Zwei von sieben Sportsoldatinnen schafften den Sprung an die Fussball-WM
Seraina Friedli (FC Zürich) und Thaïs Hurni (Servette FC Chênois féminin) waren 2018 die ersten Fussballerinnen, die in die Spitzensport-RS einrückten. Während Friedli wie Sportsoldatin Nadine Riesen (FC Zürich) zum Schweizer Team an der Frauen-WM in Australien/Neuseeland gehört, absolviert Hurni, die an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM studiert hat, mit vier Kolleginnen gerade den Spitzensport-WK in Magglingen.
25.07.2023 | Kurt Henauer, Kommunikation Komp Zen Sport Armee

«Die Spitzensport-RS war für mich der einzige Weg, damit ich in der Schweiz Spitzenfussballerin werden konnte», blickt Thaïs Hurni (25) zurück. Die Freiburgerin, die bereits sechs Länderspiele im Frauen-Nationalteam bestritten hat, schaffte den Sprung an die WM nicht – zu viel stimmte in der vergangenen Saison nicht. Die frühere EHSM-Sportwissenschaftlerin und heutige Trainerin des St. Galler Frauen-Teams, Marisa Wunderlin, war die treibende Kraft hinter Hurni. «Marisa hat gesagt, wir sollen die RS machen.» Seit dem Winter 2018 haben nach Friedli und Hurni fünf weitere Frauen die Spitzensport-RS absolviert: Géraldine Ess (St. Gallen) und Elisa Zeller (FC Luzern) im Jahr 2020; Chantal Wieser (FC Luzern) und Nadine Riesen (FC Zürich) im Sommer 2021 und letzten Sommer Malaurie Granges (Young Boys Frauen). Alle spielen in der AXA Super League. «Seraina und ich haben mit Videos in den Klubs Werbung gemacht für die Spitzensport-RS», so Hurni, die es schade findet, dass in diesem Jahr keine Fussballerin in der RS ist. «Es gab keine Interessentin und im letzten Jahr waren die Kandidatinnen leistungsmässig zu wenig gut.» Sie und auch ihre Trainingskolleginnen in Magglingen finden es richtig, dass der Massstab hoch angesetzt wird, dass auf die Qualität geachtet wird.
Vom Frauen-Fussball kann man nicht leben
Sie haben die Spitzensport-RS absolviert, weil diese ihr die Möglichkeit gab, professionell zu trainieren, sagt die WM-Debütantin Nadine Riesen. «Vor allem in der Schweiz wird man im Frauenfussball nicht so unterstützt, dass man davon leben kann. Allerdings werden die Strukturen und die Bedingungen schon langsam besser», so die offensive Mittelfeldspielerin. «In Magglingen hatte ich auch Einblick in andere Sportarten und konnte davon profitieren, wie andere Athleten trainieren», nennt sie ein weiteres Plus. «Und jetzt kann ich dank den 100 Spitzensport-WK-Tagen optimal trainieren und mich weiterentwickeln.» Mit der WM-Teilnahme ging für die 23-Jährige ein Traum in Erfüllung: «Es ist für jede Fussballerin ein Riesentraum, das eigene Land zu vertreten. Es macht mich enorm stolz, das Schweizer Kreuz auf der Brust zu tragen. Eigentlich ist es für mich fast surreal, aber ich empfinde einfach Stolz und grosse Freude.»

Sie seien noch zu jung und zu wenig weit für das Nationalteam sagen Elisa Zeller, Géraldine Ess und Chantal Wyser, die an diesem regnerischen Sommermorgen im Kraftraum des Swiss Olympic House in Magglingen trainieren. Der frühere Nati-Konditrainer Oliver Riedwyl gibt ihnen Anweisungen, schaut, dass sie die Übungen korrekt ausführen. «Seit die Fussballerinnen das Gefäss Spitzensport-RS benutzen können, haben sie physisch Fortschritte gemacht», sagt Riedwyl, der mit den Frauen-Nati Konditrainern Michel Kohler und Melanie Pauli ständig im Austausch ist. «Wir geben gegenseitig Rückmeldungen, analysieren die Leistungen, um so auf dem richtigen Weg zu sein», so Riedwyl, der im letzten Sommer Malaurie Granges in der RS betreut hatte. Aktuell hat die 21-jährige YB-Stürmerin aus dem Wallis nach einem Kreuzband-Riss eine zweimonatige Reha-Phase hinter sich. «Da war der Magglinger Sportphysiotherapeut Jonas Spiess im Lead. Jetzt ist sie wieder so weit, dass wir sie dem Klub für das Training übergeben können», sagt Riedwyl zu dieser Athletin, die er in der RS geformt hat. «Sie hat einen Riesenfortschritt gemacht, ist gereift, und weiss jetzt klar, was sie will», zollt er Granges ein grosses Lob.
Sie fiebern mit
Die WK-Soldatinnen sind auch in Magglingen im WM-Fieber. «Wir sprechen nicht nur über das Schweizer Team, sondern über alle Spiele», sagt Géraldine Ess, die froh ist, dass sie im WK voll auf das Training setzen kann. Auch Elisa Zeller, die auf die kommende Saison von Yverdon nach Luzern gewechselt hat, schätzt die WK-Trainings. «In der Spitzensport-RS hatten wir immer noch andere Inputs, die uns auch etwas gebracht haben, aber jetzt können wir voll auf den Fussball setzen und uns auf die Saison vorbereiten.» Kontakt mit ihren zwei Kameradinnen an der WM haben sie auch. «Ja, ich bin mit Seraina im Austausch», sagt Hurni. Und auch Chantal Wyser ist mit ihrer RS-Kameradin Nadine Riesen in Kontakt: «Wir reden über alles im Leben, aber ich wünsche ihr für die Spiele vor allem viel Glück.»