Corona-Krise: Risikomanagement im Kommando Operationen
Die Armee ist im Einsatz. Bei der Bekämpfung des Corona-Virus wird jedoch nicht nur viel an der Front geleistet, sondern auch im Hintergrund. Beispielsweise gilt es, laufend eine Risikoanalyse und -bewertung vorzunehmen, welche die militärischen Entscheidungsträger unterstützt. Damit beschäftigt sich seit April unter anderem Fernande Gächter, Leiterin Unternehmenscontrolling des Kommandos Operationen. Ein Einblick in ihre Tätigkeit.
23.04.2020 | Kommunikation Verteidigung
Seit zwei Jahren arbeitet Fernande Gächter beim Kommando Operationen im Bereich Unternehmenscontrolling. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit: Erfassen, analysieren, bewerten und überprüfen von mittel- bis langfristigen Risiken auf strategischer Ebene. Rund drei Wochen ist es nun her, dass ihr Arbeitsfeld kurzfristig angepasst wurde: Jetzt, in der Corona-Krise, steht sie vor ganz neuen Herausforderungen. Risikomanagement in der Operation «CORONA 20», eine Arbeit, bei der sie viel mit den militärischen Entscheidungsträgern zu tun hat.
Vom Homeoffice direkt in die laufende Operation
«Als der Lockdown wegen des Corona-Virus verhängt wurde, wurde auch ich nach Hause geschickt.» Nicht mehr im angestammten Büro in Bern, sondern im Homeoffice musste Fernande Gächter nun ihre Arbeit erledigen. Dies hatte zunächst so seine Tücken. Auch die Kinder und der Ehemann waren zu Hause, die ganze Familie musste neu organisiert werden – so, wie es vielen Menschen in unserem Land ebenfalls erging.
Anfang April folgte dann der Wechsel: Sie erhielt den neuen Auftrag, ein «operatives Risikomanagement» aufzubauen. Dabei geht es um verschiedene Punkte. «Bei der Betrachtung der Operation nehmen wir die Position des 'Gegners' ein. Wir suchen und analysieren Schwächen in den laufenden Aktivitäten und geben unsere Empfehlungen als Inputs weiter.» Zweiter wichtiger Punkt: Welche Auswirkungen hat die laufende Operation mit den vielen, auf allen Ebenen gedrosselten Aktivitäten auf die Zeit danach?
Fernande Gächter ist die neue Aufgabe mit grossem Enthusiasmus angegangen: «Es ist eine Ehre für mich, dabei sein zu können», meint sie. In der kurzen Zeit habe sie einen Einblick in die Arbeitsweise, bzw. Abwicklung von militärischen Operationen in einem Echteinsatz erhalten. Sie sieht die Verantwortlichen als äusserst kompetente Krisenmanager, welche für die ganze Schweiz innert kürzester Zeit Lösungen erarbeiten und auch durchsetzen. «Wer ist schnell vor Ort, bringt Erfahrung mit und präsentiert Lösungen? Die Armee.» Mit den bisher gemachten Erfahrungen sieht sie keine andere Organisation, die das könnte.
Ausgangspunkt: der denkbar schlechteste Fall
Wie sieht nun konkret die aktuelle Arbeit von Fernande Gächter aus? «Wir versuchen, den denkbar schlechtesten Fall (Credible worst Case) abzuschätzen und die entsprechend notwendigen Aktionen abzuleiten. Ein Beispiel: rund 5'000 Angehörige der Armee (AdA) wurden zum Assistenzdienst aufgeboten. Die kurze Reaktionszeit der meisten Aufgebotenen liess auf eine gute Truppenmoral schliessen. Die Aufgabe wurde als wichtig angesehen. Doch bald darauf folgte bei einigen die Ernüchterung: Man hatte nichts zu tun und langweilte sich. Gächter vergleicht das Ganze mit dem Notvorrat: «Wieviel Vorräte muss ich einkaufen, damit ich meine Familie gut durch diese schwere Zeit bringen kann? Man weiss nicht, wie gross der Notvorrat sein muss, also geht man vom denkbar schlechtesten Fall aus.» Nun aber ist die erste Phase überstanden, die Corona-Entwicklung war nicht so extrem, wie zu Beginn befürchtet. Vieles normalisiert sich und man sieht, dass mehr als genügend Vorräte vorhanden sind: Man braucht diese nicht sofort. Und ähnlich sieht es bei den aufgebotenen AdA aus. Die ersten Bedürfnisse der Kantone sind erfüllt, die Gesundheitsbehörden zufrieden.
Nun gilt es, die Moral der Truppe hoch zu halten. Das bedeutet unter anderem, es werden so viele Soldatinnen und Soldaten wieder entlassen, wie man verantworten kann. «Konkret heisst das, wir wären für einen noch grösseren Einsatz auch personell bereit gewesen – nun müssen wir aber flexibel sein und alle entlasten, die wir momentan nicht wirklich brauchen.» Man dürfe aber nicht vergessen: «Es könnte eine zweite Welle kommen. Wir müssen also einerseits den Übergang in die Normalität sicherstellen, gleichzeitig aber auch ein erneutes Aufgebot innert 24 Stunden im Auge behalten.»
Interdisziplinäres Denken
«Ich bin eine Risikomanagerin und kann in dieser Stabsfunktion ein Grundgerüst geben», führt Gächter weiter aus. Sie motiviert Leute, ihr Wissen zu teilen und die Themen aufzubereiten, damit die Entscheidungsträger eine solide Entscheidungsgrundlage erhalten. Der Punkt der Moral der Truppe kommt bei ihr immer wieder auf: Diese kann auch auf andere Bereiche einen Einfluss haben. Und genau hier sieht sie ihre Aufgabe: Mit vernetztem Denken, von aussen auf die Operationen schauend versucht sie, genau diese Zusammenhänge zu entdecken. «Es ist ein interdisziplinäres Denken, bei dem alles miteinander in Verbindung steht. So kommt man zu den optimalen Lösungen.»
Das Risikomanagement, so Gächter weiter, sei ein wichtiger Teil der Führungsarbeit. «Ich mache dabei auf die erkannten Punkte aufmerksam – wichtig ist dann aber, dass man sich mit Engagement einer Lösung widmet und diese umsetzt. Falls nötig müssen einzelne Aspekte, die einmal wegfielen, wieder aufgenommen und neu beurteilt werden.» Denn eines ist für sie weiterhin äusserst wichtig und eine grosse Herausforderung: «Wir alle haben – auch weltweit gesehen – bei dieser Pandemie keine Erfahrungswerte. Aber das macht alles sehr herausfordernd und noch spannender.»
News
Medienmitteilungen
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