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Des Rapiers letzter Stich

Die Mobilen Fliegerabwehr-Lenkwaffenabteilungen 4 und 11 absolvierten gemeinsam als eine Abteilung den letzten Wiederholungskurs mit dem Waffensystem Rapier. Dieses Fliegerabwehrsystem stand fast vier Jahrzehnte lang im Einsatz und hat im «Flabverbund» zur Sicherheit des Schweizer Luftraums beigetragen. Mit der Übung «Chess» nahm die Erfolgsgeschichte ein würdiges Ende.

08.09.2021 | Mob Flab Lwf Abt 411, Oblt Michael Senn

Ein betriebsbereiter Werfer «horcht» in seiner Stellung. @VBS/DDPS, Sdt Deniz Simsir

Ein letztes Mal wurden die 40 verbliebenen Rapier-Feuereinheiten aufs Feld geführt. Für den letzten Wiederholungskurs wurden die beiden Mobilen Fliegerabwehr-Lenkwaffenabteilungen 4 und 11 zur Abteilung 411 fusioniert. Dies mit dem Ziel, dem altgedienten Waffensystem einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Unter der Führung von Major Philipp Schumacher stellte das Fliegerabwehrsystem bei der Übung «Chess» nochmals seine volle Kraft unter Beweis.

Hohe Schutzwirkung

Zwei Gefechtsbatterien bieten mit 20 Rapier-Feuereinheiten und der logistischen Unterstützung der Stabsbatterie einen Raumschutz von rund 1000 km2. Das entspricht in etwa der Fläche des Kantons Thurgau. Ihre Radare erfassen Ziele auf maximal 11.5km Distanz. Die Werfer können rund 3km vertikal und 7km horizontal wirken. Damit kann die Abteilung Infrastruktur oder mechanisierte Verbände vor Angriffen aus der Luft schützen.

Vier Jahrzehnte Rapier

Mit dem Rüstungsprogramm 1980 beschloss das Parlament die Beschaffung von 60 Feuereinheiten des Typs Rapier des Herstellers British Aerospace. Der Name des Systems bezieht sich auf eine frühneuzeitliche Stich- und Hiebwaffe. Die Feuereinheiten wurden zwischen 1984 bis 1986 an die Schweizer Armee ausgeliefert. Das Waffensystem wurde mehrmals technisch überholt und erfuhr zwei bedeutende Kampfwertsteigerungen. Als Meilenstein gilt vor allem die Einführung der Mark-II-Lenkwaffen zwischen 2004 und 2007.

Mit dem Waffenplatz Emmen fanden die Fliegerabwehr und damit auch die «Rapieristen» eine Heimat. Fachkundige Instruktoren und eine gut ausgebildete Simulatoren-Infrastruktur ermöglichten eine realitätsnahe Ausbildung. In Übungen konnte der taktische Rahmen trainiert werden.

Feierlicher Höhepunkt

Nach der Übung ist vor der Ausserdienststellung: Die Abteilung schickte am 8. September 2021 das Waffensystem auf dem Flugplatz Alpnach in seinen Vorruhestand. Mit einem Vorbeimarsch wurden die Feuereinheiten nochmals ausgeführt und vor zahlreichen Gästen verabschiedet. Es war der letzte Stich des Rapiers, der zum Glück sein Ziel nie treffen musste.

Ausserdienststellung Rapier

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Am 30. Juni 2021 verkündete der Bundesrat die geplante Beschaffung von 5 Feuereinheiten des Typs Patriot. Das System ist in der Lage, sowohl selbstständig als auch in Kombination mit den Kampfflugzeugen Räume zu schützen. Es erreicht eine Einsatzhöhe von deutlich über 20’000 Metern (vertikal) sowie eine Einsatzdistanz von weit über 50 Kilometern (horizontal). Damit trägt Patriot massgeblich zur integrierten Luftverteidigung bei. Die Fähigkeit, Ziele im unteren Luftraum zu bekämpfen, soll zeitweilig mit den beiden verbleibenden Fliegerabwehrsystemen aufrechterhalten werden: dem 35-mm-Mittelkaliber-Fliegerabwehrsystem und dem leichten Fliegerabwehrlenkwaffensystem Stinger. Das Lenkwaffensystem Rapier wird Ende 2022 offiziell ausser Dienst gestellt.


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