Operative Schulung
Die Organisationseinheit «Operative Schulung» hat den Auftrag, die Stäbe auf Stufe Armee in Zusammenarbeit mit Partnern des Sicherheitsverbundes Schweiz (SVS) zu schulen. Im Zentrum steht die Vorbereitung auf Spannungs-, Krisen- und Konfliktlagen. Die Bewältigung dieses Auftrages liegt seit dem 1. Januar 2022 im Verantwortungsbereich des Stabschefs Operative Schulung (SCOS).

Die Rolle des Stabes Operative Schulung ist ebenso wichtig wie komplex. Im Fokus seines Handelns steht die Ausbildung des militärstrategischen Stabes des CdA (Chef der Armee) und des Kommandos Operationen. Diese beiden Akteure bewegen sich auf einer strategischen bzw. operativen Führungsstufe und stellen den Transfer von der Strategie zur Taktik sicher. Zudem gewinnt die Schulung der Zusammenarbeit mit Partnern wie zum Beispiel dem Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) an Bedeutung. Denn im Kontext von modernen und komplexen Krisen ist Koordination ein wichtiges Stichwort.
Aufgaben des Stabschefs Operative Schulung
Der Chef der Armee (CdA) hat dem SCOS ein Portfolio mit zehn Aufgaben übertragen. In zusammengefasster Form umfassen diese:
- die Ausbildungsführung der militärstrategischen und operativen Kommandostufe. Dabei orientiert er sich an der Schulungsagenda der Armee und kümmert sich zudem um die kollektive Ausbildung der Höheren Stabsoffiziere.
- die Konzeption und Skizzierung möglicher Bedrohungen und Gefahren
- die stufengerechte Überprüfung der operativen Planung sowie der Militärdoktrin
- die Unterstützung des CdA beim sicherheitspolitischen Dialog im Bereich der Streitkräfteentwicklung
- die Schnittstellenfunktion zu zivilen Partnern und Führungsorganisationen im Rahmen des Sicherheitsverbundes Schweiz (SVS)
Seine Aufgaben soll der SCOS als unabhängiger Denker wahrnehmen, der frei von Verwaltungszwängen seine kritische Aussensicht einbringt. Aus diesem Grund hat der SCOS einen direkten Zugang zum CdA und steht regelmässig mit ihm in Kontakt.

Die Funktion von mir und meinem Stab ist es, das Gesamtsystem Armee zu stärken und sicherzustellen, dass es seine verfassungsmässigen Aufträge erfüllen kann. Die unabhängige Denkarbeit, die wir hier betreiben, trägt dazu bei, dass die Armee auch in Zukunft ein zuverlässiges sicherheitspolitisches Instrument bleibt.
Divisionär Yvon Langel, Stabschef Operative Schulung
Zeitlose Fragen zur Sicherheitspolitik

