Eine Kompanie auf Schulbesuch
Ein Teil des am WEF im Einsatz stehenden Gebirgsinfanteriebataillons drückt schon fast nochmals die Schulbank, aber nur fast. CUMINAIVEL war dort, wo Schüler und Soldaten unter einem Dach lernen, Aufträge erfüllen und miteinander ein Stück Militärschoggi geniessen.
25.05.2022 | CUMINAIVEL | sf
Aufgeregtes Stimmengewirr erfüllt den Pausenplatz einer Schule im Prättigau. Ein Junge führt seinen Werkzeugkasten vor, zwei Mädchen schlendern plaudernd zu ihren Freundinnen, eine Schar Kindergartenkinder rennt im Kreis. Und mitten in dem Gewusel aus Schirmmützen, Leuchtbändeln und Schulranzen: Soldaten in Splitterschutzwesten und GTE, das Sturmgewehr hintergehängt.
Während des WEF ist ein Teil des Geb Inf Bat in den Zivilschutzanlagen der Schule einquartiert. Eine Kombination, die nicht frei von Konfliktpotential ist, zumal im Dorf auch Kinder wohnen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind und negative Erfahrungen mit dem Militär gemacht haben. Die Schülerinnen und Schüler der P6a scheinen mit den Gästen in Grün aber kein Problem zu haben, im Gegenteil: «Meinen Sie, wir dürfen mit den Soldaten Fussball spielen?», fragt ein Junge, als Cuminaivel die Klasse besucht. Mara* fasziniert derweil das viele Material der Truppe: «Ich finde die Uniformen und die verschiedenen Taschen und Rucksäcke am spannendsten.»
Enge Platzverhältnisse
Nicht ganz so grosse Freude an der Menge der Taschen hat hingegen Feldweibel Yvonne Wigger. Denn der Platz in den Zivilschutzanlagen ist teils knapp bemessen: «In einer der Unterkünfte hat jede Person nur zwei kleine Kästchen für ihr Material zur Verfügung.» Fein säuberlich sind darin Tagesrucksack, Gamelle und Feldflasche eingeräumt. Im Vorraum hängen Tenue-A-Taschen neben GTE und Duschtüchern, rundherum sind Rollkoffer und Kampfrucksäcke aufgereiht – das spart Platz. «Je enger der Raum, desto wichtiger ist, dass die Zimmerordnung eingehalten wird», erklärt Feldweibel Wigger.
Eine weitere Herausforderung ist die Duschsituation. Insgesamt fünf Duschbrausen stehen der rund 150-köpfigen Kompanie zur Verfügung. Dazu kommen neun in der Turnhallengarderobe, die der Truppe von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens zur Verfügung stehen. Wigger ist froh um die Unterstützung des Schulabwarts: «Der Quartiermeister hilft, wo er kann – die Zusammenarbeit funktioniert wirklich super.»
Pausenhof als AV-Platz
Von den Nasszellen abgesehen kann sich die Kompanie breit machen: Der Pausenhof wird als AV-Platz genutzt, die Mehrzweckhalle dient als Kantine und Aufenthaltsraum. Letztere steht der Schule somit nicht mehr für Aufführungen zur Verfügung, was die Lehrerin Iris Nüesch etwas bedauert: «Für Theaterstücke, den Schülerchor und andere Anlässe müssen wir externe Lösungen suchen.» Denn nicht nur während des WEF sind hier Truppen stationiert, sondern auch regelmässig unter dem Jahr. Aktuell funktioniere das Zusammenleben aber ausgezeichnet, findet Nüesch: «Die Truppe ist sehr sympathisch. Und wenn es menschlich wird, gibt es weniger Probleme.» Dazu trägt sicher auch das Kaffee-Treffen bei, zu dem der Kompaniekommandant die Lehrpersonen in der grossen Pause eingeladen hat. Bei Kaffee und Gipfeli können sich Militärkader und Lehrer ungezwungen austauschen. Aber auch die Sensibilisierung der Truppe spielt eine Rolle; etwa, dass die Raucherbereiche strikt eingehalten werden.
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Gibt die Armee ein gutes Bild ab, kann sie auch davon profitieren – und etwa Nachwuchs für sich begeistern. Lia* zum Beispiel schaut gerne zu, wenn die Gewehre auseinandergeschraubt und geputzt werden. Till* kennt sich damit bereits bestens aus; der junge Sportschütze schiesst selber mit dem Stgw 90. Anna* könnte sich vorstellen, Hundeführerin zu werden, während sich Elias* für die Ausbildung zum Militärpiloten interessiert. Sophie* wiederum war von den Maultieren fasziniert, die bei einem der letzten WK hier stationiert waren.
Feldweibel Wigger überlegt sich denn auch, den Schülern zu zeigen, was die Soldaten im Einsatz so machen: «Dann können die Kinder vielleicht mal in ein geschütztes Mannschaftstransportfahrzeug steigen.» Vorausgesetzt natürlich, die Schule ist einverstanden und der Dienstbetrieb lässt das zu. Die Jungs der P6a treibt momentan aber vor allem etwas um: Mit den Soldaten Fussball zu spielen.
* Namen geändert