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Die Armee im Einsatz für die humanitäre Minenräumung

Minen, Kampfmittelüberreste und improvisierte Sprengfallen stellen während, aber auch noch Jahrzehnte nach dem Ende eines Konflikts eine grosse Bedrohung dar – insbesondere für die leidtragende Bevölkerung. Seit 1997 setzt sich die Schweizer Armee im Rahmen der militärischen Friedensförderung in der humanitären Minenräumung ein. Zugunsten dieses Auftrages entsendet sie Expertinnen und Experten weltweit in zahlreiche Einsatzgebiete, die mit ihrem freiwilligen Engagement einen Beitrag zum Frieden und zur Stabilität dieser Regionen leisten.

04.04.2023 | Kommunikation SWISSINT, Daniel Seckler

Titelbild
Die Schweiz engagiert sich weltweit zugunsten der humanitären Minenräumung mit Fachpersonal unterschiedlicher Bereiche, wie zum Beispiel hier in der Demokratischen Republik Kongo. ©SWISSINT, Tristan Chopard

Die Aufgaben in der militärischen Friedensförderung sind facettenreich: Zu den Tätigkeiten des dritten Armeeauftrags gehören so unter anderem die Überwachung von Waffenstillständen, das Verhindern von Eskalationen in Konfliktregionen oder das Unterstützen von Verhandlungslösungen. Einen weiteren wichtigen Teil stellt dabei das Engagement zugunsten der humanitären Minenräumung (HMR) dar. Das erste Engagement der Schweizer Armee in diesem Bereich erfolgte 1997 nach dem Krieg in Bosnien und Herzegowina. Heute stehen in der HMR Schweizer Armeeangehörige auf dem afrikanischen Kontinent in der Demokratischen Republik Kongo, in Mali, im Sudan sowie im Südsudan im Einsatz. Ihre fachliche Expertise bringen sie in verschiedenen Bereichen innerhalb der einzelnen Feldprogramme des Minenräumdienstes der UNO – dem United Nations Mine Action Service (UNMAS) – in den Einsatzgebieten ein. Ausserdem leisten weitere Schweizer Armeeangehörige in den Hauptquartieren der UNO in New York und in Genf Dienst. An den Einsätzen der UNMAS beteiligen sich sowohl Fachspezialistinnen und -spezialisten aus der Miliz sowie auch Expertinnen und Experten des Kommandos Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (KAMIR) der Armee. Ihr Engagement erfolgt in zivil und unbewaffnet.

Wertvolles Fachwissen aus der Miliz

Innerhalb der Feldprogramme der UNMAS leisten Fachspezialistinnen und -spezialisten unter Anderem Einsätze im Bereich des Informationsmanagements. Konkret geht es bei den Aufgaben dieser Armeeangehörigen darum, die Daten der humanitären Minenräumung auszuwerten: Von Minen und anderen Kampfmitteln geräumte Gebiete gilt es zu analysieren und diese Informationen in den spezifischen Datenbanken der UNMAS zu erfassen und zu verwalten. Diese Daten fliessen anschliessend unter Anderem in Minenkarten oder in Berichte ein, die zugunsten der internationalen Organisationen vor Ort oder der Mission verfasst werden. Das «Information Management System for Mine Action» (IMSMA), welches die UNMAS für die Datenerfassung zu diesem Zweck einsetzt, basiert auf spezifischer Soft- und Hardware als IT-Infrastruktur. Für diesen Bereich der humanitären Minenräumung sind daher insbesondere Angehörige der Miliz mit ihrem Fachwissen in der Informatik aus den Gebieten Datenbanken und Geographische Informationssysteme (GIS) gefragt.

Weitere Einsätze leisten Armeeangehörige im Bereich der Logistik. In der Funktion als Logistics Advisor kümmern sie sich um die Verwaltung und Bewirtschaftung der Ausrüstung, welche vor Ort für die Kampfmittelbeseitigung erforderlich ist. Diese reicht beispielsweise von Verbrauchsmaterial über Handschuhe bis hin zu komplexen Maschinen zur mechanischen Beseitigung von Landminen und anderen Sprengkörpern. Zu den Aufgaben des Logistics Advisor zählt weiter die laufende Zustandsbeurteilung der Ausrüstung der Mission, deren korrekte Lagerung sowie die ordnungsgemässe Entsorgung derselben am Ende ihrer Lebensdauer.

Mehrwert für die UNO und die Armee

Das Kommando KAMIR ist die Fachstelle der Schweizer Armee für Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung. Dessen Angehörige leisten nebst ihren Tätigkeiten in der Schweiz und der Alimentierung der Explosive Ordnance Disposal Teams (EOD) zugunsten der SWISSCOY/KFOR im Kosovo ebenfalls Einsätze innerhalb der UNMAS-Feldprogramme. Hierbei unterstützen sie diese beispielsweise im Kapazitätsaufbau im Bereich der Räumarbeiten vor Ort mittels Ausbildung, Qualitätskontrolle und Mentoring oder fungieren als Beratende oder in der Projektleitung. Vom Einsatz der KAMIR-Angehörigen profitiert einerseits die UNO aufgrund deren hohen Qualifikation und multifunktionellen Einsatzbarkeit, der Mehrsprachigkeit der Schweiz oder durch das fundierte Wissen über die Standards und Prozesse der Feldprogramme. Anderseits entsteht ebenfalls beim KAMIR wertvoller Return on Investment. So gewinnen die Expertinnen und Experten im Auslandseinsatz an Resilienz gegenüber den anspruchsvollen Einsatzbedingungen, erhöhen ihre Interoperabilität in einem komplexen und multikulturellen Umfeld oder können gefestigte Kenntnisse von ausländischer Munition unter Realbedingungen erhalten. Das im Auslandseinsatz gewonnene Fachwissen fliesst dementsprechend direkt in die Schweizer Armee mit ein.

Koordiniertes Vorgehen des Bundes

Die humanitäre Minenräumung kann auf grosse Erfolge zurückblicken. Seit dem Ende des Kalten Krieges konnten über 30 Staaten vollständig von Minen geräumt werden und in zehn Ländern wurden alle Rückstände von Streumunition entfernt. Die betroffenen Gemeinschaften werden heute zudem genauer über die Gefahren informiert und Überlebende von Unfällen besser versorgt. Trotz all dieser Fortschritte fordern Personenminen, Streumunition und explosive Kriegsmunitionsrückstände wie z.B. Blindgänger jährlich noch immer tausende Opfer. Schliesslich ist zu beachten, dass das Ende eines bewaffneten Konfliktes keine unmittelbare Entlastung für die betroffene Bevölkerung bringt: Minen und andere nicht-explodierte Kampfmittel bleiben auch nach Konfliktende aktiv. Die Schweiz engagiert sich in der humanitären Minenräumung, um die betroffenen Menschen bei der Bewältigung dieser Bedrohungen zu unterstützen.

Das VBS unterstützt dabei primär mit Expertise: Gemäss dem Prinzip der «Hilfe zur Selbsthilfe» geht es im Einsatzgebiet darum, einheimische Fähigkeiten – Räumkapazitäten, aber auch Management- und Führungsstrukturen – aufzubauen, zum Einsatz zu bringen und das notwendige Wissen nachhaltig zu vermitteln. Die Einsätze der Armee richten sich nach den aussen- und sicherheitspolitischen Vorgaben. Dabei stimmt sich das VBS eng mit dem EDA ab, welches sich ebenfalls stark in diesem Bereich engagiert. Ein Beispiel dieser Koordination ist der Aktionsplan Humanitäre Minenräumung 2023 – 2026, der am 4. April 2023 publiziert wird.


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