Ein Zielfernrohr ist keine Brille: Künstliche Intelligenz lernt Militärisch
Jeder hat schon mal mit Google, Deepl oder weiteren Tools Textbausteine übersetzt. Das geht schnell, schont Ressourcen und die Qualität der Übersetzungen ist mittlerweile sehr gut, wenn auch noch nicht fehlerfrei. Dahinter steht künstliche Intelligenz. Doch Fremdsprachen sind nicht Militärsprache. Um Befehle künftig mehrsprachig anzubieten, baut ein Innovationsprojekt die künstliche Intelligenz eines marktüblichen Produkts aus. Nun sind Testerinnen und Tester gesucht.
02.11.2022 | Projekt LE V/A, Tomas Huber

Militärische Begriffe nutzen verhältnismässig wenig Menschen. Deshalb erlernen die bekannten Übersetzungstools militärische Begriffe ungenau oder falsch. Das führt zu Lachern, wenn militärische Fachbegriffe zivil übersetzt werden. So wird zum Beispiel aus dem Zielfernrohr, la lunette, die Brille. Zudem sind Befehle oft klassifiziert, weshalb die Nutzung einer Cloud-basierten, öffentlichen Anwendung verboten ist.
Bisher meistens einsprachig
Für militärische Stäbe und Schulen bedeutet dies, dass Befehle immer manuell von der Ausgangssprache in die anderen Amtssprachen übersetzt werden müssen. Der Aufwand ist enorm und oft wird diese Arbeit durch militärisch hochqualifiziertes Personal erledigt, dessen Ressourcen an anderen Orten mehr Wert generieren könnte. Oder, man verzichtet völlig darauf, den Befehl zu übersetzen. Das generiert möglicherweise Mehraufwand oder Missverständnisse auf den Anwenderstufen.
Versuch zwei solls richten
Das zuständige Innovationsteam des Projektes LE V/A hat aus mehreren Produkten das passende ausgewählt und vor wenigen Monaten einen ersten Test durchgeführt. Dieser war wenig erfolgreich, weil der Lernanspruch zu hoch war. Vom Erstklässler zum Maturanden in wenigen Wochen war zu ambitioniert. Inzwischen wurden Anpassungen vorgenommen und die künstliche Intelligenz hat einige verkürzte Schuljahre in Militärsprache absolviert. Bühne frei für Versuch zwei.
November ist Testmonat: hilf mit!
Im November soll das ausgebaute Produkt so richtig an die Grenzen kommen. Künstliche Intelligenz braucht keine Pausen, ist schmerz- und ermüdungsfrei und – hätte sie Emotionen – freut sich auf eine anspruchsvolle Challenge. Dabei geht es um die Sprachen Deutsch und Französisch und zwar in beiden Richtungen.
Willst du ausprobieren, wie gut die künstliche Intelligenz funktioniert? Gerne geben wir dir einen Zugriff, damit du selber austesten und beobachten kannst wie sich die Qualität dank der künstlichen Intelligenz verbessert. Melde dich dafür direkt beim Projektleiter Tomas Huber (tomas.huber@vtg.admin.ch).
Im Dezember folgen die Auswertungen, damit Ende Jahr feststeht, ob die Übersetzungssoftware ihr «Militärisch-Diplom» entgegennehmen kann und das Angebot V-weit ausgerollt wird.

Veränderung in Phasen: Zauberwort «evolve»
Um Ideen, die Mehrwert generieren, nicht so lange in umfassende Papiere zu giessen, bis sie alt und überholt sind, wird im Innovationsteam LE V/A der «evolve»-Ansatz verfolgt. Damit wird in der Regel ein marktübliches Produkt soweit angepasst, dass es den Bedürfnissen der Truppe dient. Das geschieht nicht im stillen Kämmerlein, sondern mit Versuchen, Rückmeldungen, Verbesserungen und neuen Versuchen. Das nützt allen: Die Tester können sich einbringen, die Entwickler erhalten Basiswissen und realistische Alltagsszenarien. Fazit: Solange ein Projekt unter «evolve» läuft, wird noch experimentiert und ausgebaut.