Langsam kehrt in Bondo Normalität ein
Drei Millionen Kubikmeter Geröll donnerten am 23. August dieses Jahres den Hang hinunter und lösten mehrere Murgänge aus, die diverse wichtige Infrastrukturen der Gemeinde Bondo zerstörten. Alle Dorfeinwohner mussten sofort ihre Häuser verlassen. Die Armee stand den Betroffenen von Beginn weg hilfreich zur Seite. Die beteiligten Partnerorganisationen sowie die Bevölkerung sind für die Arbeit der Armeeangehörigen dankbar.
10.11.2017 | Kommunikation Verteidigung

Nach 52 Tagen in denen Bondo nicht bewohnt war, treffen sich erstmals die Einwohner Bondos wieder am Stammtisch der Dorfbeiz von Donato Salis, der sagt: «Es gibt keinen Einwohner, der nicht seine Anerkennung gegenüber der wichtigen Arbeit der Soldaten ausdrückt. Alle haben ihre Hilfe angeboten. Die Solidarität ist einfach perfekt.»
Nachdem das ganze Dorf Bondo nach dem Bergsturz vom 23. August evakuiert werden musste, kehrt seit dem vergangenen Samstag, 4. November 2017, wieder Leben in das Dorf ein. Die Dorfbeiz ist abends besucht, und die Läden sind wieder geöffnet. Die Bewohner sind froh, wieder zurück in ihrem Zuhause zu sein. Langsam kehrt der Alltag wieder ein. Die Folgen der Naturkatastrophe in Bondo sind allerdings nach wie vor deutlich spür- und sichtbar. «Nach mehr als zwei Monaten sind wir alle zurück und mit der Retablierung beschäftigt», sagt Ada Salis, eine Dorfbewohnerin. «Die Unterstützung der Armee ist hervorragend. Alle Soldaten sind nett und hilfsbereit.»
Die Armee hat die zivilen Behörden unterstützt
Bereits in den ersten Stunden nach dem Unglück stand die Territorialregion 3 dem kommunalen Krisenstab zur Verfügung. Kurz darauf starteten FLIR-Helikopter, ausgestattet mit Wärmebildkameras, um die Suche nach acht vermissten Wanderern aufzunehmen. Die Murgänge zerstörten das Alarmsystem, womit die Warnung vor weiteren Murgängen nicht mehr möglich war. Deshalb stellte die Armee acht Gebirgsspezialisten zur Verfügung, die von Berghütten aus den Piz Cengalo rund um die Uhr beobachteten. Die Angehörigen des Bereitschaftsverbandes Führungsunterstützung stellten mit Richtstrahlgeräten ein militärisches Führungsnetz auf, damit das Alarmsystem wieder in Betrieb genommen werden konnte. Da der lokalen Feuerwehr im Falle eines Brandes das Löschwasser gefehlt hätte, weil auch die Wasserleitungen unterbrochen waren, hat der Katastrophenhilfe Bereitschaftsverband vorsorglich zwei grosse Wasserbecken aufgestellt.
Nach den ersten Hilfsleistungen ging es an die Räumung und Wiederherstellung der Infrastruktur, sodass die Bevölkerung möglichst rasch wieder in ihre Häuser zurückkehren konnte. Bis man das Dorf wieder betreten durfte, unterstützten Infanterie Durchdiener die Kantonspolizei dabei, dass keine unbefugten Personen das Dorf betraten. Die Angehörigen des Katastrophenhilfe Bereitschaftsverbandes erbauten eine provisorische Strasse, um wieder ins Dorf gelangen zu können. Diese Strasse wurde auf Wunsch der Kantonsvertreter nur rudimentär präpariert. Um wieder ins Dorf zu gelangen, hat der Katastrophenhilfe Bereitschaftsverband eine provisorische, aber voll funktionstüchtige Brücke erstellt.
Damit die Räumungsarbeiten auch in der Nacht weiterlaufen konnten, hat die Armee zudem innert weniger Stunden eine Beleuchtung für eine Fläche von 30‘000 Quadratmetern aufgestellt.
«Ich bin beeindruckt von der immensen Arbeit der Armeeangehörigen. In der Zwischenzeit» – sagt Bruno Clalüna, dessen Schreinerei stark betroffen ist – «sind alle zufrieden, dass wir wieder ins Dorf zurückkehren konnten. Auch, um den langen Wiederaufbau, den uns noch erwartet, in Angriff zu nehmen.»
Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen ideal
Der Batallionskommandant des Infanterie Durchdiener Kommando 14, Oberstleutnant im Generalstab Thomas Plüss, beschreibt die Zusammenarbeit mit den Behörden, dem Krisenstab der Gemeinde Bregaglia und den Bewohnern als durchwegs unkompliziert. Auch der Einsatzwille der eingesetzten Truppe war sehr hoch. «Jeder einzelne Armeeangehörige war sich der Wichtigkeit und der Signalwirkung dieses Einsatzes bewusst und ging mit vollem Elan an die Arbeit.» Da die aktuelle Katastrophenhilfe Bereitschaftskompanie 104-1 einen sehr tiefen Bestand hat, mussten ad hoc Detachemente gebildet werden, welche über der gesamten Unterstützungsdauer immer wieder ausgetauscht werden mussten. Oberst im Generalstab Daniel Reimann, Kommandant des Einsatzkommando Katastrophenhilfe Bereitschaftsverbandes, meint: «Die grösste Herausforderung bei dieser Hilfeleistung in Bondo lag vor allem bei der Anfahrt der Baumaschinen über den Malojapass in den Einsatzraum, welche wir mit den eigenen Mitteln nicht sicherstellen konnten. Hierbei wurden wir tatkräftig durch die Gemeinde und zivile Firmen unterstützt.»
Die Armeeangehörigen empfanden die Unterstützung als selbstverständlich, da sie sich der Lage bewusst waren. Sie halfen manchmal sogar freiwillig länger als vorgesehen bei der Räumung.
Kommunikation als zentrales Element
In Notlagen ist die Vermittlung von Informationen zentral und stärkt das Verständnis über die Entscheidungen der Verantwortlichen. Die Kommunikationsarbeit beschränkte sich in diesem Fall allerdings nicht auf die Medienarbeit. Vielmehr legte der Gemeindeführungsstab grösste Priorität auf die effiziente Informierung der Bürger. Damit alle Bewohner auch ohne Internetzugang rasch an Information gelangen konnten, wurde parallel mit unterschiedlichen Kommunikationskanälen gearbeitet. Dazu gehörten Pressemitteilungen, die am Anschlagbrett aufgehängt wurden, die Verbreitung von Meldungen über Social-Media-Kanäle und regelmässige Informationsveranstaltungen. Die Dorfbewohner hatten dort die Möglichkeit, ihre privaten Anliegen direkt an die Gemeindepräsidentin und andere Vertreter des Krisenstabs zu richten. Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher des Krisenstabes, schätzt die Wichtigkeit dieser Veranstaltungen als sehr hoch ein: «Die Bevölkerung konnte den Verantwortlichen gegenübertreten und in Abwesenheit der Medien Fragen stellen. Der Krisenstab hat die Sorgen, Bedenken und Fragen der Bevölkerung sehr ernst genommen und sie wenn immer möglich unterstützt.»
Mit feuchten Augen beobachtet Bruno Hoffmeister die fleissige Arbeit in Bondo. «Langsam kehren wir zur Normalität zurück. Die Armee hat eine enorme Leistung erbracht und hat Tag und Nacht pausenlos gearbeitet. Ich drücke meine und und unsere Dankbarkeit aus.»