sie konnte auf die Geduld und die Hilfe ihrer Kameradinnen und Kameraden zählen, wenn es darum ging Wissenslücken aufzu­arbeiten. «Dass mein Vorgesetzter im Zivilleben in einem ähnlichen Bereich arbeitet wie ich selbst, war ein glücklicher Zufall», so Fachoffi­zier Laura Marty weiter. «Dadurch konnte ich meine Erfahrung aus dem Zivilen sehr gut ins Militä­rische übertragen.» Die militäri­schen Kompetenzen sind auch in der zivilen Arbeitswelt ein Vorteil. Das strukturierte Arbeiten, Team­work, Arbeiten unter Zeitdruck und manchmal auch das bestbekannte SABTA (sicheres Auftreten bei tota­ler Ahnungslosigkeit) helfe ihr bei der Arbeit oft. Zudem erlebe man auch Dinge, die man sonst eher nicht erleben würde. «Einen Jahres­rapport mit rund 1000 Teilnehmen­den mitorganisieren und direkte Verantwortung für das Endprodukt übernehmen, das kann ich nur in der Armee.»