Northrop F-5E Tiger II
Gegen Ende der Siebzigerjahre ergab sich eine Lücke im Raumschutz. Diese wurde mit dem Northrop F-5E Tiger II geschlossen.

- Gruppe
- Klasse
- Einsatzort
Hersteller: Northrop Corporation, Hawthorne, Kalifornien, USA
Endmontage: Eidgenössisches Flugzeugwerk Emmen (heute RUAG Aviation)
Baujahre: 1976 und 1983/84
Verwendungszweck: Raumschutz
Besatzung: 1 Pilot
Im Einsatz seit: 1978
Anzahl beschaffter Flugzeuge: 98
Anzahl Flugzeuge, die noch regelmässig geflogen werden: 20
(Stand im Mai 2021; ohne Doppelsitzer F-5F)
Registrationen: J-3001 bis J-3098
Mit dem Ausscheiden der Venom und dem vermehrten Hunter-Einsatz im Erdkampf ergab sich gegen Ende der Siebzigerjahre eine Lücke im Raumschutz. Diese wurde mit dem Northrop F-5E Tiger II geschlossen. Nach eingehender Erprobung beantragte der Bundesrat dem Parlament am 27. August 1975 die Beschaffung von 72 Tiger-Jagdflugzeugen; davon 66 vom Typ F-5E (Einsitzer) und 6 vom Typ F-5F (Doppelsitzer) und beantragte dafür einen Kredit von 1170 Mio. Franken. Das Parlament beschloss den Kauf in der Frühjahrssession 1976. Die Einzelteile und Baugruppen wurden in den USA hergestellt und die Endmontage im Eidgenössischen Flugzeugwerk Emmen (F+W) durchgeführt.
Mit der Armeebotschaft 2018 beantragte der Bundesrat am 14.02.2018 die Ausserdienststellung von nicht mehr benötigten Waffensystemen oder Teilen davon. Dazu gehörten 27 der zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen 53 F-5-Tiger Kampfflugzeuge. Sie sollten verkauft werden. Die verbleibenden 26 Flugzeuge sollten zur Entlastung der F/A-18 Hornet von Nebenaufgaben weiterhin eingesetzt werden, insbesondere für die Zieldarstellung im Training, für die Überwachung der Radioaktivität oder für die Patrouille Suisse.
Technische Daten | |
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Max. Geschwindigkeit: | Mach 1.64 / 1'700 km/h |
Startgeschwindigkeit: | 145 kts / 270 km/h |
Landegeschwindigkeit: | 155 kts / 290 km/h |
Startstrecke: | 610 m |
Anfangssteiggeschwindigkeit: | 174 m/s |
Dienstgipfelhöhe: | 15'590 m über Meereshöhe |
Max. Zellenbelastung: | +7,3/-3,0 g |
Flugdauer: | 2 Stunden |
Reichweite: | 1'056 km |
Überführungsreichweite: | 3'100 km (mit 1'000 Liter Zusatztank) |
Bauart: | Freitragender Tiefdecker, gepfeilter Trapezflügel, Ganzmetall |
Länge: | 14.68 m |
Höhe: | 4.06 m |
Spannweite: | 8.13 m |
Leergewicht: | 4'350 kg |
Startgewicht: | 7'080 kg |
Max. Startgewicht: | 11'180 kg |
Triebwerk: | 2 General Electric J85-GE-21A |
Typ: | Axial-Turbo-Strahltriebwerk |
Leerlauf-Drehzahl am Stand: | 8'300 U/min |
Drehzahl bei Volllast: | 16'600 U/min |
Schub ohne Nachbrenner: | 3'114 daN (je 1'557 daN) |
Schub mit Nachbrenner: | 4'448 daN (je 2'224 daN) |
Ausrüstung: | Schleudersitz, Druckkabine, Einziehfahrwerk, Landebremsschirm, Nasen- und Hinterkantenklappen, Luftbremsen, EKF-Ausrüstung |
Bewaffnung: | 2 x Luft-Luft Lenkwaffen Siwa AIM-9P, 2 x 20mm Bordkanone M 39 (560 Schuss) |
Diverse Aussenlasten: | 3'170 kg, Zusatztank unter Rumpf, 2 Zusatztanks unter Flügel |
Weitere Info
Beim folgenden Zeitdokument (PDF) handelt es sich um das «Informationsblatt Nr.1», welches sich 1974 insbesondere an die Kommandanten der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen aller Stufen richtete. Ein zweiter Adressatenkreis des Dokuments waren die eidgenössischen Parlamentarier, die die abschliessenden Entscheidungsträger für Rüstungsvorhaben darstellten.
