MitteilungVeröffentlicht am 14. Mai 2024

Lehren zum Thema Leadership aus den Tiefen des Meeres

Der ehemalige amerikanische U-Boot-Kommandant und Bestsellerautor L. David Marquet sprach am 26. April 2024 in Bern und hinterliess mit seiner inspirierenden und innovativen Vision von Leadership beim Publikum einen bleibenden Eindruck. Lesen Sie die Kernaussagen seiner Keynote im vorliegenden Artikel nach und erfahren Sie mehr im Interview.

Die Veranstaltung bot den Führungskräften der Schweizer Armee die Gelegenheit, die innovativen Ansichten von L. David Marquet kennenzulernen. — © VBS/DDPS, Kommunikation Verteidigung

L. David Marquet, ehemaliger Offizier der US-Marine, diente als Kommandant auf mehreren amerikanischen U-Booten. Unter anderem kommandierte er zwei Jahre lang das Atom-U-Boot USS Santa Fe. Unter seinem Kommando schnitt die USS Santa Fe in ihrer Klasse immer wieder am besten ab und war als eines der leistungsfähigsten U-Boote der amerikanischen U-Boot-Flotte bekannt. Als Angehöriger der US-Marine trat L. David Marquet vor 15 Jahren in den Ruhestand. Inzwischen gibt er als renommierter Referent seine Ansichten über Leadership und Teamführung an Unternehmen weltweit weiter.

Leadership neu gedacht: Die bewährten Prinzipien eines Vorbilds der Marineführung

L. David Marquet stützt sich auf seine eigenen Erfahrungen als U-Boot-Kommandant, um seine Prinzipien zu veranschaulichen und zu zeigen, wie diese in jeder beliebigen Situation angewendet werden können. Er hat sich seinerzeit für einen radikal anderen Führungsansatz entschieden: weg von der traditionellen Top-down-Kommandostruktur, hin zu einem alternativen Ansatz, den er als «Intent-Based Leadership» bezeichnet. Bei diesem Ansatz geht es darum, der Besatzung klare Absichten zu kommunizieren und ihr das nötige Vertrauen zu schenken, damit diese die Absichten ohne Mikromanagement umsetzt. Konkret fördert L. David Marquet eine offene Kommunikation sowie eine Lernkultur und zieht die Besatzung für deren Handlungen zur Verantwortung.

In seiner Keynote ging L. David Marquet auch auf den wesentlichen Zusammenhang zwischen Sprache und Leadership ein und zeigte auf, wie die von uns gewählten Worte tiefgreifende Auswirkungen auf die Motivation, das Engagement und die Leistung von Teams haben können. Er stellte konkrete Tools vor, mit deren Hilfe man schädliche Kommunikationsmuster erkennt und beseitigt und sich so ausdrückt, dass andere inspiriert, befähigt und gestärkt werden. Ein Beispiel: Durch Anwendung der einfachen Regel, die Pluralform «ihr» durch das inklusivere «wir» zu ersetzen, konnte L. David Marquet seinerzeit feststellen, dass sich innerhalb der Besatzung die Denkweise veränderte – was eine erhebliche Stärkung des Mannschaftsgeists ermöglichte.

Ein unumgänglicher Anlass für die Führungskräfte der Schweizer Armee

Die Veranstaltung im Zentrum Paul Klee bot den Führungskräften der Schweizer Armee die Gelegenheit, die innovativen Ansichten von L. David Marquet kennenzulernen und gleichzeitig ihre eigenen Führungsansätze zu hinterfragen. Für die Schweizer Armee ist die Kernaussage des Buches «Reiss das Ruder rum!», die darin besteht, die Eigenverantwortung zu fördern und ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, besonders interessant: Denn die Armee will eine neue Generation von Leadern und Leaderinnen ausbilden, die in einem komplexen und sich ständig verändernden Umfeld schnelle und wirksame Entscheidungen treffen können.

• Welches sind die wichtigsten Eigenschaften einer erfolgreichen Führungskraft?

  Die wichtigste Eigenschaft ist, das Gleichgewicht zu halten. Es geht darum, kurzfristigen Erfolg und langfristige Weiterentwicklung im Gleichgewicht zu halten. Kontrolle und Loslassen sowie Mitgefühl und Mut auszubalancieren.

