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Rad-Bahnfahrer Claudio Imhof: «Das ist wohl mein grösster Erfolg»

Er schaut noch immer etwas ungläubig drein, Claudio Imhof, wenn er die Glas-Trophäe für den Gesamtsieg an der UCI Track Cycling Champions League betrachtet. Der 32-jährige Thurgauer Radprofi und Sportsoldat hat diesen Wettkampf mit fünf Renntagen in drei Wochen auf vier verschiedenen Hallen-Bahnen Europas für sich entschieden. Vor seinem Start an der Track Cycling Challenge am kommenden Freitag/Samstag im Tissot Velodrome in Grenchen blickt Imhof, der 2010/2011 die Spitzensport-RS absolviert hat, zurück.

14.12.2022 | Kurt Henauer, Komp Zen Sport A

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Claudio Imhof zu Hause mit dem Pokal (Foto: khe)

Anfang März lag Claudio Imhof nach einem nicht selbst verschuldeten Trainingssturz auf seiner Heimbahn in Grenchen längere Zeit mit einem Schädel-Hirntrauma im Spital. Nur dank viel Glück und seinem eisernen Willen konnte er wenige Wochen später seine Karriere als Radprofi fortsetzen. «Ich habe nicht immer daran geglaubt, dass ich es noch einmal schaffe», sagt Imhof zehn Tage nach dem Gesamtsieg in der Ausdauer-Kategorie in der UCI Track Cycling Champions League. «So ganz realisiert habe ich es immer noch nicht, aber es ist wohl schon der grösste Erfolg in meiner Karriere», fügt der einzige Nicht-Weltmeister und Nicht-Olympiasieger des hochkarätigen Teilnehmerfeldes an. Ganz ungeschmückt auf Weltniveau ist der Thurgauer aus Sommeri, der mit seiner Partnerin in Ipsach im Berner Seeland lebt, nicht. Sein Palmarès zieren EM- und WM-Medaillen, aber eben keine goldene.

Familiäre Atmosphäre neben der Bahn

Die Rennen auf Mallorca, in Berlin und Paris sowie an zwei Tagen auf der Olympia-Bahn in London waren spannend, sorgten im Publikum für Stimmung. Besonders im letzten Rennen, einem Ausscheidungsfahren vor 6000 Radsportfans. Dank dem 2. Platz holte sich Imhof gegen den punktgleichen Spanier Sebastian Mora, der früher ausgeschieden war, den Gesamtsieg. Als «Abnützungskampf» beschreibt Imhof die jeweiligen Rennen. «Aber neben der Bahn herrschte eine schöne, familiäre Atmosphäre», sagt er. Die Nichtselektion für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio sitzt beim Thurgauer immer noch tief. Umso mehr, dass er sich voll auf dieses Ereignis fokussiert hatte. «Im Jahr 2019 hätte ich einen Vertrag bei einem Strassen-Profi-Team unterschreiben können, aber ich setzte die Priorität auf die Olympischen Spiele.»

Diese Episode ist vorbei, Claudio Imhof schaute nach vorn. Dies fiel ihm nicht immer leicht. «Nach der Tour de Suisse und den EM in München in diesem Sommer dachte ich, dass die Leistungen nie mehr kommen.» Das Problem war nach dem schweren Unfall der Kopf. «Mir fehlte die Energie und ich musste lernen mit dem umzugehen», sagt der 32-Jährige. Er holte sich mentale Hilfe, und das hat sich gelohnt: «Ich weiss jetzt, was es leiden mag.» Imhof ist kein explosiver Fahrer – wie der Spanier Mora auch nicht. «Die Rennen in der Champions League wurden über den ‘Motor’ entschieden, man musste ausdauernd sein.»

Krafttraining bei Jan Seiler

Claudio Imhof ist bekannt für teilweise extreme Ausdauertrainings. Nicht selten fährt er nach mehreren Stunden im Sattel in der Region Seeland-Emmental zum Abschluss noch rasch von Biel nach Les Prés-d’Orvin. So und auch im Krafttraining bei Jan Seiler, dem Krafttrainingsexperten am Bundesamt für Sport BASPO, holte er sich das Rüstzeug, das ihm nun zum grössten Triumph seiner Karriere verholfen haben. «Ich habe schon immer Krafttraining gemacht, aber bei Jan arbeite ich mit noch höheren Gewichten, das hätte ich mich alleine nie getraut.» Seit zwölf Jahren ist Claudio Imhof auch Sportsoldat, absolviert pro Jahr 100 freiwillige WK-Tage, die mit Sold und Erwerbsersatz entschädigt werden. Im Jahr 2010 hatte er in Lyss die Allgemeine Grundausbildung in der Spitzensport-RS – im Vergleich zu heute noch mit dem Gewehr – absolviert. Im Jahr 2011 folgten die 13 Wochen in Magglingen, unter anderem zusammen mit dem langjährigen Teamkollegen und heutigen Swiss-Cycling-Trainer Tristan Marquet und dem Aargauer Strassenprofi Silvan Dillier. «Er ist neben mir wohl bald noch der Einzige, der noch fährt», sagt Imhof, der die Armeeunterstützung sehr schätzt: «Die Armee und die Sporthilfe sind meine wichtigsten Sponsoren», sagt Imhof, der für den Gesamtsieg in der UCI Track Cycling Champions League neben der Siegertrophäe einen Check über 25'000 Euro hat entgegennehmen dürfen.

Link: Information für Zuschauer - Tissot Velodrome


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