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NKF: Warum der Tiger?
Informationsblatt Nr.1 / Kdo FF Trp vom April 1974, erfasst von KKdt a D Walter Dürig und am 27.11.2014 entklassifiziert von Hugo Freudiger, Content Master LW.
PDF, 17 Seite[n], 5 MB
Als Diskussionsbeitrag zum weiteren Schicksal der F-5-Tigerflotte, ist in diesem PDF-Dokument die damalige Begründung für die Beschaffung dieses Flugzeugs interessant. Die Anforderungen an ein Kampfflugzeug unterscheiden sich heute wesentlich von den damaligen Bedürfnissen, welche, nach der Ablehnung der Beschaffung von 40 Erdkampfflugzeugen LTV A-7 Corsair II entstanden sind. Die Beschaffung von «Raumschutzflugzeugen» war die Idee von Oberstkorpskommandant Kurt Bolliger. Damit konnte der hohe Ausbildungsstand der Fliegertruppe aufrechterhalten bleiben. Das Flugzeug F-5E Tiger II befand sich damals auf dem Stand der Technik, ohne ein Hochleistungsflugzeug zu sein.
Zusatzbeschaffung bringt Flottenvergrösserung
Die Bewährung dieser Tiger-Flugzeuge, besonders hinsichtlich Miliztauglichkeit, führte zu einer Zusatzbeschaffung. Am 4. Juni 1981 bewilligte das Parlament mit seinem Bundesbeschluss das Rüstungsprogramm 1981 (RP 81) und damit eine Flottenvergrösserung um 38 Maschinen, davon wiederum 6 Doppelsitzer vom Typ F-5F, für 770 Mio. Franken. Erneut erfolgte die Endmontage in der Schweiz. Der Abschluss dieser Beschaffung war 1984.
Während die Doppelsitzertypen F-5F nach der Einführung primär der Umschulung (bis 2008, danach PC-21) und Durchführung von Kontrollflügen dienten, wurden die Einsitzer F-5E in den Berufs- (bis zur Einführung der F/A-18) wie in den Milizstaffeln vorwiegend für Luftkampfaufgaben eingesetzt. Damit bleibt ihre Bewaffnung auf Kanonen und Infrarot-Lenkwaffen beschränkt. Wenn auch die luftkampfmässigen Einsatzmöglichkeiten, verglichen mit neuen modernen Jagdflugzeugen als etwas limitiert gelten, so erfüllten die Tiger doch im Raumschutz (bis ca. 6000 m/M) lange Zeit wertvolle Dienste.
Für den Startvorgang der Triebwerke des F-5 wird Druckluft benötigt, die von einem Aggregat am Boden bereitgestellt und über einen dicken Schlauch zu den Triebwerken geleitet wird. Erst nachdem die Triebwerke eine genügend hohe Drehzahl durch die Aussenluft erreicht haben, wird die Zündung betätigt und Treibstoff eingespritzt. Zwei redundante Hydrauliksysteme gewährleisten das Ein- und Ausfahren des Fahrwerks und der Landeklappen sowie das Bewegen der Steuerflächen und der Luftbremse.
Als das Schweizer Parlament die Rüstungsbotschaft 1975 bewilligte und ab Oktober 1978 die erste Serie F-5 Tiger II der Truppe übergeben wurde, war keineswegs klar, dass dieses leichte Kampfflugzeug mehr als dreissig Jahre lang im Dienst stehen würde. Zum Zeitpunkt der Beschaffung wurde das Einsatzende für das Jahr 2010 vorgesehen.
Als Diskussionsbeitrag zum weiteren Schicksal der F-5-Tigerflotte, ist in diesem PDF-Dokument die damalige Begründung für die Beschaffung dieses Flugzeugs interessant. Die Anforderungen an ein Kampfflugzeug unterscheiden sich heute wesentlich von den damaligen Bedürfnissen, welche, nach der Ablehnung der Beschaffung von 40 Erdkampfflugzeugen LTV A-7 Corsair II entstanden sind. Die Beschaffung von «Raumschutzflugzeugen» war die Idee von Oberstkorpskommandant Kurt Bolliger. Damit konnte der hohe Ausbildungsstand der Fliegertruppe aufrechterhalten bleiben. Das Flugzeug F-5E Tiger II befand sich damals auf dem Stand der Technik, ohne ein Hochleistungsflugzeug zu sein.