Obwohl sich die Umstände in einer globalisierten und schnelllebigen Welt laufend verändern, kann man diesem konstanten Wandel mit zeitlosen Fragen begegnen. Divisionär Gustav Däniker, SCOS von 1980 bis 1988, hat in den 90er Jahren bereits fundamentale sicherheitspolitischen Fragen aufgeworfen:
Welche Schweiz?
- Mit welchen Sicherheitsinteressen?
- In welchem strategischen Umfeld?
- Gegen welche Risiken und Gefahren?
- Mit welcher Strategie, auf Grund welcher strategischer Optionen?
- Und mit welchem Instrumentarium gilt es, optimal zu schützen?
Diese Fragestellungen liefern bis heute wertvolle Orientierungspunkte bei der Entwicklung von militärstrategischen und operativen Handlungsfeldern.
Organisation
Gliederung der Operativen Schulung
Die Militärstrategische Schulung dient dazu, den Militärstrategischen Stab des CdA auf mögliche Armeeeinsätze vorzubereiten. Im Vordergrund steht das stufenübergreifende Zusammenwirken von Bundesbehörden (strategische Führungsstufe) mit der Armeeführung, respektive von Armeeführung mit dem Kommando Operationen (operative Führungsstufe). Zum Zweck der militärstrategischen Schulung werden Trainingssequenzen und Stabsübungen durchgeführt.
Die Operative Schulung beschäftigt sich mit der Schulung des Kommandos Operationen, das einen Einsatz der Armee operativ zu planen und zu führen hat. Übungen auf dieser Stufe dienen dazu, auf Stufe Armee erstellte Vorausplanungen periodisch zu prüfen und falls notwendig, doktrinale Erkenntnisse in Folgeübungen wieder zu thematisieren.
Im Vordergrund stehen einerseits das Zusammenspiel der militärstrategischen und operativen Stufe sowie das operationssphärenübergreifende Zusammenwirken sämtlicher militärischen Kräfte mit zivilen Stellen.
Der Bereich Grundlagen erarbeitet einerseits moderne, plausible und kohärente Übungsszenarien für die Schulung der militärstrategischen und operativen Kommandostufe. Diese Szenarien haben mitnichten nur militärische Bedrohungen zum Inhalt. Vielmehr geht es in heutigen Szenarien um die Darstellung von multidimensionalen Herausforderungen, Risiken und Gefahren und die Interdependenz derer Wirkungen auf die Schweiz. Komplementär dazu leistet der Bereich Grundlagen Beiträge zur Konzipierung und Skizzierung möglicher künftiger Herausforderungen. Der Bereich nimmt überdies das interne Wissensmanagement wahr.
Der SCOS plant und führt die kollektive HSO-Ausbildung nach Vorgabe folgender Ziele:
- Alle HSO sind regelmässig über Aktuelles und über die Schwergewichte des CdA informiert, der Austausch erfolgt direkt mit dem CdA;
- Die HSO können in Erarbeitung und Umsetzung von Vision und Strategie der Schweizer Armee / Gruppe Verteidigung 2030 eine aktive Rolle übernehmen;
- Die Ausbildungsbedürfnisse der HSO inklusive Direktunterstellte in deren Verantwortungsbereichen werden erfüllt;
- Die Ausbildung auf strategischer, militärstrategischer und operativer Ebene wird sichergestellt.
Der Projektleiter HSO-Ausbildung organisiert im Auftrag des CdA
- operative Seminare, HSO-Seminare, HSO-Tagungen, HSO-Workshops;
- strategische und operative HSO-Ausbildungssequenzen im In- und Ausland.
Im Rahmen dieser Gefässe und Anlässe werden aktuelle Fragestellungen aus Sicherheitspolitik, Armeeentwicklung und Armeeeinsätzen vertieft. Um die HSO im operativen Denken vertieft zu schulen, werden eigens dazu konzipierte operative Entschlussfassungsübungen durchgeführt.
Operatives Denken
Begriff der Operation
Operationen sind Aktionen oder Kampfhandlungen von Streitkräften. Für das Begriffsverständnis sind folgende Grundsätze wesentlich:
- Operationen konkretisieren übergeordnete militärstrategische Optionen in Form militärischer Aktionen,
- sie sind auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet,
- laufen nach einer einheitlichen Absicht ab und
- koordinieren im Verlaufe der Aktion die zur Zielerreichung erforderlichen Wirkungen zeitlich in allen Operationssphären.
Ziel des operativen Vorgehens ist es, auf der Grundlage einer möglichst umfassenden und zeitnahen Informationslage
- ein günstiges zahlenmässiges Kräfteverhältnis für die gewählte Gefechtsform zu erreichen,
- notwendige Qualitätsunterschiede der eingesetzten Kräfte sicher zu stellen und
- vorteilhafte Verhältnisse bezüglich Zeit, Raum und Umwelt zu schaffen.
Damit werden die Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Streitkräften auf der taktischen Ebene, das heisst im direkten Aufeinandertreffen feindlicher Streitkräfte und Verbände, geschaffen.
Jedoch: Heutzutage werden Konflikte nicht mehr ausschliesslich am Boden, in der Luft, im Weltall und im maritimen Raum ausgetragen. Im zunehmenden Masse wichtig geworden sind die Operationssphären Cyberraum und elektromagnetischer Raum (CER) und der Informationsraum. In diesen Räumen wirkt ein Gegner offen oder verdeckt, lange bevor er Aktionen in der Luft und am Boden durchführt – wenn er dieses Risiko überhaupt noch eingehen muss.
Zivile Partner
Komplexität verlangt Koordination
Moderne Krisen sind komplex und verlangen eine koordinierte Zusammenarbeit aller sicherheitspolitischen Akteure. Wachsende Bedeutung erhält deshalb die Schulung der Zusammenarbeit mit zivilen Partnern im Rahmen des Sicherheitsverbundes Schweiz (SVS) sowie die grenzüberschreitende Kooperation. Die Operative Schulung arbeitet folglich mit einer Vielzahl von zivilen Partnern und Akteuren in- und ausserhalb der Bundesverwaltung zusammen.
Die Berufskomponente der Operativen Schulung wird dabei von einem gut dotierten Milizstab unterstützt, deren Milizangehörige im Rahmen von Stabskursen ihr breites ziviles Wissen und ihre Fachexpertise einbringen und die Projekte substantiell mitgestalten.