Gesundheitslage der Armee aus Sicht des Oberfeldarztes
Die Schweiz und ihre Bevölkerung befand sich in den vergangenen Jahren fest im Griff von «COVID». So auch die Schweizer Armee. Die Sanität hat dabei Ihre Mission erfüllt; die Gesunderhaltung und Einsatzfähigkeit der Truppen zu erhalten und zu stärken. Dieser Grundauftrag der Sanität, die Einsatzfähigkeit, Kampfkraft und Moral der Truppe in allen Lagen zu erhalten oder wiederherzustellen, findet ihren Grundstein in der Bundesverfassung.
17.01.2023 | CUMINAIVEL | as

Innerhalb der Sanität ist der Bereich «Medical Intelligence» für die (militär-)medizinische Lageverfolgung zuständig. In diesem Bereich des Militärärztlichen Dienstes werden fortlaufend Informationen zur medizinischen Lagebeurteilung im In- und Ausland gesammelt, beurteilt, verdichtet und ausgewertet. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit gesundheitspolitischen Gremien wie dem BAG, der WHO und der UNO. Spezifische Nachrichtenbeschaffung in Bezug auf medizinische Nachrichtenbedürfnisse finden insbesondere auch in direkter Zusammenarbeit mit internationalen Partnerdiensten statt. Militärmedizinische Erfahrungen und Erkenntnisse aus anderen Ländern werden in verschiedenen Gremien innerhalb der NATO ausgetauscht.
So beobachtet die Sanität unter Führung des Oberfeldarztes, Divisionär Andreas Stettbacher, auch weiterhin die medizinische Lage inner- und ausserhalb der Schweiz mit dem Ziel, die Armee und ihre Angehörigen bestmöglich gesundheitlich zu unterstützen und zu schützen.
Aktuell werden in den Sanitätsdienstlichen Infrastrukturen (San D Infra) täglich wieder vermehrt Angehörige der Armee (AdA) mit Grippesymptomen betreut. Eine San D Infra steht entweder in Form einer Krankenabteilung (KA) oder eines Medizinischen Zentrums der Region (MZR) zur Verfügung, welche sich in der Grösse, Anzahl der stationären Bettenplätze und medizinischer Zusatzausstattung unterscheiden. In der KW 2 dieses Jahres war bei etwa 20 bis 30 Patienten eine stationäre Aufnahme und Betreuung in den San D Infra notwendig. Einige davon mussten aufgrund der Ansteckungsgefahr gegenüber anderen Patienten isoliert werden. Die militärmedizinische Region 4 übernimmt die Grundversorgung der eingesetzten Einheiten. Während des WEF steht den AdA ein Rettungszentrum in Form einer San Hist + zur Verfügung. (Die Bedeutung des + ist im Artikel «Allzeit MANV-bereit» ausgeführt.) Nebst den AdA können sich in diesem Rettungszentrum auch andere Personen, wie Angehörige der Polizeikorps oder des zivilen Rettungsdienstes, durch den Arzt und sein Team beraten und behandeln lassen. Diese medizinische Dienstleistung und ärztliche Pikettabdeckung werden vom 15.01. – 20.01.2023 über 24/7 zur Verfügung gestellt. In der San Hist + wurden in der vergangenen Woche auch mehrere Patienten aufgrund grippaler Symptome betreut. Ist eine stationäre Aufnahme oder eine Isolation notwendig, erfolgt eine Verlegung in das MZR Chur; zusätzliche Betten stehen in der ganzen Region zur Verfügung, falls die Kapazitäten in Chur überschritten würden.
Da der Start der Winter-RS am vergangenen Montag auch in den Januar fällt, muss der erhebliche Mehraufwand mit zusätzlichem medizinischem Personal aus allen Sparten abgedeckt werden, was jeweils die grösste Herausforderung darstellt. Die vergangenen Jahre der Pandemie haben uns aber gelehrt, mit unvorhergesehenen Situationen noch besser umzugehen, was durchaus positiv bewertet werden darf.
