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Erfahrungen aus Friedensförderungseinsätzen als Gewinn für die Schweizer Armee

Friedensförderungseinsätze leisten einen wichtigen Beitrag zur internationalen Solidarität und Sicherheit. Sie ermöglichen aber auch wertvolle Erfahrungen in verschiedenen sicherheitsrelevanten Bereichen zu sammeln und dadurch einen Gewinn für das Gesamtsystem Armee zu generieren.

27.12.2022 | Kommunikation SWISSINT, Sandra Stewart-Brutschin

In einer Volltruppenübung der Schweizer Armee wurden Gräben zur Sicherung von Truppen und Material angelegt. Dabei konnten auch Erkenntnisse aus den friedensfördernden Einsätzen direkt umgesetzt werden.
In einer Volltruppenübung der Schweizer Armee wurden Gräben zur Sicherung von Truppen und Material angelegt. Dabei konnten auch Erkenntnisse aus den friedensfördernden Einsätzen direkt umgesetzt werden. ©VBS/DDPS, Thomas Ott

Friedensfördernde Einsätze sind Langzeiteinsätze – die Schwei­zer Soldatinnen und Soldaten leis­ten mindestens sechs oder zwölf Monate Dienst. Das Material wie Ausrüstung, Fahrzeuge und Sys­teme sind in Dauernutzung und dies unter erschwerten Bedingungen aufgrund der Auftragslage, des Klimas und des Strassenzustandes. Aus der UNO-Mission UNPROFOR im ehemaligen Jugoslawien traf beispielsweise 1996 von Schwei­zer Armeeangehörigen die Meldung ein, dass der Helm 61 bezüglich des Tragkomforts und ballistischen Schutzes nicht mehr dem erforder­lichen Standard und den Sicher­heitsanforderungen genüge. Da die Armee ebenfalls an einem neuen Helm interessiert war, lie­ferte diese Information die Initia­lisierung für die Beschaffung des aktuellen Helms 04. In den folgenden Evaluationsprozessen flossen die Erfahrungen der Peacekeeper ein, denen sich während ihren Langzeiteinsätzen Schwachstellen und Bedarf von Material deutlich zeigen.

In Kosovo und Bosnien-Herzegowina führen die Peacekeeper ihren Auf­trag mit schweizerischen Armee­fahrzeugen aus. Zusammen mit armasuisse definierte SWISSINT die erforderlichen Spezifikationen im Vergleich zu den in der Schweiz verwendeten Fahr­zeugen, um den Soldatinnen und Soldaten die bestmöglichen Sicher­heitsbedingungen für ihre Auftrags­erfüllung zu bieten. So kommen zum Beispiel Lastwagen mit geschützter Kabine sowie geschützte Fahrzeuge für die Sanität (GSANF) und für Patrouillen zum Einsatz. Gewisse Spezifikationen bedeuteten für alle Armeefahrzeuge einen Mehrwert und wurden deshalb von arma­suisse bei der Nachbeschaffung berücksichtigt.

Weiter erlauben friedensfördernde Einsätze Schweizer Armeeangehörigen unter realen Bedingungen wich­tige technische und taktische Erfahrungen zu sammeln. Sie können dabei ihr in der Schweizer Armee aufgebautes Wissen über Ein­satzverfahren oder Führungsprozesse in einer Mission anwenden und auf Funktionalität und Interoperabilität überprüfen. Die gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse aus erfolgten und laufenden Einsätzen werden mittels regelmässigen Berichten aus den Einsatzräumen, Lessons Learned Prozessen und Dienstreisen systematisch erfasst und beur­teilt.

Ein gutes Beispiel für diesen Wissenstransfer lie­fert der Bereich Genie, wo aktuellste Erfahrungen aus den Einsatzräumen der Friedensförderung direkt in die Ausbildung von Milizangehörigen ein­fliessen. Anlässlich der Volltruppenübung FEROX der Territorialdivision 4 im August 2021 wurden zahlreiche Verfahren wie Camp-Härtung, Wan­nendeckung, Panzergräben und Stellungsbau technisch ausgeführt und taktisch eintrainiert, um den Schutz von Personen und Material in einem hybriden Umfeld zu gewährleisten.

Dabei handelt es sich um Verfahren, die in den robusten UNO-Missionen in Mali, im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo angewendet werden, damit die Peace­keeper ihre Aufgaben unter den grösstmöglichen Schutz- und Sicherheits­massnahmen erfüllen können. Da die UNO-Camps in die­sen Einsatzgebieten der Bedrohung von terroristischen Angriffen ausgesetzt sein können, müssen sie eine gute Sicherung respektive Härtung aufwei­sen und der regelmässigen Überprüfung standhalten. Die Erkenntnisse aus diesen Echtüberprüfungen der Camp-Härtung, die so nur im Feld möglich sind, ergänzen das bestehende Wissen in der Schweizer Armee bezüglich der Sicherheit von Camp-Bauten, respektive halten das Wissen auf dem neusten Stand.


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