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Murmeltierprinzip in der Cyberabwehr

Cyberangriffe geschehen täglich. Für Staaten, Unternehmen und Individuen stellt sich nicht länger die Frage, ob sie tatsächlich im Cyberraum angegriffen werden, sondern nur noch, wie professionell und in welcher Intensität. Ein bewährtes Prinzip für einen effizienten Schutz vor Cyberangriffen ist der Austausch über Informationen zu den Angreifern, über welchen Alain Mermoud, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Militärakademie an der ETH Zürich, in seiner Dissertation geforscht hat.

13.05.2019 | Kommunikation Verteidigung, Michelle Steinemann

Dr. Alain Mermoud, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Militärakademie an der ETH Zürich.
Dr. Alain Mermoud, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Militärakademie an der ETH Zürich.

Das erste Murmeltier, das einen Feind erspäht, warnt durch das unverkennbare Pfeifen seine Artgenossen, damit diese sich vor der Gefahr in Sicherheit bringen können. Dasselbe Prinzip ist in der Cyberabwehr anwendbar, in dem ein Netzwerkmitglied auf einer Plattform für Informationsaustausch möglichst rasch und transparent Informationen über den Angreifer und die Art des Angriffs verbreitet. So können die übrigen Mitglieder entsprechende Massnahmen treffen.

Teilen oder nicht

Diese Vorgehensweise führt bei den Betreibern kritischer Infrastrukturen zu einem Dilemma. Zum einen wollen Betreiber die kostenintensiv gewonnenen Informationen nicht mit anderen teilen. Zudem können sie die Vertrauenswürdigkeit der anderen Partner nicht immer einschätzen. Zum anderen verbessert sich jedoch durch die Informationsteilung die technische Widerstandsfähigkeit des gesamten Cyberraums, und die Kosten der Informationsbeschaffung können auf alle aufgeteilt und damit signifikant reduziert werden.

Alain Mermoud hat für seine Dissertation eine Umfrage bei den Benutzern der Melde- und Analysestelle Informationssicherung der Bundesverwaltung (MELANI) durchgeführt. Im Zentrum stand die Frage, welche Faktoren gegeben sein müssen, damit die Benutzer bei einem Informationsaustausch mitwirken würden. Nach der empirischen Analyse haben sich fünf Faktoren herauskristallisiert, die eine Zusammenarbeit beeinflussen: die Gegenseitigkeit des Austausches, der Informationsgehalt, vorhandene institutionelle Hindernisse, die Reputation der Plattform sowie das Vertrauen in die anderen Partner. Zusammengefasst tauschen Institutionen dann ihre Informationen zu Cyberangriffen freiwillig aus, wenn die Plattform gut geschützt und vertrauenswürdig ist, klare Regeln hat und sie sich davon einen Nutzen versprechen.

Obligatorisch oder freiwillig?

Im Sommer 2018 wurden im Parlament eine Interpellation eingegeben. Sie fordert die Einführung einer Meldepflicht bei Cyberangriffen und damit einen Informationsaustausch. Doch Mermouds Analyse der Daten lässt darauf schliessen, dass eine hinreichende Sinnvermittlung, eine vertrauensvolle Plattform mit Anreizen sowie ein angemessener Nutzen zielführender sind als ein staatliches Obligatorium.

Wissenschaftlich anerkannt und praktisch relevant

Die Dissertation von Alain Mermoud wurde die von der Militärakademie an der ETH Zürich und der Universität Lausanne betreut. Sie dient als gutes Beispiel für die einerseits hohe akademische Qualität der wissenschaftlichen Publikationen an der MILAK und andererseits für den praktischen Nutzen der Arbeiten für die Armee und Gesellschaft im weiteren Sinne. Mermoud konnte aus seiner Miliztätigkeit als Nachrichtenoffizier Wissen in die Forschung einbringen, und die Armee profitiert wiederum von den Ergebnissen.

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