«E-Dienstbooklein» – das Dienstbüchlein wird digital
Das klassische Dienstbüchlein hat ausgedient. Seine Funktionen sollen in ein neues Webportal eingebunden werden. Doch das Dienstbüchlein ist mehr als nur ein schnödes Inventarverzeichnis. Eine Art Nachruf.
20.01.2023 | CUMINAIVEL | sf
Welche Schuhe wir tragen, gegen was wir geimpft sind, wie viele Diensttage wir hinter uns haben – das alles und noch viel mehr verrät das Dienstbüchlein über uns. Es ist das wichtigste Dokument eines jeden Armeeangehörigen, entsprechend hütet man es wie seinen Augapfel. Wer es verliert, wird zwar nicht blind, muss aber bis zu 300 Franken hinblättern.
Das schmucke Büchlein im Retro-Look ist aber auch eine Art militärisches Poesiealbum und steckt voller Erinnerungen. Der CUMINAIVEL-Redaktion liegt ein Dienstbüchlein aus dem Jahr 1917 vor, dessen Besitzer beide Weltkriege miterlebt hat. Die Einträge wurden fein säuberlich mit Feder und Tinte verfasst, die verschnörkelte Schrift wird höchsten kalligraphischen Ansprüchen gerecht.
Damit soll nun Schluss sein. Die Armeeführung veranlasste 2008 eine Umfrage bei Truppe, Kader und militärnahen Vereinen. Es war der Anfang vom Ende für das Dienstbüchlein. Auch eine verwaltungsinterne Abklärung zeigte, dass die Vorteile einer digitalen Version überwiegen: keine Doppelungen, weniger Fehlerquellen, kaum Verlustgefahr, dafür stets aktuell.
Im März 2018 versetzte Digitec-Mitgründer und Nationalrat Marcel Dobler dem Dienstbüchlein schliesslich den Todesstoss: In einer Motion beantragte er dem Parlament die Digitalisierung des kleinen Büchleins, beide Räte stimmten noch im selben Jahr zu. Im letzten November arbeitete der Bundesrat dann die neue Verordnung aus: Die Funktionen des Dienstbüchleins werden nach und nach in ein neues Webportal integriert.
Manch ein älterer Armeeangehöriger wird beim Gedanken an eine nüchterne Webseite statt des gedruckten Zeitdokuments wohl etwas nostalgisch werden. Und die neue digitalisierte Generation wird denken: Wurde auch Zeit!