Erste Verkäufe
Das amerikanische Department of the Navy kaufte am 10.08.2002 in einem einzigartigen «umgekehrten» Foreign Military Sales (FMS)-Verfahren 32 gebrauchte F-5E Tiger II in der Schweiz ein, die alle bis Juni 2008 als F-5N vor allem für realistisches Training bei den Aggressor-Staffeln der U.S. Navy in Dienst gestellt wurden. Die demontierten Maschinen wurden von C-130T Hercules Transportern der Navy Reserve paarweise in Emmen abgeholt und zum Northrop Grumman-Werk in St. Augustine, Florida gebracht. Der letzte dieser Abholflüge fand am 26.10.2007 statt. Bei Northrop-Grumman fand eine komplette Überholung einschliesslich des Austauschs von Strukturteilen und weiterer Modifikationen statt. Drei der Schweizer F-5E wurden mit einer neuen Bugsektion zu Doppelsitzern umgebaut und erhielten danach bei der Navy die Bezeichnung F-5F. Neben der Staffel VFC-13 in Fallon, die ihre erste F-5N am 16. März 2004 übernahm, wurden zwei weitere Staffeln mit den überholten F-5E aus der Schweiz ausgestattet. Ein Dutzend gingen zur Marine-Corps-Einheit VMFT-401 «Sniper» in Yuma, Arizona und etwa ein Dutzend Flugzeuge zur VFC-111 «Sundowners» in Key West, Florida.
Später wurden von den USA noch weitere 12 Schweizer F-5E Tiger II gekauft, so dass schliesslich insgesamt 44 Tiger für $50 Millionen an die U.S. Navy gingen. Die letzte dieser Maschinen, ein Einsitzer F-5N Tiger II, wurde der Navy am 29.04.2009 in St. Augustine mit einer Zeremonie übergeben. Die bei Northrop Grumman innert fünf Monaten überholten und modifizierten Flugzeuge sollen bei der Navy bis 2015 weiter fliegen.
Zusätzlich zu den an die USA verkauften Flugzeugen wurden drei weitere F-5E aus unterschiedlichen Gründen liquidiert.
Vier Jahre in Österreich im Einsatz
Um in Österreich die Lücke zwischen der Ausserdienststellung der Saab Draken und der Einführung des Eurofighters überbrücken und die Luftraumüberwachung sicherstellen zu können, schlossen die Schweiz und Österreich im April 2004 einen Rahmenvertrag zur Vermietung von insgesamt zwölf F-5E Tiger der Schweizer Luftwaffe ab.
Das Schweizer Stimmvolk sagte Nein zum Gripen
Unter den neuen PEB (Projektierung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung) Verpflichtungskrediten hatte der Bundesrat am 27.06.2007 acht Millionen Franken für das Vorhaben Tiger-Teilersatz TTE bewilligt. Damit konnte ab 2008 ein eigentliches Beschaffungsprojekt zur teilweisen Ablösung der damals (2008) noch im Einsatz stehenden 54
F-5E/F Tiger II gestartet werden. Die in den 1970-er Jahren konzipierten Tiger-Flugzeuge in der Schweizer Konfiguration erreichen in wenigen Jahren das Ende ihrer technischen Lebensdauer. Zudem erfüllen sie die Anforderungen für eine Kampfführung in der Luft nicht mehr. Sie genügen selbst den technologischen Mindestanforderungen für den Luftpolizeidienst nicht mehr, da sie weder bei Nacht noch bei allen Wetterlagen eingesetzt werden können. Ihr Ausscheiden war aus diesen Gründen für 2016 vorgesehen. Das Parlament ist jedoch 2014 primär aus juristischen Erwägungen auf die «Ausserdienststellungsbotschaft» des Bundesrates nicht eingetreten, denn die Ausserdienststellung der Kampfflugzeuge wird erst mit dem neuen Militärgesetz möglich sein. Das Parlament wird voraussichtlich 2017 einen Entscheid fällen. Bis dahin wird die Luftwaffe die 54 F-5 Tiger II in den Beständen halten.
Um die Kompetenz für die Luftkampfführung (als Fähigkeitserhaltung) und die Fähigkeit für den Luftpolizeidienst zu erhalten, braucht es nach dem Ausscheiden der Tiger mehr Kampfflugzeuge als die noch verbleibenden 32 F/A-18 Hornet. Das Bundesamt für Rüstung (armasuisse) begann mit der Evaluation eines neuen Typs und man testete von Juli bis Dezember 2008, zusammen mit der Luftwaffe, die drei Kandidaten Rafale (Dassault), Eurofighter (EADS), und Gripen (Saab). Nach erfolgtem Typenentscheid mit bundesrätlichem Beschluss vom 30.11.2011 beantragte der Bundesrat dem Parlament, mit dem Rüstungsprogramm 2012 die veralteten F-5 Tiger II der Luftwaffe mit 22 Kampfflugzeugen des schwedischen Typs Saab Gripen E (Einsitzer) für 3,126 Milliarden Franken zu ersetzen. Die Lieferung war für die Jahre 2018 bis 2021 geplant. Das dem fakultativen Referendum unterstehende Gripen-Fondsgesetz war jedoch Voraussetzung für die Beschaffung des Gripen mit dem Rüstungsprogramm 2012. Das Referendum kam zustande, das Schweizer Stimmvolk sagte am 18. Mai 2014 Nein zum Gripen. Bundesrat und Parlament müssen nun Alternativen prüfen, um die drohende Sicherheitslücke zu schliessen.
