(Militär-)Psychologie als Schlüssel zu besseren Leistungen
«Es freut mich, dass wir hier nicht nur wissenschaftliche Ideen und Erfahrungen austauschen. Die Konferenz ist auch ein treffen unter Freunden», meinte Dr. Hubert Annen, Vorsitzender der International Military Testing Association (IMTA), am 10. Oktober in seinen Begrüssungsansprache zur 59. IMTA-Konferenz. Rund 140 Teilnehmende aus 27 Ländern sind für vier Tage in Bern, um sich in Seminaren und Workshops zum Thema «Exzellenz – der Beitrag der (Militär-)Psychologie zu herausragenden Leistungen» auszutauschen.
12.10.2017 | Kommunikation HKA

«Militärpsychologie ist ein sehr wichtiger Faktor, um Höchstleistungen zu erzielen», meinte Dr. Annen. Dies beginne schon beim Auswahlverfahren der Rekruten, um die richtigen Leute für den richtigen Job zu finden. Aber auch Charakterentwicklung oder etwa Motivationstraining seien weitere Stichworte, so Annen. Und es gelte nach wie vor «wenn Du etwas über Führung lernen willst, gehe zur Armee.»
Als erste Gastrednerin begrüsste Dr. Annen Brigadier Germaine Seewer, Chef Personelles der Schweizer Armee. «Wir brauchen Sie und ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Arbeit und Forschung», so Br Seewer. Ihre Abteilung sei von der Aushebung bis zur Entlassung für die Armeeangehörigen verantwortlich. In den Evaluationsprozessen, zu denen auch Kaderbeurteilungen gehörten, seien sie auf Ergebnisse militär-psychologischer Forschung angewiesen.
Über den Zusammenhang von Charakter und Führungsqualitäten referierte Dr. Kristina Schmid Callina von der Tufts Universität (USA). Im «Projekt Arete», das die Wissenschaftler der Universität 2015 in Zusammenarbeit mit der Militärakademie West Point begonnen hatten, werden Kadetten der Akademie vom Tag ihrer Einschulung bis zur Entlassung begleitet. «Ein Charakter entwickelt sich immer weiter», so Schmid Callina. Davon ausgehend wird untersucht, wie sich die Teilnehmenden in diesem Umfeld entfalten und wie ihre Entwicklung in den akademischen, militärischen und physischen Aktivitäten der Akademie positiv gesteuert werden kann.
«Psychologie wird im militärischen Umfeld immer wichtiger», begann der Chef der Armee, KKdt Philippe Rebord, seine Grussbotschaft. Es sei ihm eine Ehre, dass die IMTA-Konferenz dieses Jahr in der Schweiz stattfinden würde. Sicherheit könne in einer Armee nicht ausgelagert werden, so der CdA weiter, sie hänge stark vom Personal ab, welches einer Armee zur Verfügung stünde. Er erklärte den Anwesenden das Milizsystem der Schweiz und das Projekt WEA (Weiterentwicklung der Armee). «Profitieren sie vom Austausch», schloss er seinen Vortrag und bedankte sich bei allen Beteiligten.
Dr. Hanspeter Gubelmann, Sportpsychologe an der ETH Zürich, ging in seinem Beitrag auf die Frage ein, was es aus psychologischer Sicht braucht, damit ein Spitzensportler im richtigen Moment seine Leistungen abrufen kann. «Sportpsychologie und Militärpsychologie weisen in diesem Punkt Ähnlichkeiten auf», so Gubelmann. In der Sportpsychologie gehe es in erster Linie um die mentale Stärke des Athleten. Um in einer sportlichen Elite bestehen zu können, brauche es mehrere Komponenten: «Ein Spitzensportler muss Selbstvertrauen aufweisen, muss sich konzentrieren können, er oder sie muss aber auch bereit sein, sich voll und ganz auf eine sportliche Karriere einzulassen.» Wichtig sei auch eine gewisse Gelassenheit sowie die Fähigkeit, aus Fehlern lernen zu können.
Als letzter Redner begrüsste Brigadier Peter Stocker, Direktor der MILAK, die internationalen Gäste. Er freue sich, dass mit Dr. Annen ein international anerkannter Experte für Militärpsychologie und –pädagogik und einer seiner Dozenten den Vorsitz der IMTA inne habe. Gute Führungspersönlichkeiten auszubilden sei eine der Kernaufgaben der MILAK, so Stocker weiter. Noch bis Ende Oktober laufe an seiner Akademie ein Weiterausbildungslehrgang (WAL 3) für zukünftige Kaderleute der Schweizer Armee. «Führungsqualitäten zeigt jemand insbesondere dann, wenn auch einmal schlechte Nachrichten kommuniziert werden müssen», resümierte der Brigadier. Am Ende seiner Rede wünschte er den Gästen, dass sie möglichst viel von den Tagen in der Schweiz profitieren könnten.
