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«Die Schweizer Luftwaffe ist ein zuverlässiger Partner für die Luftwaffen anderer Nationen»

Vom 29. Mai 2023 bis 10. Juni 2023 trainierten Angehörige der Schweizer Luftwaffe mit bis zu sechs F/A-18 Kampfjets in Kallax (SWE). Die internationale Luftverteidigungsübung «Arctic Challenge Exercise» dient dazu, die eigenen Fähigkeiten mit anderen Nationen zu vergleichen und weiterzuentwickeln sowie die Interoperabilität zu verbessern.

30.06.2023 | Kommunikation Verteidigung, Nadine Schröder

@VBS/DDPS

Während rund zwei Wochen trainierte die Luftwaffe an der Seite von 13 weiteren westlichen Nationen in Skandinavien die länderübergreifende Luftverteidigung im Rahmen der Übung «ACE 2023». Wir blicken mit «Beni», dem Kommandanten des Detachements, zurück.

Beni, wie genau ist diese Übung abgelaufen?

An der Übung ACE 2023 haben insgesamt 14 Nationen mit ca. 150 Flugzeugen wie Kampfflugzeuge, Tankflugzeuge, AWACS und Jammingflugzeuge sowie bodengestützte Luftverteidigungssysteme und ca. 2'700 Angehörige der verschiedenen Luftwaffen teilgenommen. In der ersten Woche haben alle Nationen ihre Detachemente an die jeweiligen Stützpunkte verschoben. Diese befanden sich in Ørland (NOR), Rovaniemi und Pirkkala (FIN) sowie Kallax (SWE), die die temporäre Heimatbasis der Schweizer Luftwaffe darstellte. Einmal vor Ort, liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren und sämtliche Besatzungen wurden über die lokalen Verfahren informiert. Als erstes führten wir Angewöhnungsflüge durch. Das machte Sinn, bevor die komplex angelegten Trainingseinsätze mit bis zu 100 Flugzeugen geflogen wurden. Danach begann dann der sogenannte Battle Rythm mit der Planungsphase der Flüge für den Folgetag. Ab Montag bis Freitag flogen wir jeweils eine Welle am Morgen und am Nachmittag. Morgens fanden Einsätze ausschliesslich mit Flugzeugen des gleichen Flugplatzes statt. Das heisst, wir führten Luftkämpfe durch und übten Luftverteidigungsszenarien mit ca. 20 Flugzeugen. Nachmittags stand dann die grosse Übung in Form einer verbundenen Luftkriegsoperation (Composite Air Operation [COMAO]) mit maximal 100 Flugzeugen statt. Diese beinhaltet das koordinierte Zusammenwirken einer grossen Anzahl von Luftkriegsmitteln mit einer Reihe sich gegenseitig unterstützender Rollen und Fähigkeiten, um einen gemeinsamen Auftrag zu erfüllen. Die Planungsphase mit Flugvorbereitung, Durchführung und Auswertung dauerte somit zwei volle Tage für die Besatzungen. Oft hatten wir 12-14 Stundentage zu bewältigen, die aber die Piloten und Ground Crew mit grosser Motivation gemeistert haben.

Wie setzte sich das Schweizer Detachement zusammen?

Das Schweizer Detachement bestand aus 55 Angehörigen der Armee wie Mechaniker, Militärpolizisten, Piloten und Supportpersonal, dazu 6 F/A-18 Kampfflugzeuge und 16 Logistikcontainer mit Ersatz- und Reparaturmaterial. Das Gastgeberland stellte uns Baustellencontainer als Büroräumlichkeiten zur Verfügung sowie WC-Häusschen.

Was war die Rolle der Schweizer Luftwaffe während dieser Übung?

Die Besatzungen der Schweizer Luftwaffe wurden mit den F/A-18 in ihrer primären Rolle der Luftverteidigung in die Composite Air Operation integriert. Dabei ging es darum, zusammen mit Kampfflugzeugen der anderen Nationen den Luftraum im Übungsszenario gegen simulierte eindringende Flugzeuge zu schützen und verteidigen.

Welche Vorteile hat eine solche militärische Zusammenarbeit für die Schweizer Luftwaffe?

Der Erfahrungsaufbau in jedem der hier geflogenen Missionen ist riesig. Wir lernen, mit anderen Nationen die taktischen Aufgaben zu planen, zu koordinieren und anschliessend gemeinsam die Missionen zu fliegen. Am darauffolgenden Debriefing haben wir die "Lessons Learned" auf allen Stufen identifiziert und werden diese innerhalb der Schweizer Luftwaffe rasch umsetzen. Zudem ist der zur Verfügung stehende Luftraum über Norwegen, Schweden und Finnland rund vier Mal so gross wie die ganze Schweiz. Somit kann hier die ganze Fähigkeitsenveloppe des F/A-18 zur Entfaltung gebracht werden.

Wie hast du die Zusammenarbeit mit den weiteren Teilnehmern von ACE23 erlebt? 

Dass wir als Partnership for Peace-Nation (kurz PfP) im Arctic Challenge Exercise als gleichwertige Teamplayer in sehr hohem Grad integriert und akzeptiert werden, ist für mich der beste Vertrauensbeweis, dass wir auf professionellem Niveau arbeiten und als Schweizer Luftwaffe ein zuverlässiger Partner für die anderen Nationen sind.

Wie viele Flüge haben insgesamt stattgefunden und wie viele davon wurde von der Schweiz geleistet?

Wir sind gesamthaft an 11 Tagen geflogen. Die Schweizer Luftwaffe hat 100% der Einsätze erfüllt und 45 Flüge mit den F/A-18 durchgeführt.

Wie lautet dein Fazit?

Die Lernkurve der «Wingmen» über die «Section Leader» bis zu den «Division Leader» war steil und jeder konnte an seiner Position enorm viele Erfahrungen sammeln. In den etwas kleiner gehaltenen Flügen am Morgen haben wir punktuell sehr detaillierte taktische Erkenntnisse gewonnen. In den grossen COMAO-Flügen am Nachmittag mit bis zu 100 Flugzeugen wurden unsere Leute besonders in der intensiven Planungsphase gefordert, um sich optimal als kleines Zahnrad in eine komplexe Luftoperation einzufügen und die gewünschte Wirkung zu erzielen. 

Einmal zurück in der Schweiz, werden wir die erworbenen Erkenntnisse und das neue Wissen an unsere Kollegen, die zuhause geblieben sind, weiterverbreiten und in unsere Dokumente einfliessen lassen. Unsere Ziele haben wir somit zur vollen Zufriedenheit erfüllt. Nebst den lehrreichen Einsätzen war sicherlich der gleichzeitig stattfindende Besuch des US Secretary of the State Anthony Blinken, des Schwedischen Premierminister sowie der EU-Minister in Kallax-Luleå eine nicht alltägliche Erfahrung.


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