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MitteilungVeröffentlicht am 2. Juli 2025

Realitätsnahe Ausbildung für UNO-Einsätze – Internationale Kooperation als Erfolgsfaktor

Schweizer Offiziere leisten in UNO-Missionen weltweit einen wichtigen Beitrag zur globalen Sicherheit und Stabilität – oft unter herausfordernden geografischen Bedingungen und in instabilen sowie immer unbeständigeren geopolitischen Kontexten. Eine realitätsnahe und praxisorientierte Ausbildung ist deshalb unerlässlich. Der Anfang Juli abgeschlossene UNO-Militärbeobachterkurs zeigt exemplarisch, wie internationale Kooperation, Interoperabilität und gemeinsame Standards die Grundlage für wirksames Engagement in fragilen Einsatzgebieten schaffen.

Text Daniel Seckler, Chef Kommunikation SWISSINT

In einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen und Konflikte ist die Rolle unparteiischer Militärbeobachterinnen und -beobachter wichtiger denn je. Ihre Präsenz hilft nicht nur Frieden und Stabilität in Konfliktregionen zu sichern, sondern stärkt auch das Vertrauen zwischen den Nationen. Bevor die Schweizer Armee Offizierinnen und Offiziere in dieser Funktion in einen friedensfördernden Einsatz entsendet, werden sie am Ausbildungszentrum SWISSINT auf dem Waffenplatz Wil bei Stans in Oberdorf NW ausgebildet. Hier absolvieren sie den international zusammengesetzten Swiss United Nations Military Observer Course (SUNMOC). «Ein wichtiger Aspekt dieser einsatzbezogenen Grundausbildung ist das multinationale Umfeld. Die Schweizer Offizierinnen und Offiziere leben und arbeiten mit Teilnehmenden aus anderen Nationen zusammen. Das fördert den Austausch und das Verständnis für andere Kulturen, Ansichten und Verhaltensweisen, was für einen späteren Einsatz in einer UNO-Mission elementar ist», so Oberstleutnant Mike Butora, Kursleiter des SUNMOC. International zusammengesetzt ist auch das Team der einsatzerfahrenen Instruktorinnen und Instruktoren, das die Teilnehmenden ausbildet. Es steht exemplarisch für den multinationalen Ansatz, den SWISSINT gemeinsam mit Partnerstaaten bei der Ausbildung künftiger Peacekeeperinnen und Peacekeeper verfolgt.

Internationale Zusammenarbeit im Rahmen von 4-PCE

Die Beteiligung am Kooperationsformat Fo(u)r Peace Central Europe (4-PCE) – einem Verbund der Ausbildungszentren der Niederlande, Deutschlands, Österreichs und der Schweiz – ist ein Beispiel für wirkungsvolle internationale Ausbildungszusammenarbeit. Ziel dieser Partnerschaft ist die gemeinsame Weiterentwicklung von Ausbildung, Fähigkeiten und Einsatzstandards im Bereich der militärischen Friedensförderung. Dabei fliessen Erkenntnisse aus aktuellen Einsätzen in die Ausbildung ein, die zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess beitragen und somit die Qualität und Realitätsnähe der Vorbereitung weiter stärkt. Oberst i Gst Adrian Staub, Kommandant des Ausbildungszentrums SWISSINT, führt aus: «Die internationale Kooperation bietet uns eine wichtige Plattform für den Erfahrungsaustauch mit anderen Nationen, die kumuliert ein grösseres Einsatz- und Erfahrungsspektrum haben als die Schweizer Armee. Das so gewonnene Wissen können wir in unsere einsatzbezogene Ausbildung einfliessen lassen, um die Sicherheit der zukünftigen Peacekeeperinnen und Peacekeeper zu optimieren.»

Die Kooperation zwischen den vier Zentren wurde über die vergangenen Jahre kontinuierlich intensiviert und bildet eine gute Grundlage zur Identifikation neuer gemeinsamer Entwicklungsmöglichkeiten. Durch diese enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und Streitkräften sowie durch das Training mit einheitlichen Standards stärkt die Schweizer Armee ihre Interoperabilität und Einsatzfähigkeit nachhaltig.

Praktische Ausbildung im Fokus

Im Rahmen dieser Kooperation wurde auch die gemeinsame und grenzüberschreitende Abschlussübung «BLUE FLAG» der UNO-Militärbeobachterkurse der vier Ausbildungszentren im Dreiländereck am Bodensee durchgeführt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schweizer Kurses absolvierten die mehrtägige Übung im «Sektor Zentrum» des fiktiven Einsatzraums «Centland», im Appenzellerland. Hierbei mussten sie ihr gesamtes im SUNMOC erlerntes Wissen und Können anwenden. Patrouillieren in schwierigem Gelände, das Agieren unter Stress, die Arbeit in multinationalen Teams sowie Verhandlungsgeschick und interkulturelle Kommunikation gehörten ebenso zum Ausbildungsspektrum wie die Fähigkeit, sich in dynamischen und unübersichtlichen Lagen sicher zu verhalten.

Um einen optimalen Lerneffekt zu erzielen, wurde die Schlussübung so realitätsnah wie möglich gestaltet. Die Teilnehmenden wurden dabei bewusst an ihre Leistungs- und Belastungsgrenzen herangeführt. Berufsmilitärs und Milizoffiziere und -unteroffiziere des Ausbildungszentrums SWISSINT, unterstützt von Soldatinnen und Soldaten der Infanterie Durchdiener Schule 14 sowie zivilen Rollenspielerinnen und Rollenspielern, überprüften in vier Tagen und rund 90 Übungsposten die Fähigkeiten der Kursteilnehmenden unter einsatznahen Bedingungen.

Realitätsnahe Ausbildung zum Bestehen im Einsatz

Das Ausrichten auf möglichst reale Szenarien ist essentiell für die spätere Arbeit der Peacekeeperinnen und Peacekeeper im Einsatz. In den vergangenen Monaten und Jahren hat sich die Sicherheitslage in zahlreichen Einsatzgebieten deutlich verschärft. Geopolitische Instabilität, fragile staatliche Strukturen und unklare Machtverhältnisse prägen die Realität vieler UNO-Missionen. Für Schweizer Offiziere und ihre internationalen Kameradinnen und Kameraden, die als Militärbeobachterinnen und -beobachter in solchen Kontexten eingesetzt werden, bedeutet dies eine enorme fachliche und persönliche Herausforderung.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden benötigt das eingesetzte Personal ein möglichst umfassendes Rüstzeug. Um sich in Konfliktsituation korrekt zu verhalten, braucht es ein ausgeprägtes Verständnis für komplexe Einsatzumgebungen und entsprechende Fähigkeiten, damit Aufträge gemäss den UNO-Standards durchgeführt werden können. Diese einsatznahe Vorbereitung befähigt die Teilnehmenden auch unter anspruchsvollen Umständen Verantwortung zu übernehmen – kompetent, umsichtig und im Einklang mit dem Mandat der UNO. Dadurch wird nicht nur ihre persönliche Resilienz gestärkt, sondern auch die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit des Schweizer Beitrags zur internationalen Friedensförderung unterstrichen.