Friedensförderung – Perspektiven für Frauen
Seit 2020 haben Frauen ohne absolvierte Rekrutenschule nach ihrem friedensfördernden Auslandseinsatz in Kosovo oder Bosnien und Herzegowina die Möglichkeit, sich in das Milizsystem eingliedern zu lassen und somit ihre wertvollen Erfahrungen der Armee weiterhin zur Verfügung zu stellen.

Text Kommunikationszelle Logistikbrigade 1
Ein Einsatz im Rahmen eines Friedensförderungseinsatzes kann für Frauen, die bisher keinen Militärdienst geleistet hatten, eine spannende, sinnstiftende und abwechslungsreiche Erfahrung sein. Nach der Ausbildung im Ausbildungszentrum SWISSINT in Oberdorf bei Stans und dem Einsatz zugunsten der KFOR SWISSCOY (Kosovo) oder EUFOR ALTHEA (Bosnien und Herzegowina) besteht nach der Rückkehr in die Schweiz die Option einer Integration in die Miliz.
Peacekeeperinnen als Fachoffizier in der Miliz
Die Logistikbrigade 1 mit ihren knapp 15 000 eingeteilten Angehörigen der Armee (AdA) in 14 Bataillonen hat seit drei Jahren ehemalige SWISSCOY-Angehörige in den Reihen des Brigadestabs. Die beiden Fachoffiziere Laura Marty (SWISSCOY Kontingent 42/43) und Selina Berner (SWISSCOY Kontingent 45) sind ein essentieller Bestandteil der Kommunikationszelle der Brigade, die von Oberstleutnant Marc Schlittler, einem Unternehmer aus der PR- und Kommunikationsbranche, geleitet wird. «Als es darum ging die Kommunikationszelle der Brigade aufzustocken und den Weggang des Chefs Medien zu ersetzen, kam die Anfrage vom Personalchef der Brigade, Oberst Stephan Scherz, gerade richtig: Es seien Dossiers von Kandidatinnen im System, die aus dem SWISSCOY-Einsatz zurückkommen und eine Integration in die Miliz in Erwägung ziehen würden», erklärt Oberstleutnant Marc Schlittler. Mit den Fachoffizieren Laura Marty (2021) und Selina Berner (2023) verstärkte die Brigade ihr Kommunikationsteam mit zwei hochmotivierten und äusserst kompetenten militärischen Quereinsteigerinnen.
Zivile Ausbildung entscheidend
Die militärische Einteilung wurde direkt durch den Dienstchef der Brigade koordiniert. Die Bewerbungsunterlagen, noch während des Einsatzes erstellt, wurden dem Kommando der Logistikbrigade 1 vom Personellen der Armee zur Verfügung gestellt. Zusammen mit dem Stabschef wurde beurteilt, welche Angehörigen des Friedensförderungsdienstes (AdFFD) aufgrund ihrer zivilen Ausbildung für eine Einteilung in die Logistikbrigade 1 in Frage kommen könnten, für die vor allem Spezialistinnen und Spezialisten aus dem medizinischen, logistischen und journalistischen Bereich von Interesse sind. Geeignete Kandidatinnen wurden zu Bewerbungsgesprächen eingeladen. Dabei ging es hauptsächlich darum die AdFFD besser kennenzulernen und ihre Wünsche und Vorstellungen zu erfahren. Gleichzeitig wurden auch die Erwartungen der Brigade oder der Bataillone dargestellt, damit alle Beteiligten von Beginn weg die gegenseitigen Erwartungshaltungen kannten. Die Einteilung in die Logistikbrigade 1 erfolgt – bei beidseitiger Zustimmung – genau wie in allen anderen Fällen. Die AdA oder AdFFD werden zunächst der Armee zugewiesen. Da der Gesundheitszustand sowie die Personensicherheit bereits vor dem friedensfördernden Einsatz überprüft wurden, werden die AdFFD anschliessend der vereinbarten Funktion als Fachoffizier zugewiesen und in die Stäbe integriert.
Eine Bereicherung für die Logistikbrigade 1
Die Integration in die Miliz-Formation verlief im Fall der Logistikbrigade 1 jeweils reibungslos. Die einsatzvorbereitende Ausbildung in Oberdorf bei Stans und der nachfolgende friedensfördernde Einsatz von total 36 Wochen können einer Rekrutenschule in anderem Format gleichgesetzt werden. «Unsere beiden Zugänge sind für uns eine grosse Bereicherung und schiessen auch noch besser als die meisten Stabsmitglieder», schmunzelt der Chef Kommunikation. Im konkreten Beispiel der Logistikbrigade 1 organisiert sich die Kommunikationszelle sehr selbstständig: Neben den vier Stabskursen im Jahr werden diverse Truppenbesuche und -ausbildungen durchgeführt und somit neben der Teilnahme an den Stabskursen auch immer wieder Einzeldiensttage absolviert. Damit sich der Truppendienst gut mit den zivilen Tätigkeiten verbinden lässt, ist eine gute Planung unumgänglich, aber letztlich auch problemlos umsetzbar.
Eingliederung in die Miliz auch für Peacekeeperinnen wertvoll
«Für mich war die Eingliederung in die Logistikbrigade 1 eine sehr positive Erfahrung», meint Fachoffizier Laura Marty rückblickend. «Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und gleich in die Arbeit der Kommunikationszelle integriert. Trotz der Erfahrung aus dem SWISSCOY-Einsatz war es ein bisschen ein Sprung ins kalte Wasser.» Aber sie konnte auf die Geduld und die Hilfe ihrer Kameradinnen und Kameraden zählen, wenn es darum ging Wissenslücken aufzuarbeiten. «Dass mein Vorgesetzter im Zivilleben in einem ähnlichen Bereich arbeitet wie ich selbst, war ein glücklicher Zufall», so Fachoffizier Laura Marty weiter. «Dadurch konnte ich meine Erfahrung aus dem Zivilen sehr gut ins Militärische übertragen.» Die militärischen Kompetenzen sind auch in der zivilen Arbeitswelt ein Vorteil. Das strukturierte Arbeiten, Teamwork, Arbeiten unter Zeitdruck und manchmal auch das bestbekannte SABTA (sicheres Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit) helfe ihr bei der Arbeit oft. Zudem erlebe man auch Dinge, die man sonst eher nicht erleben würde. «Einen Jahresrapport mit rund 1000 Teilnehmenden mitorganisieren und direkte Verantwortung für das Endprodukt übernehmen, das kann ich nur in der Armee.»


