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«ODESCALCHI»: Förderung einer zuverlässigen Partnerschaft

Gegenseitiges Kennen und Wertschätzen sind die Grundlagen einer jeder Zusammenarbeit. Mit der Übung «ODESCALCHI» arbeiten die militärischen und zivilen Partner der Schweiz und Italiens eng zusammen, um ihre gegenseitigen Kenntnisse über die spezifischen Fähigkeiten des anderen zu verbessern. So wird eine zuverlässige Partnerschaft gefördert.

10.06.2022 | Kom

 

Die Armee ist die strategische Reserve der Schweiz. Die Schweiz erlebte ein Aufgebot von Teilen dieser strategischen Reserve im März 2020. Die Armee unterstützte den Bund und die Kantone mit logistischen und medizinischen Leistungen. Auch im Herbst 2020 und im Frühjahr 2021 stellte die Armee Truppen zur Unterstützung des Gesundheitswesens zur Verfügung.

Der Assistenzdienst «CORONA» war zwar eine Ausnahme, aber der Einsatz der Armee zugunsten der zivilen Behörden ist eine gängige Praxis. Der wohl bekannteste subsidiäre Sicherheitseinsatz erfolgt jährlich zugunsten des Kantons Graubünden während des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Geringere Beachtung finden immer wieder jene Einsätze, die im Nachgang an lokale Ereignissen wie Murgänge, Überschwemmungen oder Wald- und Flurbrände erbracht werden. Diese sind aber ebenso notwendig und seitens der Antragsteller willkommen.

Vier direkt unterstellte Bataillone der Territorialdivision 3 und zusätzlich unterstellte oder zugewiesene Einheiten werden zu Beginn der nächsten Woche genau in solchen Aufgabenbereichen tätig sein. In einer ersten Phase, gleich nach erfolgtem Ereignis, werden die Partner des Bevölkerungsschutzes zur Bewältigung der Situation eingreifen. Anschliessend werden sie den militärischen Einheiten verschiedene Aufgaben zuteilen, welche substantiell Hilfe erbringen um den Normalzustand wiederherstellen.

Üben, um den Auftrag zu erfüllen

Üblicherweise wird das Leistungsvermögen der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Territorialdivision 3 vom Kommandanten im Rahmen einer Volltruppenübung überprüft. Dabei werden die Spezialistentätigkeiten der Soldaten, die Führungsfähigkeit der Kader und die Effizienz der Bataillonsstäbe bei der Erarbeitung von Lösungen für den Bataillonskommandanten gefordert und gefördert.

Die Armee unterstützt die zivilen Kräfte bei der Bewältigung von Belastungsspitzen und bei der Gewährleistung des Durchhaltevermögens. Diese Einsätze erfolgen nach dem Prinzip der Subsidiarität.

Im Rahmen dieser Übung geht es darum, die Einsatzbereitschaft der Einheiten zu überprüfen, Stärken und Schwächen zu eruieren und wo nötig Optimierungsmassnahmen für den nächsten Ausbildungsdienst festzulegen. Übergeordnetes Ziel der Volltruppenübung bleibt aber die Führungsfähigkeit auf allen Stufen zu gewährleisten, die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden zu etablieren um dadurch die Truppen gezielt und effizient einzusetzen. 

«ODESCALCHI 2016»

Die international rechtlichen Grundlagen der Übung «ODESCALCHI» sind einerseits im «Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Italienischen Republik über die Zusammenarbeit im Bereich der Risikovorsorge und -vorbeugung und der gegenseitigen Hilfeleistung bei natürlichen oder durch menschliche Tätigkeit verursachten Katastrophen» und der «Verordnung über die Katastrophenhilfe im Ausland» geregelt.

2016 fand die Übung «ODESCALCHI» zum ersten Mal statt. Die Übung basierte auf einem Eisenbahnunglück, das 2009 in Viareggio tatsächlich stattfand. Damals entgleiste in der Nähe des Bahnhofs ein mit Butangas beladener Güterzug. Der Austritt des Gases verursachte mehrere heftige Explosionen, welche sowohl die Bahnlinie wie auch umliegende Gebäude zerstörten. Von 1000 evakuierten Personen verloren 100 ihr Heim. Es starben 22 Menschen. Eine traurige Bilanz. 

Das Szenario von «ODESCALCHI» ging von einer Kollision zwischen einer Rangierlokomotive und einem mit chemischen Substanzen geladenen Güterzug im Bahntunnel des Monte Olimpino aus, was eine Reihe weiterer Ereignisse zur Folge hatte: mehrere Explosionen, verschiedenen Waldbrände in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Chiasso, die dadurch notwendige Sperrung der A2, austretende Giftgase, die zur Evakuation von Teilen der Bevölkerung veranlassten. 

Um einer Katastrophe dieses Ausmasses wirksam zu begegnen, ist eine grenzüberschreitende Kooperation zwingend. Dazu notwendige Rechtsgrundlagen - auch zur grenzüberschreitenden Unterstützung durch die Streitkräfte liegen vor.

Die Armee unterstützte in der Übung 2016 die zivilen Behörden. Der Departementsvorsteher Norman Gobbi sah eine perfekte Gelegenheit, die Partner des Bevölkerungsschutzes zu schulen und so die Führungsfähigkeit und Koordination im Kantonalen Führungsstabs sowie den Bereitschaftsgrad sämtlicher betroffener Einsatzkräfte zu überprüfen.

Was ursprünglich als militärische Übung gedacht war, wurde so zu einer internationalen Katastrophenübung.

«ODESCALCHI 2022»

Die jetzt bevorstehende Übung umfasst Szenarien, bei denen die Soldaten des Stabsbataillon 3, des Gebirgsinfanteriebataillons 30, des Geniebataillons 9, des Rettungsbataillons 3 und der ihnen unterstellten Einheiten des Kommando Operationen mit den Partnern der Schweizer Rettungs- und Bevölkerungsschutzdienste trainieren können und sollen.

Im Rahmen eines Übungsszenarios in der italienischen Provinz Varese werden die Schweizer Genietruppen in enger Zusammenarbeit mit den Angehörigen des Kommandos der Alpini- Truppen aus Bozen trainieren.

Das Szenario der Übung haben beide Armeen im Vorfeld gemeinsam geplant. Es wurden die Bereiche herausgefiltert, in welchen aufgrund von fehlenden Mitteln oder Kenntnissen die Hilfe der jeweils anderen Armee gefordert wird. Die beiden Armeen müssen sich ideal ergänzen, sodass sie die zivilen Behörden auf beiden Seiten der Grenze optimal unterstützen können. Dies tun sie unabhängig davon, welcher Nation sie angehören oder in welchem Land sie zum Einsatz gerufen werden, um die Krise zu bewältigen.

Das Konzept «in der Krise Köpfe kennen», welches hierzulande bereits konsolidiert ist, bekommt in der Übung «ODESCALCHI» eine internationale Dimension.

 


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