Letzte Rekrutenschule F-5 E/F
Während 35 Jahren haben hunderte Milizangehörige die Fliegersoldat-Rekrutenschule absolviert und wurden im Rahmen ihres Militärdienstes am Flugzeug F-5 Tiger geschult. Im Jahr 2016 ging mit dem Abschluss der letzten Tiger-Rekrutenschule eine Ära zu Ende, zu deren Ehren der Tiger mit der Immatrikulation J-3074 eine Sonderbemalung erhielt.

F-5 weltweit im Einsatz
Folgende Luftstreitkräfte zählen, respektive zählten in der Vergangenheit unter anderem ebenfalls zu den Betreibern des erfolgreichen F-5A Freedom Fighter, CF-5A (CT-116), RF-5A Tigereye, NF-5A, F-5B, NF-5B, F-5D, CF-5D (CF-116), T-38 Talon (Trainer-Version, auch von der NASA verwendet), F-5E Tiger II und F-5F Tiger II:
Äthiopien, Bahrain, Botswana, Brasilien (F-5E/F), Chile, Griechenland (NF-5A/B), Honduras (F-5E/F), Indonesien (F-5E/F MACAN), Iran (F-5A und F-5E/F, später modernisiert mit zwei Seitenleitwerken), Jemen, Jordanien, Kanada (Lizenzbau als Canadair CF-5A Freedom Fighter), Kenia, Libyen, Malaysia, Marokko (F-5A, RF-5A, F-5B, F-5E und F-5F), Mexiko, Niederlande (von Canadair), Norwegen (von Canadair), Österreich (Leihweise von der Schweiz), Philippinen, Portugal (T-38) Saudi-Arabien (F-5E/F und RF-5E), Spanien, (Lizenzbau), Singapur (F-5E/F), Sudan, Südkorea (F-5 und T-38), Südvietnam (später Vietnam), Taiwan, Thailand, Tunesien, Türkei (F-5A, NF-5A und T-38), USA und Venezuela (von Canadair und NF-5A/B).
Nach dem Ende des Vietnamkrieges (30. April 1975) liefert Nordvietnam von ihren Beutemaschinen mindestens zwei F-5E an die UdSSR und 1977 je eine an Polen und die Tschechoslowakei zur genauen Auswertung - was wohl nicht ganz im Sinne des Herstellerwerkes war.
Die Produktion der Baureihe F-5 und T-38 Talon wurde 1989 nach der Auslieferung des 3'806. Flugzeuges nach über 30 Jahren eingestellt.
Modifikationen
Patrouille Suisse

Die F-5E Tiger der Patrouille Suisse
Zwölf Flugzeuge wurden rot-weiss bemalt, um für die Zuschauer, aber auch für die Piloten untereinander, besser sichtbar zu werden. Durch die Bemalung lassen sich die Flugzeuge auch im Luftkampf besser unterscheiden. Um die Sichtbarkeit weiter zu verbessern, wurden diese Flugzeuge 1996 mit einer Rauchanlage ausgerüstet. Diese wurde von der damaligen SF Emmen (heute RUAG) entwickelt. Die als Rüstsatz ausgelegte Rauchanlage kann jederzeit ein- oder ausgebaut werden. Für die aktuell zehn rot-weissen F-5E Tiger II, von denen die PS jeweils sechs bei den Vorführungen einsetzt, stehen acht Rüstsätze zur Verfügung. Die Rauchanlage wird durch einen Knopf am Steuerknüppel ein- und ausgeschaltet, jeweils auf das Kommando des Leaders. Dabei wird ein Diesel-Öl-Gemisch in den heissen Abgasstrahl des rechten Triebwerks gespritzt. Es generiert so den Rauch — insgesamt während rund drei Minuten. Um Platz für den zusätzlichen Tank für die Rauchanlage zu schaffen, wurde bei den rot-weissen «Tigern» die rechte Kanone entfernt.