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Den Ernstfall trainieren: Taktische Übung des GLG II im Tessin

Unter grossem Zeitdruck Probleme erfassen, fundierte Entscheidungsgrundlagen zuhanden des Kommandanten erarbeiten sowie die getroffenen Entscheidungen in Befehle umsetzen: Dies gehört zum Handwerk eines Generalstabsoffiziers und wurde Mitte Februar 2017 in einer mehrtägigen Schlussübung des Generalstabslehrganges II (GLG II) im Tessin trainiert.

10.03.2017 | Kommunikation HKA

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Die Offiziere beim Grenzwachtkorps unter einem konfiszierten Auto.

Die EU gibt es nicht mehr, in Adriatica – dem südlichen Nachbarland – sind Unruhen ausgebrochen, radikale Gruppierungen bedrohen die innere und äussere Sicherheit der Schweiz: Dies ist keine düstere Zukunftsvision, sondern das fiktive Szenario, auf dem die Übung des GLG II beruhte. In einem Ereignisfall wie dem beschriebenen würde die Schweizer Armee in erster Linie Grenzwachtkorps (GWK) und Polizei unterstützen. Um einen Überblick über die Situation vor Ort zu bekommen, wurden die 22 Generalstabsanwärter als erstes vom Kommandanten der Tessiner Kantonspolizei, Oberst Matteo Cocchi, orientiert. Danach ging es weiter nach Chiasso in die Einsatzzentrale des GWK, wo sie direkt vor Ort über dessen Aufgaben und Herausforderungen informiert wurden. Durch die Ausführungen der Grenzwächter bekamen die Offiziere eine Ahnung, wie sich eine Bedrohungslage anbahnen könnte. «2016 kamen knapp 40‘000 Asylsuchende nach Chiasso. In Spitzenzeiten waren es bis zu 400 pro Tag. Wir sind insgesamt 40 Mitarbeiter, von Juni bis September bekamen wir Unterstützung von 60 Kollegen aus der Deutschschweiz», schilderte einer der Grenzwachtoffiziere die Situation vor Ort. Die Schweiz sei allerdings für die meisten Asylsuchenden nur ein Durchreiseland. Die meisten wollten nach Nordeuropa, wo schon eine hohe Zahl ihrer Landsleute wohnten.

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Generalstabsanwärter vor der Einsatzzentrale des Grenzwachtkorps.

Vom Bahnhof Chiasso, in dem sich die Empfangsstelle für Asylsuchende befindet, ging es weiter zu einem Aussenstandort des GWK. Dort erfuhren die Offiziere, wie Spezialisten den Schmuggel von Zigaretten oder etwa Betäubungsmitteln bekämpfen, nicht zuletzt auch mit Hilfe von Spürhunden.

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Umwelt analysieren, Handlungsmöglichkeiten klären.

Mit all diesen Hintergrundinformationen und dem vorgegebenen Szenario im Kopf ging es danach für die Generalstabsanwärter ins Feld. Ziel war, die Umwelt zu analysieren sowie sich daraus ergebende Konsequenzen im Gelände festzulegen. An fünf verschiedenen Posten diskutierten und klärten die Offiziere ihre Handlungsmöglichkeiten: Wo genau befindet sich auf der gegenüberliegenden Hügelkette die Landesgrenze? Welche Mittel sollten eingesetzt werden? Welche Mittel haben die Gegner? Was ist dem Gelände und der Situation angepasst? Ist man zu Fuss schneller am Ziel als motorisiert?

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Der Kdt der Gst S, Br Daniel Lätsch.

Neben den Ausbildern war auch der Kommandant der Generalstabsschule (Gst S), Brigadier Daniel Lätsch, bei einzelnen Diskussionen vor Ort, gab Denkanstösse oder wies auf übergangene Probleme hin.

Nach dem Abendessen und einem Vortrag des Kommandanten der  Spezialkräfte (KSK) arbeiteten die Lehrgangsteilnehmer bis spät in die Nacht, auch der Folgetag war lang und intensiv. Für den zweiten Tag hatten sich die Übungsleiter eine Eskalation des Szenarios ausgedacht mit einem zusätzlichen Akteur, dem KSK. Das in der Südschweiz noch einmal vertiefte Wissen mussten die Generalstabsanwärter nach ihrer Rückkehr in die Gst S direkt umsetzen, die 36-stündige Schlussübung folgte nahtlos. Die gute Nachricht ist: Alle Offiziere haben bestanden und wurden am 24. Februar vom Chef der Armee, KKdt Philippe Rebord, in den Generalstab aufgenommen.


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