«Ein Einsatz ausserhalb der Schweiz bringt immer einen Mehrwert»
Oberleutnant Justine Dognin startete ihre militärische Laufbahn im Oktober 2016 bei den Übermittlungstruppen der Artillerie. Heute ist die 27-jährige Genferin Berufsoffizierin an der Artillerie- und Aufklärungsschule 31 in Bière. 2019/2020 leistete sie zudem einen Einsatz in der militärischen Friedensförderung als stellvertretende Personalchefin bei der SWISSCOY. Im Interview spricht Justine Dognin über ihre Motivation, in die Schweizer Armee einzutreten, ihren Entscheid für die Offizierslaufbahn und ihre Erfahrungen während eines Auslandseinsatzes in der militärischen Friedensförderung.

Text: Stefanie Waltenspül, Kommunikation SWISSINT, im Gespräch mit Oberleutnant Justine Dognin
Fotos: Oberleutnant, Justine Dognin
Justine Dognin, was hat Sie motiviert, die Rekrutenschule zu absolvieren und danach die Offizierslaufbahn einzuschlagen?
Eigentlich ging es gar nicht um die Armee, sondern um die Polizei. Ursprünglich habe ich die Armee als Sprungbrett für die Bewerbung bei der Polizeiakademie in Savatan erachtet. Ich war aber auch motiviert, mich selbst herauszufordern und nach dem Studium aus meiner Komfortzone herauszukommen. Ausserdem erschien es mir wichtig, einen Dienst für mein Land zu leisten. In der Armee habe ich eine Welt entdeckt, die mir wirklich gefiel. Deshalb beschloss ich, weiterzumachen und zu aspirieren. Nachdem ich den Rang eines Wachtmeisters erworben hatte, entschied ich mich für die Offizierslaufbahn. Ich hatte das grosse Ziel, am 100-km-Marsch teilzunehmen, um meine körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu testen und einen Zug zu führen.
Was gab denn den Ausschlag, dass Sie Berufsoffizierin werden wollten?
Am Ende meines Abverdienens als Zugführerin im Jahr 2018 wurde mir angeboten, als Zeitoffizier weiter an der Artillerie- und Aufklärungsschule 31 (die damalige Artillerieschule 31) zu arbeiten. Ich hatte das Glück, direkt in einem Ausbildungsteam tätig sein zu können. Diese Erfahrung hat mir einen Einblick in die Tätigkeiten des Berufsoffiziers ermöglicht und mich dazu bewogen, mich zu bewerben. Nachdem ich die verschiedenen Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen hatte, begann ich im September 2020, sechs Monate nach meinem Einsatz in der Friedensförderung, mit der Militärakademie.
Warum hatten Sie sich für einen Auslandeinsatz im Rahmen der militärischen Friedensförderung entschieden?
Ich wollte 2019 mit einem Auslandeinsatz mein Wissensspektrum erweitern. Ich hatte grosses Interesse, die Schweizer Armee ausserhalb ihrer nationalen Grenzen kennenzulernen und diese Erfahrung zu machen. Als Berufsoffizierin halte ich es für wichtig, diesen Aspekt der Schweizer Armee erlebt zu haben. Und es war auch eine persönliche Herausforderung.
Wie haben Sie den Einsatz erlebt? Was war besonders positiv oder gab es auch eher negative Aspekte?
Mein Einsatz verlief gut und die sechs Monate gingen sehr schnell vorbei. Ich habe eine interessante Zeit erlebt. Dank meiner Funktion konnte ich während der sechs Monate meines Einsatzes in einem Militärcamp leben, mich mit Angehörigen anderer Armeen austauschen und einen der Aufträge unserer Armee beobachten: die Friedensförderung.
Welchen Mehrwert hat Ihnen der Einsatz gebracht, einerseits beruflich, andererseits aber auch persönlich?
Beruflich konnte ich durch meine Funktion während des Einsatzes die Stabsarbeit erleben und erste Erfahrungen in diesem Bereich sammeln. Da viele meiner Stabskollegen Berufsmilitärs sind, konnte ich auch von ihren Erfahrungen profitieren. Darüber hinaus hat die Arbeit in der Personalverwaltung auf Kontingentsebene mein Know-how erweitert. Auf persönlicher Ebene habe ich durch den Einsatz mein Wissensnetzwerk sowohl innerhalb der Schweizer Armee als auch auf internationaler Ebene gestärkt. Ein sechsmonatiger Einsatz fernab der eigenen Gewohnheiten und Routinen ist auch eine Lebenserfahrung. Vor allem ist es aber eine Erfahrung auf der menschlichen Ebene.
Würden Sie Frauen grundsätzlich ein solches Engagement empfehlen und wenn ja, aus welchem Grund?
Ich empfehle einen solchen Einsatz allen motivierten Menschen, die aus ihrem Alltag ausbrechen wollen. Unabhängig vom Geschlecht bringt ein Engagement ausserhalb der Schweiz immer einen Mehrwert, sei es persönlich, beruflich oder sogar beides. Friedenssicherung geht uns alle an, auch wenn wir verschieden sind.
