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Die Anlaufstelle für Gender-Themen: Fachoffizier Miranda Rohner

Fachoffizier Miranda Rohner ist S1 im SWISSCOY Kontingent 46. In ihrer Zusatzfunktion amtet sie zusätzlich als «Gender Focal Point» (GFP) innerhalb der KFOR. Im Juni hielt sie bei der KFOR eine Präsentation über die Thematik und ihre Rolle. Im Folgenden erzählt sie selber, was Gender überhaupt bedeutet, was ihre Funktion als GFP beinhaltet und weshalb sie so wichtig ist.

05.07.2022 | Wm Alexandra Andrist, stellvertretende Presse- und Informationsoffizierin SWISSCOY 46

Fachof Miranda Rohner: S1 und «Gender Focal Point» im SWISSCOY Kontingent 46

Miranda, vor wenigen kurzem hast du im Hauptquartier der KFOR eine Präsentation zum Thema «Gender» gehalten. Wie waren die Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer?

Die Reaktionen, die ich auf die Präsentation erhielt, waren durchwegs sehr positiv und es gab viele spannende Rückmeldungen zum Thema. Es war auch ein spannendes Publikum, denn der Präsentation wohnten die Kommandanten der Liaison and Monitoring Teams sowie deren Stellvertreter bei.

 

Wie war es für dich im Hauptquartier einen Vortrag zu halten?

Es war eine tolle Erfahrung, von der ich auch künftig profitieren kann. Einzig die Organisation ist nicht vergleichbar mit Schweizer Standards. Wie immer bei einem solchen Einsatz brauchte es auch hier eine grosse Portion Flexibilität und Improvisationsgeschick.

 

Was ist alles unter Gender zu verstehen?

Das ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Unter Gender versteht man die gesellschaftliche Geschlechterrolle oder auch die sozialen Geschlechtsmerkmale. Es bezieht sich also auf alles, was in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird. Im Unterschied dazu steht das biologische, bei der Geburt zugewiesene Geschlecht.

Im Englischen funktioniert die Begriffsabgrenzung besser, da man mit den Begriffen «gender» (soziales Geschlecht) und «sex» (biologisches Geschlecht) zwei verschiedene Worte hat.

Wichtig ist dabei zu verstehen, dass diese Geschlechterrollen nicht festgelegt sind, sondern sich wandeln können und von Umwelt, Religion oder der Geschichte beeinflusst werden.

 

Als S1 bist du für das Personelle verantwortlich. Passt die Zusatzaufgabe des Gender Focal Points zu deiner Funktion?

Ich finde, die Funktion ist eine sehr gute Ergänzung. Meiner Meinung nach wäre es aber auch denkbar, den GFP bei einem Liaison and Monitoring Team (LMT) anzusiedeln. Der Fokus der LMT liegt vor allem in der Aussensicht und die Teams stehen täglich mit der Lokalbevölkerung in Kontakt. Dies ist in meiner Funktion als S1 natürlich weniger der Fall, da ich einen grossen Teil des Tages im Büro und Arbeiten zu Gunsten des Kontingents verbringe. Die Funktion des GFP ist erst zum zweiten Mal innerhalb der SWISSCOY angesiedelt und die Strukturen befinden sich noch im Aufbau. Aber ich freue mich sehr, meinen Teil hier beizutragen und nach Möglichkeit weiter zu optimieren.

 

Was genau machen die Gender Focal Points in der KFOR?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Aufgaben des GFP immer nach aussen gerichtet sind. Es geht also nicht um Fragestellungen oder Schwierigkeiten innerhalb eines Kontingentes, sondern es geht darum die Aktivitäten der KFOR im Land mit einer «Gender-Brille» zu betrachten, damit alle Teile der Bevölkerung unterstützt und miteinbezogen werden und nicht nur einzelne Gruppen.

Die Gender Focal Points arbeiten eng mit der Gender Advisor (GENAD) der KFOR zusammen und diese berichtet direkt an dem COM KFOR.

 

Wie wurdest du auf diese Aufgabe vorbereitet?

Während der Ausbildung in Stans-Oberdorf hatte ich Ausbildungsblöcke mit dem Chef Ausbildung und ich erhielt viel Literatur und Berichte zum Thema, mit denen ich mich einlesen konnte.

Wenige Wochen nach Beginn des Einsatzes konnte ich zusätzlich noch eine dreitägige Online-Ausbildung vom Schwedischen Ausbildungszentrum (SWEDINT) besuchen. Dort ging es darum, anhand von Fallbeispielen und in Gruppendiskussionen das bewusste Tragen dieser «Gender-Brille» zu trainieren und mögliche Gefahren dabei zu identifizieren. Das fand ich super und unglaublich spannend, da ich mich mit Gender Focal Points in der ganzen Welt austauschen und diskutieren konnte.

 

Wozu braucht die KFOR einen Gender Advisor respektive jede Nation einen Gender Focal Point?

Es geht darum, dass die KFOR in ihren Aktivitäten alle Teile der Gesellschaft respektive alle Menschen im Kosovo berücksichtigt. Dabei ist es essentiell, dass alle Gruppen in der Bevölkerung miteinbezogen werden und nicht – so wie es früher oft passierte – beispielsweise nur die Männer, die wichtige politische Ämter bekleideten. Es geht auch um die Mütter oder die Älteren im Dorf, die durch ihre «Brille» andere Aspekte bedenken und andere Prioritäten setzen. Nur so kann die Unterstützung auch langfristig Früchte tragen und das ist das Ziel.

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