Zwischen Innovation und Integration
In wenigen Tagen beginnt eine neue Ausgabe des Weltwirtschaftsforums in Davos. Bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik werden über ein sich wandelndes sozioökonomisches System diskutieren. CUMINAIVEL erklärt, um was es geht.
12.01.2023 | CUMINAIVEL | eb
«Cooperation in a fragmented world», Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt. So lautet das Motto des diesjährigen World Economic Forum (WEF). Eine Veranstaltung von grosser Bedeutung, bei der zahlreiche Politiker und Wirtschaftsvertreter über die Herausforderungen in der Welt diskutieren werden. Die Rede ist von einer sozioökonomischen Welt, die sich noch immer von der Corona-Pandemie zu erholen hat.
Nach 2021 ohne WEF (wegen Corona) und nach der Ausgabe 2022, die in kleinerem Rahmen im Mai stattgefunden hatte, findet das traditionelle Jahrestreffen wieder wie gewohnt im ersten Monat des Jahres statt. Das WEF dauert vom 16. bis zum 20. Januar 2023. Die Kameras von TV-Sendern aus aller Welt werden erneut auf die Bündner Tourismusdestination gerichtet sein. Angesichts der zahlreichen globalen Krisen und des Wunsches nach Zusammenarbeit «in einer fragmentierten Welt» – wie der Slogan der Veranstaltung selbst lautet – wird ein grosses Medieninteresse erwartet.
Wie auf der offiziellen Website des WEF angegeben, stehen bei dieser Ausgabe sechs Hauptthemen auf der Tagesordnung: Künstliche Intelligenz, Klimawandel, Cybersicherheit, Bildung neuer Kompetenzen, Metaversum und die Nachhaltigkeit von Arbeitskräften und Arbeitsplätzen. Hinzu kommt eine Reihe weiterer Themen: Landwirtschaft, Gesundheitsfürsorge, neue Technologien, wirtschaftliche Prozesse, Urbanisierung und Finanzsystem. Das World Economic Forum, eine private Stiftung mit Sitz in Genf, legt ihr Augenmerk also auf eine möglichst breite Themenpalette.
Um wenigstens die «Hauptthemen» besser verstehen zu können, gibt CUMINAIVEL eine Übersicht. Bei jedem Thema werden die Positionen des Weltwirtschaftsforums hervorgehoben, so wie sie auf der offiziellen Website des WEF angegeben sind.
Künstliche Intelligenz
Vor einigen Jahren wurde die künstliche Intelligenz als eine futuristische Technik angesehen. Heute ist sie bereits weit ausgeklügelt und wird in hohem Tempo weiterentwickelt. Hier möchte das Weltwirtschaftsforum den Schutz der Privatsphäre und der Rechenschaftspflicht in den Vordergrund stellen. Weiter sollen im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz die Begrifflichkeiten «Fairness» und «Integration» diskutiert werden. Ziel ist, den öffentlichen sowie den privaten Sektor zu vereinen, um den Nutzen der künstlichen Intelligenz in den verschiedenen Bereichen des Lebens zu intensivieren.
Der Klimawandel
Der Klimawandel ist zweifellos eines der weltweit am heftigsten diskutierten Themen der letzten Jahre. Der fortschreitende Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen. Dazu ein Beispiel: 2022 war in der Schweiz das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1864. Der weltweite Anstieg der Temperaturen und die damit verbundene Zunahme von Naturkatastrophen gibt Anlass zur Besorgnis. Deshalb hat sich das Weltwirtschaftsforum verpflichtet, die Bemühungen des öffentlichen und privaten Sektors zu unterstützen, um den Anstieg der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Ein Ziel, das laut WEF nur durch die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und privaten Partnern bei der Entwicklung innovativer Lösungen erreicht werden kann.
Cybersicherheit
«Cyber Security» sind Sicherheitssysteme, die das IT-Netz eines Unternehmens oder eines ganzen Staates vor cyber-terroristischen Angriffen schützen sollen. In einer zunehmend digitalisierten Welt möchte das WEF Regierungen und Unternehmen dabei helfen, mit den hohen – vor allem im Internet vorhandenen – Cyber-Risiken umgehen zu können. Diese Risiken könnten laut WEF gar das Wirtschaftswachstum eines ganzen Landes gefährden und damit das Vertrauen in den Sicherheitsstaat verletzen.
Bildung neuer Kompetenzen
Die fortschreitende (R)evolution in der Arbeitswelt, die durch die Pandemie beschleunigt wurde, führt zur raschen Entstehung innovativer Märkte und neuer Berufe. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, setzt sich das Weltwirtschaftsforum für die Förderung eines Bildungs- und Lernsystems ein. Mit einem solchen System sollen neue Fähigkeiten entwickelt werden, um sich den verändernden Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt besser anpassen zu können.
Metaversum
«Eine Konvergenzzone von interaktiven und virtuellen Räume, die im Cyberspace angesiedelt und für die Nutzer über einen Avatar zugänglich ist, der als Repräsentant der individuellen Identität fungiert». Das jedenfalls ist die enzyklopädische Definition für Metaverse. Im Grunde handelt es sich um ein paralleles digitales Universum. Das WEF will ein solches Universum als ein für die Wirtschaft zugängliches und integratives System unterstützen. Wie das digitale Universum konkret aussehen soll, ist noch völlig unklar. Es befindet sich noch am Anfang seiner Entwicklung. Trotzdem: Auch hier liegt das Ziel darin, die Zusammenarbeit zwischen Privatsektor, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik zu fördern.
Nachhaltigkeit der Arbeitskräfte und der Arbeitsplätze
Hier geht es um die Einführung von Plattformen für Selbständigerwerbende bzw. Freischaffende. Sie sollen über solche Plattformen ihre Dienste anbieten können. Ein Beispiel dafür ist der Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung Uber. Das WEF will damit zu einem gesünderen und integrativen Arbeitsmarkt beitragen.
«Innovation», «Integration» und «Nachhaltigkeit» könnten als die drei übergeordneten Themen des diesjährigen World Economic Forum in Davos genannt werden. Und sie werden nachhallen, zusammen mit dem Wunsch, neue Trends in der aktuellen globalen sozioökonomischen Landschaft zu gestalten.
In einer zunehmend hektischen und fragmentierten Welt stellt das WEF also eine wichtige Plattform, bestimmte Themen zu diskutieren, welche die Gegenwart bereits beeinflussen und unweigerlich die sozioökonomischen Gleichgewichte unserer Zukunft belasten werden.