Fachkompetenz und Flexibilität: Das Medic-Team der SWISSCOY
Ob Blasen an den Füssen, grippale Infekte oder Verdauungsprobleme: Das Medical-Team des SWISSCOY-Kontingents 52 sorgt im Kosovo für die medizinische Versorgung der Truppe. Ausgebildet wurden die Medics aber auch dafür, in Notfällen und unter schwierigen Bedingungen zu helfen. Im Einsatz beweisen sie nicht nur ihre fachspezifischen Kompetenzen, sondern auch Führungsstärke und Flexibilität. Dabei hilft ihnen auch die intensive Ausbildung während der Einsatzvorbereitung.

Text: Fachof Romina Kratter, Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 52
Bilder: Wm Katrin Locher, Stv Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 52
Die Blasen an den Füssen kommen zum Beispiel von schlechtsitzenden Schuhen oder langen Märschen. Der Schnupfen wird von grippalen Infekten, den ungewohnten Luftverhältnissen oder Pollen verursacht. Die Verdauungsprobleme erklären sich von selbst. Doch neben diesen verhältnismässig pflegeleichten Problemen im Einsatzalltag, die wohl jedem Truppenarzt bekannt sind, muss sich das Medical-Team auch jederzeit auf Notfälle gefasst machen. Bei schwerwiegenden Ereignissen können die Medics der SWISSCOY auf Anfrage der KFOR im Rahmen der Erstversorgung eingesetzt werden, wie es beispielsweise im Mai 2023 der Fall war.
Einsatzbereitschaft durch stetige Ausbildung
Um sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten, absolvieren die Medics während der EBA die beiden Trainings «Tactical Combat Casualty Care» (TCCC) und «Pre Hospital Trauma Life Support Training» (PHTLS). Dabei lernen und trainieren sie Leben unter bestimmten Umständen zu retten: Zeitdruck, extreme Bedingungen und mit begrenztem Material. In diesen international anerkannten Trainings werden die Medics gemeinsam mit dem Chief Medical Officer (CMO) auf unterschiedliche Notfallszenarien vorbereitet. Dazu gehört das Stoppen von schweren Blutungen, das Freihalten von Atemwegen und das Stabilisieren der Patientinnen und Patienten für den sicheren Transport in weiterführende medizinische Einrichtungen.
Auch während des Einsatzes trainieren die Medics als Team in standortübergreifenden Übungen. Zum Aufgabengebiet der Chief Nurse gehört es auch, das Sanitätstraining mit dem gesamten Kontingent im Einsatz regelmässig zu wiederholen. Denn während die meisten Kontingentsangehörigen im Rahmen der EBA das TCCC-Training auf Stufe 1 absolvierten, verfügen die Medics über ein TCCC-Zertifikat auf Stufe 3. Durch die regelmässigen Trainings stellt das Medic-Team die Einsatzbereitschaft für ihren Bereich für das gesamte Kontingent sicher.
Chancen für persönliche und fachliche Entwicklung
Die Angehörigen der SWISSCOY können sich im Medical Team getrost in sicheren Händen wissen. Zusammen bringt das einen breiten Erfahrungsschatz und vielfältige Kompetenzen mit. Die Chief Nurse des SWISSCOY Kontingents 52 Fw Schär ist im Zivilen Dipl. Expertin Notfallpflege NDS HF und arbeitete bis vor dem Einsatz in einem Akutspital im Kanton Luzern. Sie hat bereits einen Friedensförderungseinsatz zugunsten der EUFOR in Bosnien und Herzegowina im Jahr 2020 geleistet.
Ein Einsatz im Medic-Team ist mit fast jeder medizinischen Grundausbildung möglich. Im SWISSCOY-Kontingent 52 sind im Medic Team zwei Dipl. Pflegefachpersonen (Chief Nurse & Nurse), eine medizinische Praxisassistentin (Stv. Chief Nurse), eine Fachfrau Gesundheit (Nurse) und eine tiermedizinische Praxisassistentin – sie allerdings mit den Voraussetzungen zur Fahrerin (Sanitätsfahrerin) – im Einsatz.
Die Kontingentsangehörigen sind bei den Medics in guten Händen. Doch auch für die Nurses birgt der Einsatz viele Möglichkeiten für die persönliche und die professionelle Weiterentwicklung. Im Einsatz profitiert Fw Schär vor allem von der Führungserfahrung, die sie als Vorgesetzte eines aus acht Personen bestehenden internationalen Teams sammeln kann.
Ich kann Führungserfahrung sammeln und gewinne eine andere Perspektive auf die medizinische Versorgung in unterschiedlichen Ländern und Arbeitsumfeldern. Hier stehen einem nicht dieselben Mittel zur Verfügung, wie in einem Schweizer Akutspital. Wir müssen andere Strategien entwickeln, um mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die Patienten angemessen und in nützlicher Frist zu behandeln. Dadurch werde ich flexibler, weil ich sehe, dass es funktioniert.
Um bei mit der SWISSCOY einen Einsatz als Nurse machen zu können, ist keine spezifische Erfahrung in der Akutmedizin nötig. Wm Bosnic ist Dipl. Pflegefachmann HF und Berufsbildner. Im Rahmen seiner zivilen Ausbildung hatte er ein Praktikum in einem Akutspital gemacht, bis vor dem Einsatz arbeitete er jedoch seit rund acht Jahre in einem Alters- und Pflegeheim in der Region Luzern. Das Arbeitsumfeld im Einsatzraum unterscheidet sich für ihn deutlich von seinem zivilen Arbeitsalltag. Während in der Altenpflege der Fokus auf der individuellen und längerfristigen Pflege von Betagten liegt, kann er hier das Arbeitsumfeld der akuten medizinischen Betreuung sechs Monate lang erleben.
Durch die direkte Zusammenarbeit mit der Chief Nurse und dem Arzt kann ich mein Fachwissen erweitern und vertiefen. Mein Langzeitziel ist es, einmal Dozent an der höheren Fachschule für Pflegeberufe zu sein. Die einsatzbezogene Ausbildung (EBA) und die verschiedenen Erfahrungen, die ich während des Einsatzes als Nurse in einer multinationalen Mission sammeln kann, helfen mir bei der Erreichung dieses Ziels.


