Taube, Pferd und Motor – Funktionen aus alter Zeit
Die WEA – ein aktuelles Thema. Doch schon immer hat sich unsere Armee weiterentwickelt und verändert. Cuminaivel hat sich mit den Truppengattungen aus dem Soldatenbuch von 1959 beschäftigt.
23.01.2018 | cb

Das Soldatenbuch von 1959 klärt den Wehrmann im letzten Teil des Buches kurz und knapp über die Vielfältigkeit der Schweizer Armee auf. Die verschiedenen Abteilungen (Infanterie, Leichte Truppen, Artillerie, Genietruppen, Materialdienst, Verpflegungstruppen usw.) werden bildhaft illustriert und die einzelnen Truppenfunktionen beschrieben. Dem heutigen Soldaten scheinen einige Funktionen, wie den Kavalleristen oder den Telefon-Störtrupp, ziemlich fremd. Die Beschreibung einer Feldbäckerei lässt sich auch nur mit einem Schmunzeln lesen. Wie heute die Weiterentwicklung der Armee (WEA) ein grosses Thema ist, war die Schweizer Armee auch in der Vergangenheit nicht von Veränderungen gefeit.
«Mutig und kühn entschlossen voran!» – Die Leichten Truppen
«Wendigkeit und Schnelligkeit sind kennzeichnend und verbinden», dadurch konnte sie die Kampfaufgabe der langsameren Infanterie übernehmen. «Blitzschnelles Handeln», das waren die Stärken der Kavalleristen, Motordragoner und Radfahrer. Kavalleristen, Motordragoner und Radfahrer? Ja, richtig gelesen, Funktionen, die es heute in dieser Art nicht mehr gibt. Sie alle waren mit ähnlichen Kampfmitteln ausgerüstet: Karabiner, Maschinenpistole, Raketenrohr, Wurfausrüstung und Handgranaten. Der Unterschied bestand lediglich im fahrbaren Untersatz. Der gehufte Vierbeiner, die eigene Muskelkraft oder der kraftstoffverbrennende Antrieb brachte den Leichten Truppen die besonderen Aufgaben. Der Kavallerist wurde im unwegsamen, waldigen Gelände für den überraschenden Angriff befohlen. Dabei schützte er ungedeckte Flanken und war für die Aufrechterhaltung der Verbindungen zuständig. Der Motordragoner war mit seinem Motorrad schnell und flexibel auf Strassen unterwegs. Er fing Fallschirmjäger ab und hielt wichtige Gebietsabschnitte bis zum Eintreffen der Infanterie. Der Radfahrer hingegen, bewegte sich geräuschlos, war auf schmalen Wegen, ja selbst auf unwegsamen Gelände einsetzbar.
«Verbindung bis zuletzt und um jeden Preis!» – Die Übermittlungstruppe
Im Krieg ist die Kommunikation der Truppe das A und O. Ohne Kommunikation kann keine Verteidigung koordiniert und Massnahmen ergriffen werden. Die Telegraphen-Pioniere, Funker-Pioniere und die Peilleute sorgten für die Verständigung innerhalb der Truppe. Nicht zuletzt wurden die im Land fest bestehenden Brieftaubenstationen, «durch die mobilen Brieftaubenstationen der Armee ergänzt». Das wichtigste Mittel zur Erfüllung ihrer grossen Aufgabe war und blieb Draht und Funk. Aber das weitverzweigte Drahtverbindungsnetz war gegnerischer Einwirkungen ausgesetzt und musste deshalb durch die Telefon-Störpatroullie dauernd überwacht und instandgehalten werden. Sie haben ihre heikle Arbeit oft ohne Deckung unter Feindeinwirkung ausgeführt.
«Jede FHD ersetzt im Ernstfall einen Soldaten» – Der Frauenhilfsdienst
Beim FHD (Frauenhilfsdienst) gibt es ebenfalls die Funktion des Brieftaubendienstes: «Der Brieftaubendienst verlangt vor allem Tierliebe. Die Aufgaben der FHD in der Brieftaubenstation sind: Pflege und Wartung der Tauben, Aufzucht, Ausbildung und Training der Tiere.» Der Aufgabenbereich des FHD lag aber nicht nur beim Brieftaubendienst. «Der Aufgabenkreis der FHD liegt überall da, wo Waffen nicht gebraucht werden, und entspricht demjenigen des zivilen Lebens.» Dazu zählten beispielsweise der Motorfahrerhilfsdienst, Kochhilfsdienst, Fürsorgehilfdienst oder der Warndienst.
Im Soldatenbuch werden alle Abteilungen und Funktionen mit einer kurzen Beschreibung vorgestellt. Für jede Truppengattung ist ein Leitspruch formuliert. Cuminaivel hat für Euch die besten Sprüche zusammengetragen:
- «Infanterist sein heisst tragen und schlagen.» – Die Infanterie
- «Wir sind der lange Arm der höheren Führung» – Die Artillerie
- «Der Schild der Heimat nach oben!» – Die Fliegerabwehr
- «Wir halten!» – Die Festungstruppen
- «Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt!» – Der Sanitätsdienst
- «Ohne Verpflegung keine Kampfkraft!» – Die Verpflegungstruppen
- «Brücke vom Wehrmann zur Familie.» – Die Feldpost