Zum letzten Mal im WEF-Einsatz
Für viele Entscheidungsträger ist das abgeschlossene WEF von besonderer Art. Sie stehen kurz vor dem beruflichen Ruhestand oder aber haben ihre (freiwillig verlängerte) Militärdienstpflicht erfüllt. CUMINAIVEL hat sich nach deren Eindrücken erkundet.
27.01.2023 | CUMINAIVEL | MB
Oberst i Gst David Accola, Stabchef / Chef Einsatz
Was bleibt aus zwanzig Einsätzen am Weltwirtschaftsforum? Soviel, dass es den Umfang dieser Ausgabe sprengen würde. In Erinnerung bleiben mir die unzähligen Begegnungen mit Sicherheitszuständigen aller Partner. Aus vielen dieser Begegnungen sind langjährige und andauernde Kameradschaften, ja gar Freundschaften entstanden. Seit Jahren arbeiten wir mit der Kantonspolizei Graubünden auf Augenhöhe, das gegenseitige Vertrauen ist dazu unabdingbare Voraussetzung. Auch die Zusammenarbeit mit dem Divisionskommandanten, den Stabsoffizieren, des Teilstabes, aber insbesondere mit den immer wechselnden Truppenkommandanten erfahre ich als Muster an Effizienz und Kameradschaft. Nicht wenige unter euch werde ich in Zukunft vermissen, insbesondere auch die Spezialisten des Polizeiflugdienstes und die in diesem Rahmen tätigen Kader der Luftwaffe. Ob es schmeichelhaft ist, als «Mister WEF der Armee» bezeichnet zu werden? Ich meine schon. Ich durfte diesen Einsatz seit 2004 in unterschiedlichsten Funktionen auf allen Führungsebenen begleiten. Da hat sich schon sehr viel Detailwissen angesammelt. Vieles konnte optimiert werden, unter anderem auch die Truppenkommunikation. Um bescheiden zu bleiben: CUMINAIVEL ist mein «Baby» und die Qualität und Vielfältigkeit der Beiträge dieser einmaligen «Miliz-Komm-Gruppe» bereiten mir täglich grosse Freude.
Die Bilder und Eindrücke zahlreicher Besucherinnen und Besucher werden definitiv bleiben. Der Territorialdivision 3 und der Truppe wurde jedes Jahr die Ehre erwiesen, von NATO-Generälen, dem Chef der Armee, dem Chef Kommando Operationen und vielen mehr. Anlässlich des diesjährigen WEF waren auch die Verteidigungsministerin und der Präsident des Nationalrats auf Truppenbesuch. Das war speziell und hat mir, auch zu Ehren des Kommandanten der Territorialdivision 3, persönlich viel Freude bereitet. Ich bin stolz, während 20 Jahren ein Teil der «ALPA-ECO»-Familie gewesen zu sein. Einer Familie, die den Einsatz der Armee im Kanton Graubünden und meiner Heimatgemeinde Davos massgeblich geprägt hat.
Mein designierter Nachfolger hat anlässlich eines Augenscheins am WEF 2023 eindrückliche Bilder mit nach Hause genommen. Ich bin sicher, dass er seine Aufgabe mit eurer Unterstützung mindestens ebenso gut oder noch besser wahrnehmen wird. Er zählt auf die «alten Hasen».
Ich wünsche euch allen einen unfallfreien Abbau und einen guten Abschluss der Dienstleistung. Macht’s gut und bleibt gesund!

Divisionär Lucas Caduff, Kommandant Territorialdivision 3
Geschätzte Kameraden! Als ich vor über 40 Jahren in die Rekrutenschule einrückte, gab es einen «eisernen Vorhang» und eine bipolare Weltordnung. Ende Juli werde ich pensioniert, vielleicht auch wieder in einer multipolaren Welt mit eisernen Vorhängen. Gelernt habe ich, dass man den Lauf der Dinge anpacken muss, gemeinsam anpacken! Denn dem Einzelnen geht es nur gut, wenn es auch der Gemeinschaft gut geht. Einer Gemeinschaft in der Eigenverantwortung, Einsatzwille, Rücksichtnahme und Verlässlichkeit wichtige Messgrössen sind. Die Gemeinschaft ist essenziell für das Miteinander und Füreinander. Und ihr, als Armeeangehörige, tragt aktiv zu dieser Gemeinschaft bei. Ihr leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und zum Wohlergehen unseres Landes und unserer Gesellschaft. Auf euch bin ich stolz und auf euch ruhen meine Hoffnungen und meine Zuversicht für die Zukunft. Ich werde gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Aber vor allem gehe ich mit viel Genugtuung, Dankbarkeit und Respekt. Respekt vor euch und eurer Leistung. Von Herzen alles Gute!

