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«Es ist, als ob ein Schalter umgelegt wird.»

Die Schweizer kontrollieren ihren Luftraum. Das war auch jenem Botschafter bekannt, der völlig aufgelöst mitten in der Nacht in der Einsatzzentrale Luftverteidigung (EZ LUV) anrief. Die einzige weibliche Milizionärin in der Funktion als Identification Operateur, Hauptmann Lara Soltermann, über ihren aufregenden Alltag in der EZ LUV.

14.01.2019 | CUMINAIVEL | lv

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Das Flugzeug seines Staatsoberhauptes für den morgigen Überflug habe einen technischen Defekt, so der Botschafter am Telefon. Und dem Ersatzflugzeug fehle die Überflugbewilligung, die so genannte Diplomatic Clearance. Am anderen Ende der Leitung sass Hauptmann Lara Soltermann, ihres Zeichens Identification Operateur (IDO) der Schweizer Luftwaffe. Innert kürzester Zeit hatte sie die Bewilligung auf den neuen Flieger umgeschrieben – effizient und routiniert.

Ein Identification Operateur ist hauptsächlich für die Identifikation aller Flugobjekte zuständig, die nicht vom System erkannt werden können. Denn jedes Objekt im Schweizer Luftraum muss rund um die Uhr identifizierbar und dessen Absichten bekannt sein. Der IDO sammelt Daten über das Flugobjekt und entscheidet dann, welche Informationen an den Chief Air Defence (CAD), dem befehlshabenden Offizier in der Einsatzzentrale, weiterzureichen sind.

Hauptmann Soltermann, wie entscheiden Sie bezüglich der Weitergabe von relevanten Informationen an CAD?
Die Erfahrung spielt bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle. Während des Weltwirtschaftsforums WEF wissen wir etwa, dass Objekte sich gerne der Sperrzone nähern, um dann noch rechtzeitig abzudrehen. Die Sperrzone übt hier offensichtlich einen gewissen Reiz aus. Jeder IDO hat da seine Strategien, mit solchen Situationen umzugehen. Persönlich melde ich solche und ähnliche Ereignisse lieber einmal zu viel dem verantwortlichen CAD.

Erfahren Sie, welche rechtlichen oder gar politischen Konsequenzen eine solche allfällige Intervention hat?
Nein. Wir begleiten das Ereignis nur bis zu einer allfälligen Intervention unserer Einsatzmittel. Danach schreibe ich in Zusammenarbeit mit dem Chief Air Defense den ereignisbezogenen Rapport. Damit ist der Fall für die EZ LUV erledigt.

Was sind für Sie die spannendsten Momente bei der Identifikation von Flugobjekten?
Die Spannung ist eigentlich immer da. Weshalb hat das System das Flugzeug nicht erkannt, was könnten die Absichten eines vermeintlich fehlbaren Piloten sein - diese Fragen gilt es rasch zu beantworten. Und dann sind da noch die für mich ganz besonderen Momente einer Identifikation. Dann zum Beispiel, wenn ein besonderer Flugzeugtyp in unseren Luftraum fliegt. Die Hercules hat es mir persönlich besonders angetan.

Und das Besondere an Lara Soltermann?
Sie ist die einzige weibliche Identification Operateurin in Milizfunktion innerhalb der Schweizer Luftwaffe, studierte Aviatik und ist im Zivilen als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Flugärztlichen Institut und bei der Ruag in Emmen tätig. Heute unterstützt sie zusammen mit fünf männlichen Kameraden die zivilen und militärischen Berufsidentifikationsoffiziere in der EZ LUV – etwa auch im Rahmen besonderer Einsätze, wie während des World Economic Forum.

Was nehmen Sie von ihrer militärischen Tätigkeit ins Zivilleben mit?
Die Fähigkeit, unter Zeitdruck Entscheide zu finden. Aber auch, in einem Augenaufschlag von Routine auf höchste Aufmerksamkeit zu wechseln. Es ist, als ob ein Schalter umgelegt wird. Diese Eigenschaft war mir im Zivilen auch schon hilfreich.

Was macht den Einsatz während des WEF besonders?
Sicherlich herrscht eine andere Stimmung – es sind viel mehr Leute in der Einsatzzentrale und man spürt eine gewisse Anspannung aufgrund der wichtigen Bedeutung dieses Einsatzes. Für uns IDO gibt es deutlich mehr Arbeit, da die Sperrzone um Davos von vielen Luftfahrzeugen benutzt werden darf. Da gilt es wachsam zu sein. Es rückt noch mehr ins Bewusstsein, wie entscheidend es ist, die Kontrolle über den Luftraum zu behalten.


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