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Abschluss der WEA: Die Wiedereinführung der Mobilmachung hat den Corona-Test bestanden

Das Projekt «Weiterentwicklung der Armee», kurz WEA, wurde am 31. Dezember 2022 abgeschlossen. Der Bundesrat hat den Schlussbericht am 2. Juni 2023 verabschiedet. In einer Artikelreihe gehen wir auf die vier Kernpunkte der WEA und auf die in diesen Bereichen erreichten Ergebnisse ein. Thema dieses ersten Artikels ist die höhere Bereitschaft.

05.06.2023 | Kommunikation Verteidigung, Anthony Favre

©VBS/DDPS, Linus Spitz

Eine höhere Bereitschaft war einer der vier Kernpunkte des Projekts «Weiterentwicklung der Armee» (WEA) – neben einer effektiveren Kaderausbildung, der vollständigen Ausrüstung und der regionalen Verankerung. Das Ziel der höheren Bereitschaft ist, der Armee zu ermöglichen, auch bei einem unerwarteten Ereignis wie einer Naturkatastrophe schnell Truppen einzuberufen, auszurüsten und einzusetzen.

Einführung eines abgestuften Bereitschaftssystems

Die Mobilmachung wurde in Form eines Systems der abgestuften Bereitschaft wiedereingeführt. Das bedeutet, dass unterschiedliche Einsatzelemente gestaffelt mobilisiert werden können (siehe Grafik). In einer ersten Phase mobilisiert die Armee die sogenannten «Mittel der ersten Stunde». Danach folgen die Milizformationen mit hoher Bereitschaft (MmhB). Die Armeeangehörigen dieser Formationen können über eAlarm einberufen werden und müssen dann innerhalb von 24 bis 96 Stunden den Dienst antreten. Weitere rund 35 000 Armeeangehörige können schliesslich innerhalb von zehn Tagen mit einem Marschbefehl aufgeboten werden.

Von den ersten überzeugenden Tests…

Seit Beginn der Umsetzung der WEA wurde die Mobilmachung geübt, zunächst mit den MmhB. Es fanden regelmässige Ausbildungs- und Testalarme statt, mit denen die Erreichbarkeit und das Verhalten der Armeeangehörigen überprüft wurden. Diese ersten Tests verliefen erfolgreich. Es war geplant, die Mobilmachungsübungen ab 2020 mit anderen Formationen fortzusetzen. Doch die Corona-Pandemie änderte die Sachlage.

…bis zur Feuertaufe

Am 16. März 2020 entschied der Bundesrat angesichts des Ausbruchs der Corona-Pandemie, bis zu 8000 Armeeangehörige zur Unterstützung des Gesundheitswesens aufzubieten. Nach den Mitteln der ersten Stunde wurden MmhB einberufen, wie beispielsweise die Sanitätskompanien und die Spitalbataillone. Die Mobilmachungsprozesse wurden also bereits in der Einführungsphase auf die Probe gestellt. Die Armeeangehörigen wurden wie vorgesehen über eAlarm aufgeboten. Ein Test unter realen Bedingungen, der von Erfolg gekrönt war. Über 80 % der einberufenen Armeeangehörigen erschienen pünktlich am angegebenen Ort. Nach einer dreitägigen Schulung als Vorbereitung auf ihren Einsatz waren mehrere Tausend Armeeangehörige bereit für die Unterstützung des zivilen Gesundheitswesens. Zu weiteren Einsätzen kam es im November 2020 und im Dezember 2021.

Bestimmte Einzelheiten können noch verbessert werden. Doch die ersten Tests und die Feuerprobe während der Corona-Pandemie haben klar gezeigt: Das im Rahmen der WEA eingeführte System der abgestuften Bereitschaft funktioniert.

Drei Fragen

Drei Fragen an Oberstleutnant i Gst Raoul Barca. Er war von 2018 bis 2022 Kommandant des Spitalbataillons 2. Dieses Bataillon, das im Rahmen der WEA zu einer MmhB geworden war, wurde zwischen 2020 und 2022 dreimal zu subsidiären Einsätzen zur Unterstützung des zivilen Gesundheitswesens einberufen.

Oberstleutnant i Gst Raoul Barca, wie haben Sie erfahren, dass Ihr Bataillon im März 2020 einberufen wird, und was haben Sie dabei empfunden?

Bereits im Laufe des Februars 2020 wurde der Trainingskurs der Logistikbrigade 1 zur Planung eines möglichen Einsatzes genutzt. Daher waren mein Stab und meine Einheitskommandanten darüber informiert, dass es bei einer Verschlechterung der Lage zu einer Mobilmachung kommen könnte. Im März erhielten wir dann das SMS und der Einsatz wurde Realität. Wir mussten auf Fragen der eingeteilten Armeeangehörigen antworten, die Mobilmachung in Zusammenarbeit mit der Territorialdivision 1 und der Logistikbrigade 1 organisieren und dann die Einsatzschulungen und den Einsatz der Truppen in der Westschweiz und im Kanton Bern vorbereiten. Der Bevölkerung in dieser Krisensituation zu Hilfe kommen zu können, erfüllte mich mit Stolz.

Wie verlief die erste Mobilmachung?

Die erste Phase verläuft nicht immer wie in einem Wiederholungskurs, in dem die Kader Zeit zur Vorbereitung haben. Alles geschieht sehr schnell und es fehlen bestimmte Informationen. Jede und jeder muss daher Verantwortung übernehmen. Zielorientiert zu führen und der Arbeit Sinn zu verleihen sind die Schlüssel zum Erfolg. Gesamthaft verlief die Mobilmachung gut. Das Material und die Fahrzeuge standen auf dem Mobilmachungsplatz bereit. Die mir unterstellten Armeeangehörigen traten ihren Dienst an und erledigten ihre Aufgaben bestmöglich.

Wie oft hatten Sie die Mobilmachung vorher geübt?

Das Spitalbataillon 2 ist seit der Umsetzung der WEA ein MmhB. Der Mobilmachungsprozess wurde in jedem Wiederholungskurs geübt, also insgesamt zwei Mal.


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