Chefadjutant Thomas Egli, Chef HQ
Es gibt viele unvergessliche Momente, die ich während des Assistenzdienstes zugunsten der Sicherheit am Weltwirtschaftsforum (WEF) erleben durfte. Mich faszinieren immer wieder die vielen Begegnungen und Gespräche mit neuen Soldaten und Kader, die für den Dienst am WEF eingeteilt sind. Jedes Gespräch ist auf seine Art bereichernd. Aus diesem und anderen Gründen komme ich auch nach mehr als 35 Jahren Berufsmilitär immer noch jeden Montagmorgen gerne zur Arbeit und bin mit Herzblut dabei. Aus meiner Sicht ein Glücksfall. Das heisst aber auch, dass das Umfeld in der Territorialdivision 3 (Ter Div 3) für mich absolut stimmt, beispielsweise hier im Hauptquartier (HQ) mit meinen Vorgesetzten, dem Stab und allen Soldaten, die mitanpacken. Für mich war es das letzte WEF. Nun freue ich mich, schon bald mehr Zeit für meine Familie (ich bin dreifacher Grossvater) und meine Freunde zu haben. Sie sind in den letzten 35 Jahren ganz klar zu kurz gekommen. Auch meine Leidenschaft für Musik und Sport wird mich über die Pensionierung hinaus begleiten. Als Jazzdrummer warten mehrere Projekte auf mich. Endlich werde ich auch die nötige Zeit finden, um meine Projekte über digitale Kanäle und Social Media zu vermarkten. Nur gute Musik zu spielen, reicht eben nicht mehr. Auch mein Interesse für das Handwerk wird nicht abflachen. Denken Sie daran, es gilt trotz aktueller instabiler Weltsituation darum, die Balance zu halten. In unserer sich rasant verändernden Welt gehört Herzblut zu den wichtigsten Konstanten, die uns vorantreiben. In diesem Sinne freue ich mich riesig auf meinen bevorstehenden Lebensabschnitt und bin dankbar für jeden Tag, an dem ich gesund aufstehen darf. Das wünsche ich auch Ihnen, Gesundheit, Erfolg und Lebensfreude.

Oberst Frédéric Mohr, Chef Genie
Aus meiner Zeit als Chef Genie am Weltwirtschaftsforum bleiben mir unzählige Sachen in Erinnerung. Erwähnen möchte ich vor allem die gemeinsame Lösungsfindung auf allen Stufen und mit allen Beteiligten. Statt Problembewirtschaftung legten wir den Fokus stets auf eine konstruktive und unkomplizierte Zusammenarbeit mit militärischen als auch zivilen Partnern. Ja, ich schaue zufrieden auf die letzten Jahre als Chef Genie am WEF zurück. Dabei war mein Motto stets: «Gleich, aber anders». Mit «gleich» meine ich die weitgehend unveränderten Bedürfnisse am Dispositiv. Mit «anders» sind die Umstände gemeint, also die immer wieder auf das Neue sich verändernde Truppenzusammenstellung, die Witterungsbedingungen sowie die damit verbundenen Herausforderungen. Ich erinnere mich an den Abbau der Härtung in Davos nach heftigen Schneefällen und an eingefrorene Gitter und Stacheldraht. Stundenlanges Schaufeln und Pickeln waren die Folge. Aber auch das meisterten wir gemeinschaftlich und erfüllten stets unseren Auftrag. Ich danke meinen Vorgesetzen, meinem Kader und meinen Soldaten in der Genie. Es war mir stets eine Freude. Ich wünsche Ihnen alles Gute!