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Militärisches Denken und Überlegen als Kernkompetenz

«Sie werden wieder gewöhnlich sein.» So hat Brigadier Maurizio Dattrino den 46 anwesenden Einheitskommandanten das Dasein als Generalstabsoffizier beschrieben. Diese besuchten am 25. Juni 2018 die Generalstabsschule in Kriens, um sich über einen möglichen Werdegang zum Generalstabsoffizier zu informieren.

29.06.2018 | Kommunikation V / HKA

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Nach dem dritten Kommandojahr stehen Einheitskommandanten vor der Entscheidung, ob sie allenfalls eine Laufbahn als Generalstabsoffizier einschlagen möchten. Um ihnen diese Entscheidung zu vereinfachen, findet an der Generalstabsschule jedes Jahr ein Besuchstag statt. Die Einführung hat Brigadier Dattrino übernommen und den Einheitskommandanten den Mehrwert einer Generalstabsausbildung aufgezeigt: «Sie lernen sehr viele Informationen in kurzer Zeit zu verarbeiten, auch unter Zeitdruck und über eine lange Dauer. Dabei werden Sie die Zusammenhänge in der Armee erkennen und die Funktionsweise des Gesamtsystems "Schweizer Armee" verstehen.» Obwohl dies sehr verlockend tönt, müsse man sich bewusst sein, dass man als Generalstabsoffizier nicht mehr der Kommandant ist, sondern ihm zudient. «Ich musste mich auch daran gewöhnen, kein eigenes Büro mehr zu haben, keine Büroordonnanz mehr zu haben, die für mich meine Unterlagen kopiert, geschweige denn in einem eigenen Zimmer zu schlafen», erzählt Dattrino aus seiner Anfangszeit als Generalstabsoffizier. Am Nachmittag erfuhren die anwesenden Einheitskommandanten noch Genaueres über den Selektionsprozess, über die Ausbildungsmethodik und erhielten die Möglichkeit zwei Absolventen Fragen zu stellen.

Ambitionierte Einheitskommandanten

Unter den Besuchern war auch Hauptmann Tom Mudakarayil, milizmässig in der Spital Stabskompanie 5 eingeteilt, aber gleichzeitig als Berufsoffizierskandidat als Einheitskommandant auf dem Waffenplatz in Bern tätig. Sein Interesse für die Generalstabsausbildung sei unabhängig von seinem Weg zum Berufsoffizier. «Es gibt immer mehr Spezialisten in den Unternehmen. Denen gegenüber braucht auch Generalisten, die auf oberster Ebene als übergeordnetes Gremium die einzelnen Bereiche wieder zusammenbringen», ist sich Mudakarayil sicher. Als «überzeugten Milizler» beschreibt sich Hauptmann Lucas Miehé, Doktorand an der Hochschule St. Gallen. Andere würden sich in der Politik oder als Jugendleiter im Sport engagieren, er sich in der Armee. Die anspruchsvolle Generalstabsausbildung reize ihn, wie er sagt: «Man macht persönlich einen Schritt vorwärts und lernt effizienter zu arbeiten. Das kann man auch zivil nutzen – im Beruf bis zur Hochzeitsplanung.»

Bei den Einheitskommandanten geht es als nächsten Schritt darum, die Inspektion durch den Kommandanten Grosser Verband zu meistern, um so den Vorschlag für die Generalstabslaufbahn zu erhalten. Wer dies erreicht, bei dem geht es dann erst richtig los.

 

 

Interview mit Brigadier Maurizio Dattrino

Ihr Terminkalender ist sehr voll. Trotzdem nehmen Sie sich einen ganzen Tag Zeit für die interessierten Einheitskommandanten. Warum?

Es ist mir wichtig, die Einheitskommandanten davon zu überzeugen, dass die Generalstabsschule die Elite der Armee ausbildet. Die Ausbildung schafft Mehrwert und ist eine gute Investition.

Nur 3% aller Offiziere werden Generalstabsoffizier. Warum nur so wenige?

In den Stäben, wo sie dann eingesetzt werden, ist der Bedarf nicht grösser. Es braucht wenige Generalisten und mehr Spezialisten in den Führungsgrundgebieten. Ausserdem sind nicht alle Einheitskommandanten interessiert oder geeignet für als Generalstabsoffizier.

Wie versuchen Sie, den Einheitskommandanten die Generalstabsausbildung schmackhaft zu machen?

Indem ich ihnen erzähle, dass sie sich Fähigkeiten aneignen werden, um in kurzer Zeit eine grosse Menge an Informationen verarbeiten, und daraus brauchbare Lösungen erarbeiten zu können. Sie werden lernen, vernetzt und in Varianten zu denken sowie Zusammenhänge zu erkennen. Alles mit dem einzigen Ziel, den Auftrag zu erfüllen und alle Armeeangehörige gesund nach Hause zu bringen. Nicht zuletzt ist die Gruppe der Generalstabsoffiziere eine gute Netzwerk-Plattform.  

Warum wollten Sie damals selber Generalstabsoffizier werden?

Ich war bei meiner Entscheidung bereits Berufsoffizier. Aber schon als Unteroffizier war ich in der glücklichen Lage, gute Vorgesetzte zu haben, die Generalstabsoffiziere waren. Sie waren meine Vorbilder. Ausserdem wollte ich das Gesamtsystem Armee und ihre Zusammenhänge verstehen, weil mein Interesse an der Taktik über die Stufe Einheit oder Truppenkörper hinausging.

In Ihrer Rede am Morgen haben Sie erwähnt, dass Sie die Edelweisse auf dem Veston geküsst hätten, weil Sie so stolz waren auf das Erreichte. Wie haben Sie Ihre Zeit im Generalstabslehrgang selber erlebt?

Ich habe die Generalstabslehrgänge I und II im Jahr 1999 absolviert. Ich fand es streng. Es wäre gelogen zu behaupten, ich hätte schon damals das System Armee verstanden. Für mich ging es in den Generalstabslehrgängen I und II es einfach darum, irgendwie zu überleben.

Was hat sich seither verändert? Welche Entwicklungen streben Sie als Kommandant der Generalstabsschule an?

Die Ausbildungsmethoden haben sich seither verändert. Man legt heute bei der Bewertung mehr Wert auf den taktischen Inhalt des präsentierten Produkts statt nur auf Formalitäten wie fehlende Fadenkreuze und Symbole. Diese Entwicklung möchte ich auch weiter forcieren. Die beurteilenden Gruppenchefs müssen dementsprechend stets geschult und ausgebildet werden, weil es simpler ist, Formalitäten wie eine exakte Zeichnung zu bewerten, als die inhaltliche Korrektheit. Ich bin in der glücklichen Lage, dass alle meine Mitarbeiter seit Jahren in diese Richtung arbeiten.

Was war Ihr Ziel am Besuchstag?

Ich wollte insbesondere den Milizoffizieren die Ausbildung zum Generalstabsoffizier schmackhaft machen, denn in erster Linie ist es eine Milizausbildung. Sie sollen erkennen, dass die Generalstabsschule qualitativ hochstehende Lehrgänge anbietet und das militärische Denken und Überlegen als Kernkompetenz hat. Dies zeigt sich auch deutlich bei den Milizoffizieren, die von dieser gelernten Denkweise in ihrer beruflichen Tätigkeit profitieren.


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