"Mir ist es wichtig zu wissen, wo wir als Führung die Leute unterstützen können"
Das Nationale Support Element (NSE) der SWISSCOY erbringt sowohl operationelle Leistungen zugunsten der KFOR als auch nationale Leistungen zugunsten des Schweizer Kontingents. Gegliedert ist die NSE in den Logistikzug, den Pionierzug, den Transportzug sowie das Kommando. Letzteres übernimmt die Führung analog einer Kompanie und ist damit für den Dienstbetrieb, die Bestandeskontrolle sowie die Buchhaltung zuständig. Im Gespräch erzählt Oblt Sebastian Gemperli, stellvertretender Kommandant des NSE, wieso er sich für einen Einsatz entschieden hat und wie sein Alltag in der SWISSCOY aussieht.
25.07.2023 | Interview geführt von Fachof Xhetare Rexhaj, Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 48

Sebastian Gemperli, wie erleben Sie Ihre Zeit hier in der SWISSCOY?
Wir haben nun fast schon Halbzeit im Einsatzraum und ich vermisse die Heimat natürlich, aber ich habe mich hier gut eingelebt. Das Umfeld trägt dazu bei, dass es mir hier so gut geht und wir ein sehr angenehmes Arbeitsklima haben. Das Camp Novo Selo, wo ich stationiert bin, ist selbstverständlich nicht mit Zuhause vergleichbar, so lernt man aber die Heimat umso mehr zu schätzen. Das Camp ist gross und ziemlich karg, ausserhalb vom Camp bietet sich jedoch eine schöne Aussicht mit vielen Hügeln, Wiesen und fast jeden Abend einen Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch. Interessant finde ich am Leben im Camp, dass wir hier international unterwegs sind. Ich schätze den Austausch mit den anderen Nationen sehr, das macht die Arbeit umso spannender.
Was haben Sie vor Ihrem Einsatz gemacht?
Zuletzt war ich Teamleiter bzw. Abteilungsleiter in der Logistikbranche. Seit der Lehre arbeite ich nun in diesem Bereich. Zudem habe ich eine Weiterbildung zum Logistikfachmann FA abgeschlossen und möchte mich nach dem Einsatz erneut weiterbilden. Ich sehe für diese Branche viel Potenzial für die Zukunft und arbeite sehr gerne in diesem spannenden Beruf. Zufälligerweise bin ich daneben auch noch im Logistik Bataillon 51 eingeteilt. In der Miliz fungiere ich in der Funktion des Stellvertretender Kompaniekommandant in der Stabskompanie. Weiter besetze ich die Vertretungsposition des S6, Chef der Führungsunterstützung, im Stab dieses Bataillons. In meiner jetzigen Funktion des Kommandant Stv NSE im Einsatz passt mein beruflicher Hintergrund, ich kann mein Knowhow aus Beruf und Miliz einbringen und Wissen weitergeben wo es gebraucht wird.
Sie sind stellvertretender Kommandant des Nationalen Support Elements – was sind Ihre Aufgaben in dieser Funktion?
Ich bin sozusagen der verlängerte Arm des Kommandanten NSE. Ich vertrete ihn dort, wo er nicht sein kann. Ich verantworte den Dienstbetrieb in allen nationalen Belangen. So besetze ich auch die Stelle des Stellvertretenden Kommandanten FOMD (Freedom of Movement Detachement). Tagsüber nehme ich Termine wahr, wie beispielsweise die wöchentlichen Commander Meetings unseres Camps, viele organisatorische Aufgaben fallen in meinen Tätigkeitsbereich, die „Officer in Charge“-Planung, diverse Kompaniearbeiten und die administrativen Arbeiten, die uns im Alltag auf Trab halten. Meine Arbeit kann ich nur so gut erledigen, weil die Zusammenarbeit mit meinem Feldweibel und dem Fourier reibungslos funktioniert und ich mich jederzeit auf sie verlassen kann. Zudem bin ich immer wieder im Camp unterwegs und fühle innerhalb der Kompanie den Puls: ich bin bei den Leuten, ich besuche sie, frage nach wie es ihnen geht. Es ist wichtig zu wissen, was die Leute beschäftigt und wo wir als Führung unterstützen können. Mir sind Transparenz und die Kommunikation innerhalb unserer Kompanie enorm wichtig. Nebst der Arbeit ist das Zwischenmenschliche wichtig, wir alle haben irgendwann Feierabend. Wir verzichten hier im Einsatz auf Vieles, vermissen unsere Liebsten zuhause, deshalb ist ein gutes Miteinander ausschlaggebend. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit und meinem Umfeld. Alle sind sehr motiviert und leisten eine sehr gute Arbeit. Der Kommandant NSE kann sich auf seine Leute verlassen, das tue ich nämlich auch.
Was motivierte Sie zu einem Einsatz in der Friedensförderung?
Mit 25 Jahren, also vor knapp 6 Jahren, wollte ich einen Einsatz leisten, das hatte dann aufgrund verschiedener Faktoren doch nicht geklappt. Während einer zweimonatigen Auszeit in England hatte ich dann viel Zeit nachzudenken und da kam mir der Gedanke, dass doch jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einsatz im Kosovo wäre. Der Gedanke fühlte sich richtig an, es war der richtige Zeitpunkt, privat sowie auch beruflich. So wusste ich, dass ich mich nach meinem Englandaufenthalt um die Bewerbung für den Einsatz im Kosovo kümmere. Gedacht, getan… jetzt bin ich hier.
Aber noch kurz zurück, weshalb ich überhaupt den Einsatz hier mache. Ich habe mich immer schon gefragt, wie so ein militärischer Einsatz im Ausland abläuft, insbesondere die Zusammenarbeit im internationalen Rahmen. Es ist eine einmalige Chance, im militärischen Kontext Erfahrungen zu sammeln und auch ein grosser Mehrwert für meinen zivilen Beruf. Sechs Monate weg vom gewohnten Umfeld, raus aus der Komfortzone und rein in eine doch unbekannte Welt, das ist ein Höhepunkt meiner militärischen Laufbahn und bringt mich persönlich weiter. Mit Blick auf die Zukunft kann ich mir durchaus vorstellen nochmals einen Einsatz zu leisten. Ich erlebe die Relevanz dieses Einsatzes hier hautnah mit, das Schweizer Kontingent erbringet vielfältige Leistungen zugunsten der KFOR und für ihre beiden Grundaufträge. Wir leisten einen wichtigen Beitrag und ich beteilige mich gerne daran.
Der Einsatzalltag ist anspruchsvoll – wo tanken Sie wieder Kraft?
Der Ausgleich ist mir sehr wichtig. Wir haben eine Joggingroute um das Camp, die ich irgendwann unbedingt noch ausprobieren muss (schmunzelt). Ansonsten finde ich meinen Ausgleich beim Sport, in Gesellschaft meiner Kameradinnen oder Kameraden oder ich verfolge die Spiele des FC St. Gallen – ich bin ein treuer Fan. Aber ich verbringe gerne auch Zeit alleine – es braucht auch hier eine gewisse Balance. Und ich bin ein News-Junkie, ich halte mich gerne up-to-date. Vor allem jetzt, wo ich weg von Zuhause bin, interessiert es mich natürlich was in der Schweiz passiert.
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