Müde, aber hochmotiviert: Zwei Teilnehmende des GLG II erzählen
Nach etwas mehr als drei Wochen im Generalstabslehrgang II (GLG II) wirken Hptm Olivia Rostan, 34, und Hptm Thomas Vogel, 35, an diesem Februarnachmittag erstaunlich frisch. Trotz fordernder Tage und Nächte mit wenig Schlaf. Mitten in den Vorbereitungen für die Schlussprüfung haben sie Zeit gefunden für ein kurzes Gespräch.
08.03.2017 | Komm HKA

Komm HKA: Sie sind beide aus der Luftwaffe, haben im vergangenen November schon zusammen den GLG I absolviert und stehen nun kurz vor der Schlussprüfung des GLG II. Was sind die markantesten Unterschiede zwischen dem GLG I und dem GLG II?
TV: Im GLG I beschäftigten wir uns im Rahmen zweier Übungen mit konventionellen militärischen Bedrohungen. Im GLG II geht es um tiefere Eskalationsstufen: Unruhen in Europa, geplante Terroranschläge. Dabei steht die Unterstützung der zivilen Behörden im Vordergrund. Vor der Schlussprüfung sind wir im Tessin und erkunden während zweieinhalb Tagen das Gelände, in dem sich die aktuelle Übung abspielt.
Komm HKA: Hatten Sie Erwartungen an den GLG II und wenn ja, wie decken sich diese mit der Realität?
OR: Die Ziele und die Thematik des Kurses waren uns schon bekannt. Und dass die Tage lang und die Nächte kurz würden auch. Insofern gab es keine wirklichen Überraschungen. Wir erstellen saubere Zeitplanungen und halten sie auch ein. Lange Arbeitstage sind in der Regel nur mühsam, wenn nichts läuft. Aber hier vergehen die Tage sehr schnell.
Komm HKA: Was wird Ihnen in Erinnerung bleiben, und gibt es vielleicht auch Kritikpunkte?
OR: Mir wird die Kameradschaft in Erinnerung bleiben, oder eine gewisse Situationskomik, die nicht selten mit Müdigkeit zu tun hat. Ein Kritikpunkt für mich ist, dass wir nur zwei Stunden Sport haben pro Woche. Mir würde es gut tun, mich öfter auspowern zu können.
TV: Wir waren alles gestandene Kompaniekommandanten; kleine Könige, die ihre Dominanz mehr oder wenig offen ausleben konnten. Als Generalstabsoffizier ist man im Hintergrund und richtet sein ganzes Denken und Handeln auf seinen Kommandanten aus – eine neue Erfahrung!

Komm HKA: Was hat Sie dazu bewogen, die Generalstabsausbildung zu besuchen?
TV: Ich wollte unter anderem die Gesamtzusammenhänge in der Armee verstehen. Die Generalstabsausbildung hat mir auch die Möglichkeit gegeben, mich intensiv mit den aktuellen Konfliktbildern auseinanderzusetzen – inklusive den hybriden Konfliktformen, die üblicherweise unterhalb der Kriegsschwelle beginnen.
OR: Der GLG ist für mich eine sehr interessante und wertvolle Weiterbildung. Genaues Planen, das Präsentieren von möglichen Lösungen, die Zusammenarbeit im Team, unter Druck arbeiten zu können: Diese Aspekte vertiefen wir hier und ich ziehe daraus einen grossen Mehrwert.
Komm HKA: Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung, Generalstabsoffizier zu werden, reagiert?
OR: Generell gut, bei mir war schon während des Studiums klar, dass ich Berufsoffizier werden möchte. Somit war die Entscheidung für den GLG keine grosse Überraschung mehr.
TV: Gut, aber es gibt natürlich auch in meinem Umfeld kritische Stimmen. Ich versuche dann die Notwendigkeit der Armee aufzuzeigen, ohne dabei missionarisch zu wirken. Ich denke, die Entwicklung der Sicherheitslage zeigt, dass es eine funktionierende Armee braucht. Und die Armee kann nur funktionieren, wenn ihre Angehörigen auch bereit sind, entsprechend Verantwortung zu übernehmen. Und hier kommen wir als Generalstabsoffiziere ins Spiel.
Das Gespräch mit Olivia Rostan und Thomas Vogel fand kurz vor ihrer Promovierung zu Generalstabsoffizieren vom 24. Februar 2017 in Luzern statt. In der Zwischenzeit sind beide zum Maj i Gst befördert worden.
Steckbrief Maj EMG Olivia Rostan
*1982, wohnhaft in Rueyres-les-Prés/FR, Master in Rechtswissenschaft (Universität Fribourg), Berufsoffizier im Lehrverband Flieger 31 (Kdo Fl UOS/RS 81) in Payerne seit 2011. Macht in ihrer Freizeit viel Sport , insbesondere Crossfit und Jogging.
Steckbrief Maj i Gst Thomas Vogel
*1982, wohnhaft in Märstetten/TG, verheiratet, drei Kinder, Dipl. El.-Ing. ETH Zürich, Executive MBA der Universität Strathclyde (GB). VP Operations Airports bei Xovis AG, sowie Co-Gründer von babywave.ch. Ist in seiner Freizeit gerne in den Bergen oder optimiert sein Solarkraftwerk.