Die Geschichte des Fliegerabwehr-Lenkwaffensystems RAPIER
Mitte der 1970er-Jahre war die Schweizer Armee auf der Suche nach einem geeigneten Fliegerabwehrsystem zum Schutz der mechanisierten Divisionen. Die veränderte Bedrohung aus der Luft war sehr schnell, sehr tief, bei Tag und bei Nacht, sowie bei allen Wetterlagen zu erwarten. Der dauernde Schutz musste daher von der bodengestützten Fliegerabwehr wahrgenommen werden. Schon 1971 wurde in einem sogenannten Fliegerabwehrkonzept diese Einführung vorgesehen, einige Jahre später im Armee-Leitbild 80 definiert und beschafft. Um die Voraussetzungen für einen wirkungsvollen Einsatz erhalten zu können, wurde diese Einführung zu einem dringlichen Vorhaben.
01.10.2021 | Ass Kdt LVb Flab 33, Karin Küchler Hess
Evaluation und Entscheid
In der Wintersession 1980 bewilligte das Parlament die Beschaffung von 60 Feuereinheiten RAPIER für 1'192 Mio Franken. Durchgesetzt hat sich das Waffensystem gegen Mitbewerber wie CROTALE, ROLAND, STINGER und RBS 70.

Einführung und Erfolgsgeschichte
Ab 1984 fand die Einführung des Waffensystem RAPIER statt, welches im Rahmen des Rüstungsprogramms 80 beschafft wurde. 1985 wurde das System in der Fliegerabwehr Rekrutenschule 50 ausgebildet. Die drei gebildeten Mobilen Fliegerabwehr Lenkwaffen Abteilungen (Mob Flab Lwf Abt) 1, 4 und 11 wurden den drei mechanisierten Divisionen (Mech Div) 1, 4 und 11 zugeteilt. „Erstmals in ihrer Geschichte verfügt die Heereseinheit nun über die Möglichkeit, mit divisionseigenen Mitteln den Flab-Raumschutz von Gegenschlägen wirkungsvoll sicherzustellen“, hält ein Dokument der Mech Div 11 fest.
Mit der Armeereform 95 und der damit verbundenen Auflösung der drei mechanisierten Divisionen wurden die drei Mob Flab Lwf Abt im dazu neu gebildeten Mob Flab Lwf Regiment 9 zusammengefasst und der Flab Brigade 33 unterstellt. Mit dem Rüstungsprogramm 1998 erfolgte eine erste Aufrüstung. 2001 wurden zudem neue Lenkwaffen Mk 2 mit einem Annäherungszünder beschafft und damit die Fähigkeit erlangt, auch Marschflugkörper zu bekämpfen. Die seit Beginn eingesetzten und inzwischen ins Alter gekommenen Zugfahrzeuge des Typs Pinzgauer 6x6 wurden im Jahr 2005 durch Duro ersetzt.
Seit Anbeginn fanden auch regelmässige Munitionsüberwachungsschiessen im Ausland statt, sowie ebenso gemeinsame Übungen mit der deutschen Luftwaffe, so beispielsweise 2007 und 2011 die Übung "OPEN SPIRIT" auf Kreta.
2019 fand die letzte Grundausbildung im Rahmen der Rekrutenschule statt. Mit der Planung der Weiterentwicklung der Armee (WEA) wurde entschieden, dass die beiden verbleibenden RAPIER-Abteilungen R4 und R11 aufgelöst werden. Dies erfolgt auf den 31.12.2022.

Technische Daten
RAPIER ist ein gezogenes, mobiles Fliegerabwehr-Lenkwaffensystem, mit dem feindliche Luftziele bis 3000 m über Stellung bei Tag, in der Nacht und auch bei Schlechtwetter bekämpft werden können. Das Waffensystem besteht aus folgenden Teilsystemen:
- Lenkwaffenwerfer
- Folgeradar
- Bedienungsgerät
- Richtgerät
- Zwei Aggregaten
- Kampflenkwaffen
Die Feuereinheit der mobilen Lenkwaffenfliegerabwehr besteht aus einem kompletten Waffensystem RAPIER, Fahrzeugen, Übermittlungsgeräte und der Bedienmannschaft. Die Feuereinheit kann Ziele selbstständig bekämpfen und ist im Dienstbetrieb durch die Zuteilung von entsprechenden Korpsmaterial über Wochen weitgehend selbstständig.
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