Ein Eisschnelllauf-Trio auf dem steinigen Weg an die Olympischen Spiele 2026
Sie kennen sich von Kindsbeinen an, die Aargauerin Ramona Härdi (26) sowie die beiden Zuger Schwestern Jasmin (23) und Vera (25) Güntert. Alle drei haben sich nach ersten Erfolgen im Inline-Skaten nun ganz dem Eisschnelllaufen verschrieben. Eine Sportart, die in der Schweiz wegen fehlender Infrastruktur und Wettkämpfen kaum Publizität geniesst. Trotzdem jammern die drei Sportsoldatinnen nicht. Sie gehen konsequent ihren Weg Richtung Olympische Spiele 2026, für die Sommer- und Wintertrainings vorwiegend in Deutschland.
03.05.2023 | Kurt Henauer, Kommunikation, Komp Zen Sport Armee
Angeführt von Livio Wenger (30), dem Olympia-Vierten beim Massenstartrennen in Pyeongchang 2018, gehören den Speed-Kadern des Landesverbandes Swiss Ice Skating ein knappes Dutzend Athletinnen und Athleten an, die sich der olympischen Sportart Eisschnelllauf verschrieben haben. Nicht zuletzt wegen seines Olympia-Diploms wurde Livio Wenger von der Schweizer Armee ganzjährig mit einem 50-Prozent-Pensum als Zeitmilitär-Spitzensportler angestellt. Keinen regelmässigen Lohn erhalten dagegen Ramona Härdi (Spitzensport RS 2018/2019) sowie Vera und Jasmin Güntert, die beide 2022 von April bis August die Spi Spo RS absolviert haben. «Die Eltern, das Militär und private Sponsoren unterstützen mich», sagt Härdi, die Olympia-Teilnehmerin von Pyeongchang, die noch 20% als Konstrukteurin arbeitet, «von der Sporthilfe erhalte ich ebenfalls eine wertvolle Unterstützung.» Noch keine «Olympians» sind Vera und Jasmin Güntert, die beide an der Fernuni studieren, die eine Recht, die andere Wirtschaft.
Zwei Gründe für fehlende Sponsoren
Nicht nur für die Athletinnen, sondern auch für den Verband gestaltet sich die Sponsorensuche schwierig. «Wir haben keine grossen Wettkämpfe in der Schweiz, und dementsprechend auch wenig mediale Reichweite», nennt Vera Güntert zwei Gründe, zur finanziellen Problematik. Aktuell sind alle drei froh, dass sie als Sportsoldatinnen von 130 Spitzensport-WK-Tagen pro Jahr profitieren können, die mit Erwerbsersatz und Sold entschädigt werden. «Diese Unterstützung ist wichtig für uns und wir nützen das voll und ganz aus.» So Mitte April während einer Woche am Bundesamt für Sport in Magglingen, wo die ersten Konditions- und Krafttrainings auf dem Plan standen, die sie nach den Trainingsplänen des früheren neuseeländischen Inline-Weltmeisters Kalon Dobbin absolvieren. «Dazu haben wir zusammen mit dem Magglinger Physio-Team angeschaut, wo wir Schwächen haben, und im Training noch gezielter daran arbeiten müssen».
Geisingen und Inzell
Der Trainingsaufenthalt in Magglingen war nur eine kurze Episode im Trainings- und Wettkampfbetrieb des aufgestellten Trios. «Hauptsächlich trainieren wir von Montag bis Samstag im Sommer und im Winter in Deutschland», sagen sie. Im Sommer ist die Inline Arena im baden württembergischen Geisingen das Leistungszentrum der Schweizer Eisschnellläuferinnen und Eisschnellläufer; im Winter ist die Max-Aicher Arena im oberbayerischen Inzell der Trainings- und häufig auch Wettkampf Ort. «Da logieren wir in einer Wohnung und zahlen auch sonst praktisch alles selber», sagen die drei. Auch die Eismieten, Kraftraumbenutzung und die Physiotherapie gehen zu ihren Lasten.
6. Rang im Team-Weltcup als zusätzlicher Ansporn
Mitte Februar, beim Weltcup in Polen, liefen Kaitlyn McGregor, Ramona Härdi und Vera Güntert in der Teamverfolgung auf den 6. Rang, das bislang beste Ergebnis eines Schweizer Teams. Diese Disziplin über sechs Runden, ähnlich der Teamverfolgung im Bahnradsport, ist olympisch und das grosse Ziel für die Olympischen Spiele 2026 in Milano/Cortina d’Ampezzo. Neben Ramona Härdi, der Sprint-Spezialistin Jasmin und Vera Güntert sowie Kaitlyn McGregor gehört auch die Peking-Olympia-Teilnehmerin Nadja Wenger, die zwei Jahre ältere Schwester von Livio, zum Läuferinnen-Pool. Der Weg ins olympische Eisoval ist lang, streng sind die Selektionskriterien. In Magglingen zeigen sich die drei Sportsoldatinnen überzeugt, dass sie mit Trainer Kalon Dobbin dieses Ziel schaffen werden. Vorerst stehen in der kommenden Saison noch andere Ziele an: «An den EM wollen wir in der Team-Verfolgung in die Top 6, an den WM in die Top 8», sagen Ramona Härdi und die Güntert-Schwestern bestimmt.