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Als Kommunikationsspezialist in Ghana

Die Schweizer Armee unterstützt mit der militärischen Friedensförderung auf dem afrikanischen Kontinent zwei internationale Ausbildungszentren. Eines davon ist das Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre (KAIPTC) in Accra, Ghana. Dieses ist der Arbeitsort von Major Flavian Marek. Welche Aufgaben er dort als Kommunikationsspezialist hat erklärt er im Interview.

08.03.2021 | Kommunikation SWISSINT, Daniel Seckler

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Major Flavian Marek, Kommunikationsspezialist im Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre (KAIPTC) in Accra, Ghana

Herr Major, Sie leisten zurzeit einen friedensfördernden Auslandseinsatz am KAIPTC in Ghana als Digital Communications und Website Management Officer. Welche Aufgaben beinhaltet Ihre Funktion?

Meine Aufgaben am KAIPTC sind sehr vielfältig. Zu meinen Hauptbeschäftigungen zählen unter anderem das Verwalten der vom Ausbildungszentrum genutzten Social-Media-Plattformen, wie beispielsweise Twitter, Facebook oder Instagram. Für diese erarbeite ich die Redaktionsplanung, erstelle die Beiträge und beantworte Kommentare, Anfragen oder Nachrichten. Ebenfalls betreue ich die Webseite des KAIPTC und halte diese aktuell oder erstelle eigene Berichte über die Arbeit des Zentrums. Sämtliche unserer Publikationen erfolgen immer in den Sprachen Französisch und Englisch.


Wie sieht ein typischer Alltag von Ihnen aus?

Auch wenn ich mehrheitlich im Büro bin und beispielsweise meine E-Mails durchgehe, die Aktivitäten in den Social Media prüfe und analysiere sowie mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen über Aufträge informiere und mit ihnen abspreche oder eigene Berichte schreibe und diese publiziere, sind meine Arbeitstage selten gleich. Programme ändern sich täglich. Es gibt unerwartete und spontane Besuche von hochrangigen politischen Vertretern oder hohen Militärs, die ich in meinen Beiträgen abdecke oder öfters auch technische Probleme, die zur Folge haben, dass Pläne verschoben oder geändert werden müssen.

 

Wie wurden Sie für Ihren Einsatz ausgebildet? Nehmen Sie Erfahrungen aus früheren Einsätzen mit?

Im Rahmen der Ausbildung und der Einsatzvorbereitung im Kompetenzzentrum SWISSINT wurde ich unter anderem über verschiedenste Gefahren in Ghana, wie zum Beispiel Umweltrisiken oder Kriminalität, geschult. Ich habe dabei ebenfalls mein Einsatzmaterial erhalten und wir überprüften die Reisedokumente und den Impfpass. Meine Ausbildung für die militärische Friedensförderung und die Erfahrungen, die ich bereits in früheren Auslandseinsätzen auf dem Balkan machen durfte, halfen mir in der Einsatzvorbereitung für Ghana insbesondere darin, mich mehr auf die Unterrichtsmaterie und den Inhalt zu konzentrieren anstelle administrativer Aufgaben.

 

Welches sind Ihre grössten Herausforderungen?

Neben den schlechten Strassen und dem rauen Klima liegen meine Herausforderungen oft in der technischen, logistischen oder personellen Natur. Hier sind Strom- oder Internetausfälle beinahe Normalität. Ab und zu ist auch die Organisation zwischen den verschiedenen Teilen des KAIPTC etwas mühsam, da vieles manchmal improvisiert ist, sich verzögert oder entweder in letzter Minute erledigt wird oder sich im Gegensatz dazu über Monate hinzieht. Dies erschwert zwar meine Arbeit, es ist aber gerade diese ständige Anpassungsfähigkeit und die notwendige Flexibilität, die diese Missionsherausforderungen spannend machen.

 

Was waren Ihre ersten Eindrücke vom Einsatzgebiet?

Ich reiste im Spätherbst nach Ghana und das in dieser Jahreszeit vorhandene tropische Klima brachte mich sofort in Einsatzstimmung. Die Hauptstadt Accra ist riesig, laut, pulsierend, chaotisch sowie sehr staubig und sandig, aber dennoch feucht. Überall gibt es zahlreiche Stände, die Essen, Lebensmittel oder andere Konsumgüter verkaufen – alles in allem wirkt dies wie ein grosser, permanenter Flohmarkt, der sich überall dort ausbreitet, wo eine Strasse vorhanden ist. Accra liegt am Meer und die Luft ist frisch. Am Horizont reihen sich grosse Containerschiffe und Tanker aneinander, die im Hafen von Tema, nahe der Hauptstaat anlegen. Unter der prallen Sonne gehen die Leute langsam. Die lokale Bevölkerung ist freundlich und ruhig – bis auf die Tro-Tro-Fahrer (öffentliche Minibusse), die alles tun, um ihre Fahrgäste zu bekommen. Viele Fahrzeuge sind in schlechtem Zustand und viele Strassen und Gebäude baufällig. Es liegt viel Abfall, alte Kleider und Plastik herum und verunreinigen damit den Boden und die Strände. Trotzdem überwiegt weitgehend das Gefühl der Sicherheit und der "afrikanische Groove" ist deutlich zu spüren. Der Kulturschock war anfangs aber sehr gross.

 

Bringt Ihr Einsatz ein Mehrwert für Ihre berufliche Karriere oder die persönliche Entwicklung?

Unbestritten. Das Leben in Westafrika beeinflusst die eigene Persönlichkeitsentwicklung. Das Leben in dieser Region liegt an der Antipode zum Leben in Europa – es ist komplett anders. Ganz zu schweigen von der persönlichen und beruflichen Bereicherung durch den Einsatz selbst, welcher in vielen Bereichen einem alles abverlangt.

 

Gibt es ein prägendes Erlebnis oder ein Highlight aus Ihrer bisherigen Zeit im Einsatz?

Frau Nene Annan, die Witwe des verstorbenen UNO-Generalsekretärs, Kofi Annan, dem das Ausbildungszentrum seinen Namen verdankt, besuchte uns. Dass ich dabei mit ihr sprechen konnte, war sicher einer der bewegendsten und eindrücklichsten Momente meines Einsatzes.

 

Welche Voraussetzungen muss man für diese Funktion mitbringen?

Neben den fachlichen Fähigkeiten muss man eine gewisse Gelassenheit, Geduld, Toleranz und Zurückhaltung mitbringen. Das Lebenstempo ist wirklich anders, als wir es uns gewohnt sind und das Unerwartete trifft oft ein.

 

Was war Ihre Motivation, um diesen Einsatz in der militärischen Friedensförderung zu leisten?

Ich wollte schon immer die sehr unterschiedlichen und wenig bekannten Sitten und Kulturen im Westen von Subsahara-Afrika erleben. Ebenfalls ermöglichen es einem die Einsätze in der militärischen Friedensförderung sich selbst herauszufordern, indem man die Komfortzone verlässt und man für einige Zeit in fernen Ländern lebt und gleichzeitig einen Beitrag zum Frieden im Ausland beiträgt. Für mich ist es eine wertvolle Erfahrung, vor allem weil unsere Unterstützung der Ärmsten und die Hilfe für fragile Institutionen wirklich einen Unterschied ausmacht und wichtig für die Stabilität einer Region sind. Ich fühle mich geehrt, dass ich dazu beitragen kann.


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