Abschluss der WEA: regionale Verankerung – die Armee in Ihrer Nähe
Das Projekt «Weiterentwicklung der Armee», kurz WEA, wurde am 31. Dezember 2022 abgeschlossen; der Bundesrat hat den Abschlussbericht am 2. Juni 2023 verabschiedet. Im letzten Artikel unserer Artikelserie geht es um die regionale Verankerung. Diese ermöglicht der Armee, die zivilen Behörden rasch und flexibel zu unterstützen.
27.07.2023 | Kommunikation Verteidigung, Anthony Favre

Die regionale Verankerung war der vierte und letzte Kernpunkt der WEA. Dabei ging es darum, die vier Territorialdivisionen zu stärken, indem ihnen Truppenkörper unterstellt werden, und zwar je ein Stabsbataillon, vier Infanteriebataillone (bzw. fünf im Fall der Territorialdivision 1), ein Geniebataillon und ein Rettungsbataillon. Auf diese Weise können die Territorialdivisionen die zivilen Behörden mit Katastrophen- und Sicherungseinsätzen schnell und flexibel unterstützen.
Dezentralisierung des Materials
Zur regionalen Verankerung gehörte auch die Dezentralisierung des Materials. Jedem Verband wurde eines der fünf Armeelogistikcenter, das heisst Grolley (FR), Hinwil (ZH), Monteceneri (TI), Othmarsingen (AG) oder Thun (BE), zugeteilt. Zu Beginn eines Wiederholungskurses oder bei einer Mobilmachung übernimmt jeder Verband seine Ausrüstung immer am selben Ort – in dem für ihn zuständigen Armeelogistikcenter. Aufgrund der Ausrüstungslücken, die in einem der vorhergehenden Artikel erwähnt wurden, konnte jedoch nicht das gesamte Material dezentralisiert werden. Deshalb müssen die Verbände zur Übernahme ihres Materials teilweise grosse Distanzen zurücklegen.
Gestärkte Kooperation mit den zivilen Behörden
Die Zusammenarbeit zwischen den Territorialdivisionen, den Verbänden und den Logistikcentern wurde überprüft und trainiert, um sicherzustellen, dass die Prozesse gut eingespielt sind. Auch die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden geht gestärkt aus der WEA hervor (siehe Interview unten). Die regionale Verankerung hat sich, genauso wie die Wiedereinführung der Mobilmachung (siehe Artikel), bereits in der Einführungsphase in der Corona-Pandemie bewährt. Verschiedene Verbände wurden während der Pandemie mobilisiert und unterstützten die zivilen Behörden erfolgreich in unterschiedlichen Bereichen.
Drei Fragen
Drei Fragen an Oberst Nicolas Jobin, Chef kantonaler Territorialverbindungsstab (KTVS) Kanton Genf. Diese Stäbe, von denen es pro Kanton einen gibt, bestehen aus erfahrenen Offizieren und stellen die Zusammenarbeit zwischen den zivilen Behörden und der Armee sicher. Sie beraten die Kantone zu möglichen Unterstützungseinsätzen und koordinieren die entsprechenden Gesuche. Bei Einsätzen stellen sie die Verbindung zwischen der Armee und dem Kanton sicher. Sie bilden auf kantonaler Ebene die Brücke zwischen der zivilen und der militärischen Welt.
Oberst Nicolas Jobin, die WEA hat die regionale Verankerung der Armee gestärkt. Wie äussert sich das im Kanton Genf?
Es gibt nun eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem Kanton und der Armee. Die regionale Verankerung hat den verschiedenen Akteuren auf Seiten der zivilen Behörden und der Armee ermöglicht, sich besser kennenzulernen. Sie zeigt sich auch durch eine deutliche Zunahme der Einsätze zugunsten der kantonalen Behörden in den letzten Jahren. In den letzten fünf Jahren gab es in Genf jährlich mindestens einen bis zwei Einsätze zugunsten der kantonalen Behörden, in deren Rahmen 100 bis 1000 Armeeangehörige mobilisiert wurden. Erwähnen lassen sich beispielsweise das Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Joe Biden und Wladimir Putin im Juni 2021, die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation im Juni 2022 und natürlich der Kampf gegen das Coronavirus.
Welche Herausforderungen sind damit verbunden?
Die Beurteilung der Bedrohungslage ändert sich unaufhörlich und das Einsatzspektrum wächst. Es ist deshalb notwendig, dass der KTVS aus Armeeangehörigen mit unterschiedlichen militärischen Ausbildungen besteht (Infanterie, Genie und Rettung, Sanitätsdienst usw.), welche die militärischen Mittel und deren Einsatzmöglichkeiten kennen. Das ermöglicht eine zweckmässige Beratung der zivilen Partner. Im Einsatz gegen das Coronavirus haben wir beispielsweise ganz unterschiedliche Leistungen erbracht: etwa die Unterstützung der Genfer Universitätsspitäler, der Kantonspolizei bei der Überwachung von diplomatischen Missionen und des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit bei Grenzkontrollen an der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit den zivilen Partnern?
Die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet. Die Personen, deren Bedürfnisse, deren Arbeitsweise und deren Sprache, aber auch deren Grenzen zu kennen, erleichtert die Zusammenarbeit enorm.