Ein Jahr Kommando Cyber: Meilensteine und Fortschritte
Ein Jahr voller Fortschritt und Innovation: Seit seiner Gründung Anfang 2024 hat das Kommando Cyber gezeigt, welche Leistungen es im Bereich IKT und im Cyber und elektromagnetischen Raum erbringt – mit Einsätzen, der Teilnahme an internationalen Übungen und mit dem Fokus auf Digitalisierung und Innovation.

Text: Kommunikation Verteidigung, Lorena Castelberg
Am 1. Januar 2024 hat die Schweizer Armee mit der Gründung des Kommando Cyber einen wichtigen Schritt gemacht, um ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Ende letzten Jahres konnte das Organisationsprojekt erfolgreich abgeschlossen werden. Dadurch ergibt sich ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und auf die ersten Erfolge zurückzublicken.
Einsätze und internationale Zusammenarbeit
Bereits in den ersten Monaten war das Kommando Cyber bei bedeutenden Einsätzen aktiv und konnte seine Beiträge von Beginn an leisten. Der erste Einsatz im 2024 fand bereits im Januar statt, der Konferenzschutz während des World Economic Forum (ALPA ECO 24). Der Zweite folgte im Juni während der hochrangigen Konferenz zum Frieden in der Ukraine (ASTREA). Diese Einsätze demonstrierten früh die operative Einsatzbereitschaft und den Wert des neuen Kommandos.
Die Teilnahme des Kommando Cyber an internationalen Übungen wie Locked Shields, Cyber Coalition, CWIX und Common Roof zeigte, wie wichtig der Austausch mit internationalen Partnern ist. Das Kommando profitierte vom Know-how anderer und konnte gleichzeitig die eigenen Fähigkeiten und Fortschritte unter Beweis stellen. Diese Zusammenarbeit erweist sich als zentral für die Weiterentwicklung eigener Fähigkeiten und der Fähigkeit, interoperabel mit Partnern zusammenzuarbeiten.
Talentgewinnung im hart umkämpften Markt
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Kommando Cyber war die Gewinnung neuer Talente. Entgegen diverser kritischer Stimmen von aussen gelang es dem Kommando Cyber in kurzer Zeit, viele qualifizierte Spezialistinnen und Spezialisten zu rekrutieren – eine wesentliche Grundlage für den Fähigkeitsaufbau im Cyber und elektromagnetischen Raum und die Weiterentwicklung. Besonders bemerkenswert ist dieser Erfolg angesichts des Fachkräftemangels, welcher insbesondere in der IT und im Cyber-Bereich sehr ausgeprägt ist. Dank diverser Massnahmen ist es dem Kommando Cyber zudem gelungen, seine Attraktivität als Arbeitgeber nachhaltig zu steigern, was in der Talentgewinnung entscheidend sein kann.
Die Basis zur digitalen Transformation
Im Bereich der Digitalisierung wurden wichtige Fortschritte erzielt. Der Aufbau der Neuen Digitalisierungsplattform (NDP) ist die zentrale Voraussetzung für das Gelingen der digitalen Transformation der Schweizer Armee. Im 2024 konnten unter anderem drei Releases des Werks IKT-Architektur für den Rechenzentrums-Verbund (Projekt RZ IKT A&I) erfolgreich abgeschlossen werden. Die IKT-Architektur legt den Grundstein für eine Zusammenführung der heutigen dezentralen Rechenzentrums-Infrastrukturen. Dies erlaubt in Zukunft einen effizienten Betrieb und wird die komplette Funktionalität der IKT über alle Lagen gewährleisten. Initial produktiv geht die NDP per 01.07.2026. Ab diesem Zeitpunkt können Bezüger erste Leistungen ab der NDP beziehen.
Um die künftigen Anwenderinnen und Anwender der Services und Leistungen des Kommando Cyber aktiv in die Entwicklungen und Fortschritte einbinden zu können, fand im Herbst 2024 die zweite Ausgabe des Demonstrators der «Operationellen Fähigkeit Digitalisierung» statt. Gemeinsam mit dem Kommando Operationen zeigte das Kommando Cyber in einem Demonstrator den Mehrwert, welcher die Kernanwendung SitaWare und die Neue Digitalisierungsplattform (NDP) für die Schweizer Armee bringen werden. Dieses Vorgehen trägt dazu bei, Vertrauen beim Anwender zu schaffen und Fortschritte greifbar zu machen.