• Welche Ratschläge geben Sie jungen Leadern und Leaderinnen, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

  Fordern Sie Feedback ein. Fragen Sie in Ihrem Team, bei Ihren Peers und Ihren Vorgesetzten nach Möglichkeit immer gezielt nach, wie Sie sich verbessern können. Schärfen Sie Ihre Fähigkeit, Fragen zu stellen, die letztlich in hilfreichem Feedback resultieren. Mit Fragen im Stil von «Wie habe ich ... gemeistert?» erhalten Sie in der Regel nichts zurück, was Sie in die Praxis umsetzen könnten.

• Wie können Leader und Leaderinnen ein Umfeld schaffen, in dem jede und jeder gerne die Initiative ergreift und die eigenen Gedanken äussert?

  Sie sollen aufhören, den Menschen zu sagen, was sie zu tun haben.

• Welches sind die wichtigsten Lehren, die Sie aus Ihrer Erfahrung als U-Boot-Kommandant gezogen haben und die sich auf Leadership in der Armee (genauer gesagt in der Schweizer Armee) anwenden lassen?

  Mit der sogenannten Sprache der ABSICHT wird es mit der Zeit auch möglich, die Entscheidungsmacht auf mehrere Personen zu verteilen.

• Lassen sich Ihre Ansichten der Intent-Based Leadership (absichtsbasierte Führung) Ihrer Meinung nach auch auf die Schweizer Armee anwenden?

  Ja, dies dürfte durchaus machbar sein. Die Schweiz pflegte aufgrund ihres bergigen Charakters schon immer eine Kultur der Unabhängigkeit und Autonomie, die mit gerade genug zentralisierter und koordinierter Kontrolle ausbalanciert ist.

• Für die absichtsbasierte Führung ist Vertrauen unerlässlich. Wie können militärische Führungskräfte in ihren Teams ein Klima des gegenseitigen Vertrauens schaffen, insbesondere in schwierigen Situationen?

  Seien Sie vertrauenswürdig. Sprechen Sie Ihre Zweifel und Ängste aus und legen Sie Ihre Denkweise offen. Seien Sie stets ehrlich zu den Menschen. Wenn Sie jemand nach Ihrer persönlichen Meinung fragt, sagen Sie nicht «Es war grossartig», wenn es nicht so war.

  Der Schlüssel liegt vielmehr hierin: Vertrauen = Vertrauen. «Vertrauen» bedeutet nicht «Vertrauen + Kompetenz». Denn wenn Sie jemanden fragen, wie [MNGV1] sicher er oder sie ist, das Richtige zu tun, gefährdet diese Frage das Vertrauen, was wiederum eine emotionale Reaktion auslöst. Wird Kompetenz von Vertrauen getrennt, können wir über die Handlung diskutieren und gleichzeitig der Meinung sein, dass das Gegenüber im Begriff ist, die richtige Entscheidung zu treffen.

  [MNGV1]Remarque : A cet endroit, nous nous sommes permises de nous baser sur le texte anglais (how sure they are).

• Die Entwicklung von Führungsqualitäten hat für die Schweizer Armee Priorität. Wie können militärische Führungskräfte die Entwicklung von Führungsqualitäten auf allen Ebenen der Organisation fördern?

  Sie sollen als Torhüter, Torhüterin agieren. Das bedeutet, dass in einem bestimmten Fall der Leader, die Leaderin die Antwort kennen muss, aber davon absieht, diese dem Team mitzuteilen. Er oder sie hütet für das Team das Tor und bietet dem Team gleichzeitig möglichst viele Gelegenheiten, den Ball zu spielen. Erst wenn der Ball alle Verteidiger passiert hat, tritt der Leader, die Leaderin in Aktion.

In seiner Keynote ging L. David Marquet auch auf den wesentlichen Zusammenhang zwischen Sprache und Leadership ein und zeigte auf, wie die von uns gewählten Worte tiefgreifende Auswirkungen auf die Motivation, das Engagement und die Leistung von Teams haben können. — © VBS/DDPS, Kommunikation Verteidigung

L'échelle du leadership est un modèle de développement du leadership créé par L. David Marquet. — © VBS/DDPS, Kommunikation Verteidigung

Die «Ladder of Leadership» ist ein Modell zur Entwicklung von Führungskräften, das von L. David Marquet entwickelt wurde. — © VBS/DDPS, Kommunikation Verteidigung

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Über den Referenten/Autor: https://davidmarquet.com

Inspirierende Lektüre zum Thema Leadership nach L. David Marquet: «Reiss das Ruder rum! Eine wahre Geschichte über Führung und darüber, wie Mitarbeiter zu Mitgestaltern werden» und «Leadership is Language: The Hidden Power of What You Say and What You Don’t»

• https://intentbasedleadership.com/