Die Gründe für die aktuellen Patientenzahlen innerhalb des Sanitätsdienstes sind vielfältig: Wie bereits in Australien hat die Grippesaison in der Schweiz früher als in Vorjahren begonnen. Zumindest ein erster Peak ist mittlerweile erreicht mit aktuell sinkenden Konsultationen wegen grippe-ähnlichen Erkrankungen und auch weniger Fällen mit positivem Influenza-Nachweis.
Infolge COVID werden weiterhin wöchentlich mehrere AdA betreut. Für COVID-Patienten, welche Symptome wie zum Beispiel Husten, Fieber, starkes Naselaufen, Halsschmerzen etc. aufweisen, stehen in der Regel Einzelzimmer zur Verfügung, um die Ansteckung anderer Personen zu vermeiden. Nach Entlassung besteht auch nach Abklingen der Symptome für 10 Tage eine Maskentragpflicht für diese Personen. Der Grund liegt darin, dass es auch nach Besserung der Symptome zu einer Virusverbreitung kommen kann. Schaut man sich die Lebens- und Platzverhältnisse während des Militärdienstes an, so ist es einleuchtend, dass hier mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr als im Zivilen gerechnet werden muss.
Bei COVID werden aktuell schweizweit sinkende Fallzahlen beobachtet. Diese sind aber in Bezug auf das tatsächliche Auftreten der Erkrankung mit Vorsicht zu betrachten. Grund dafür sind die ebenfalls deutlich weniger durchgeführten Tests. Da die Covid-19 Testkosten seit dem 01.01.2023 nicht mehr vom Bund übernommen werden, wird die Testintensität und Testmöglichkeit weiter stark sinken. Die epidemiologische Lage wird deshalb tendenziell unterschätzt. Zur genaueren Beurteilung müssen andere Messgrössen wie hospitalisierte Patienten und SARS-CoV-2 Quantität und -varianten im Abwasser herangezogen werden.
Die Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und ebenso auf die Armee hängen auch von der Verbreitung neuer SARS-CoV-2 Varianten und der Entwicklung der Grippe-Fallzahlen ab. Die aktuelle Entwicklung ist zum Teil durch den bisher sehr warmen Winter erklärt. Es gesteht eine gewisse individuelle, aber auch kollektive Immunität. Dem gegenüberzusetzen ist, dass nur 12.1 % der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz in den letzten 6 Monaten eine Impfdosis erhalten haben.
Saisonal bedingt werden respiratorisch übertragene Infektionen in den nächsten Wochen voraussichtlich erneut zunehmen; Infektionen mit RSV (respiratory syncytial virus), Grippe (Influenza) und auch COVID (Sars-CoV-2).
Die Massnahmen in der Armee werden jeweils entsprechend der Lageentwicklung angepasst. Das Impfen inkl. Booster-Impfungen gegen COVID bleibt weiter eine essentielle Massnahme zur Bekämpfung von Covid-19 auch bezüglich allfälliger Spätfolgen. Allen Armeeangehörigen wird weiterhin sehr empfohlen, sich vor der nächsten Dienstleistung gegen Covid-19 und auch gegen Influenza zu impfen. FFP2-Masken sind situativ in Risikosituationen (ÖV, viele Personen in Räumen) sowie bei auftretenden Erkältungssymptomen sehr empfohlen, um sich selber und die Anderen zu schützen. Eine gute, wetterangepasste Kleidung und fleissige Händehygiene (Hände regelmässig mit Seife waschen, desinfizieren) sowie Hust- und Nieshygiene sind essenziell. Zudem können Vitamine und genügend Flüssigkeitsaufnahme helfen, gesundzubleiben.
Die jeweils aktuellen Informationen finden sich auf folgender Webseite: www.vtg.admin.ch/corona