Innovation in Projekten und in der täglichen Arbeit
Neben Innovationsprojekten wie der Nutzung von Smartphones als Sensoren bewies das Kommando Cyber auch bei bestehenden Systemen seine Innovationskraft. Beim Innovationsvorhaben «Smartphone als Sensoren» geht es darum, dass Angehörige mit ihren Smartphones als Sensoren das militärische Lagebild ergänzen können. Beim Innovieren von neuen Services geht es insbesondere darum, von der initialen Idee hin zu einer Service-Lösung zu gelangen, welche ab der NDP vom Anwender bezogen werden kann.
Gleich wichtig wie Innovationsprojekte sind Innovationen in der täglichen Arbeit. Verbesserungen am laufenden Betrieb und bestehenden Systemen sind entscheidend, um die Leistungsfähigkeit der gesamten Infrastruktur kontinuierlich zu optimieren. So ist es beispielsweise der Abteilung Einsatzkritische Infrastrukturen und Luftwaffensysteme (EIL) gelungen, den Transport von IT-Equipment effizienter und schneller zu gestalten. Bislang musste neue Hardware «ab Band» aus Kartons und Polystyrol ausgepackt, verkabelt und in Betrieb genommen werden, um es dann wieder auseinanderzunehmen, erneut einzupacken und an den richtigen Ort zu transportieren. Mit der Beschaffung von Flight-Cases, welche mit kompakten IT-Racks ausgestattet sind, kann dieser Prozess um ein Vielfaches effizienter und schneller durchlaufen werden. Die Flight Cases ermöglichen eine hohe Flexibilität beim Einsatz an unterschiedlichen Standorten. Dank der robusten Bauweise, dem stossdämpfenden Innenleben und den praktischen Mobilitätsfeatures sind unsere IT-Geräte jederzeit optimal geschützt.
Rund um das Thema Flugsicherheit hat die Abteilung EIL ein webbasiertes Training aufgebaut. Damit können neu alle Techniker sowie weitere Interessierte ein online-Training zu Themen wie «Bewegen auf dem Flugplatz», «Ausbildungskonzept Kdo Cy», «Arbeiten am Flugsicherheitssystem», «Regulatorien und Grundlagen», «Beteiligte Organisationen der militärischen Flugsicherheit» oder «Risikomanagement und Fehlerkultur» absolvieren. Neuen Mitarbeitenden dient dieses Training als Hilfsmittel der Einführung, für bestehende Mitarbeitende ist es ein wichtiges Tool, um die Sensibilisierung auf diesem Gebiet hochzuhalten. Das webbasierte Training bringt den grossen Vorteil, die Inhalte zeit- und ortsunabhängig, in allen Landessprachen und standardisiert zu vermitteln.
Fortschritte in Projekten
Im 2024 wurden bedeutende Fortschritte im Projektgeschäft erzielt. So konnte mit der Erschliessung der ersten Kantonsstandorte für das Sichere Datenverbundnetz Plus (SDVN+) ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Kommunikationssicherheit realisiert werden.
Auch die Experimentalplattform RNO für RLE@NDP wurde erfolgreich hochgefahren, sodass Umsysteme bereits getestet und abgenommen, Erfahrungen gesammelt und Betriebsprozesse eingespielt werden können. Bei der Experimentalplattform RNO geht es insbesondere darum, die Risiken bei der Einführung von RLE zu mittigeren, da es sich beim neuen Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystem (LEIS) um ein sehr umfangreiches und komplexes System handelt. Ohne die Experimentalplattform würde das neue Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystem (LEIS) in einer «alles-auf-einmal-Strategie» eingeführt werden.
2024 war erst der Anfang
Neben der Vielzahl an Projekten, Einsätzen, Übungen, Innovationen und vielem mehr gelang es dem Kommando Cyber, den laufenden Betrieb permanent sicherzustellen – eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg des Gesamtsystems.
Ein Jahr nach der Schaffung des Kommando Cyber zeigt die Organisation, welch enormes Potenzial in dem grossartigen Team steckt. Damit das Kommando Cyber seine Ziele auf längere Sicht erreichen kann, müssen die Fähigkeiten in den nächsten Jahren schrittweise entlang der Gesamtkonzeption Cyber entwickelt werden. Zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit werden mit der Miliz zukünftige Einsatzverfahren ausgearbeitet, getestet und agil weiterentwickelt. Dabei steht der Fokus auf den Strukturen 2026 und deren möglichen Anpassungen im 2029.
Mit einem klaren Fokus auf Verteidigung, mit der konsequenten Einbindung der Anwender und mit einer starken Orientierung auf Mehrwert gelingt es dem Kommando Cyber, auch in Zukunft eine Schlüsselrolle für die Sicherheit der Schweiz zu spielen.




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